1782 - Der Feuer-Vampir
Freund und Mitbewohner hat mich dann alarmiert, den Rest kennst du ja.«
»Sicher.« Ich wollte auch nichts mehr fragen und sagte nur: »Dann lass uns in dein Büro fahren...«
***
Nach geraumer Zeit trafen wir ein und ich stellte zunächst meine Reisetasche zur Seite. In einem Hotel musste ich nicht schlafen. Karina besaß eine sehr große Wohnung in einem Altbau. Dort standen mehrere Zimmer leer und eines davon war als Gästezimmer eingerichtet worden.
Karina hatte schon alles bereit gelegt. Auf dem Schreibtisch lag das, was mich interessierte. Es waren die Fotos von den Tatorten, was heißt, es gab eigentlich nur einen Tatort, und das war die Wohnung des Informanten Otto.
Ich schaute mir die Bilder an. Sie waren alles andere als erbaulich.
Man stellte sich automatisch die Frage, auf welche Art und Weise dieser Otto verbrannt war.
Wie war es dazu gekommen, dass er eine so kleine schwarz verbrannte Gestalt hatte werden können? Wer hatte ihn angesteckt oder in irgendein Feuer geworfen?
Ich wusste es nicht. Und es war auch nicht herauszufinden, wenn man sich genauer mit den Bildern beschäftigte.
Der zweite Mensch war durch eine Explosion ums Leben gekommen und sah entsprechend aus. Jemand hatte einen primitiven Zünder scharf gemacht und ihm die Sprengladung dann in die Hände gedrückt.
»Und du hast keine Spur gefunden?«
»Nein, ich weiß nicht, wer dahintersteckt. Ich gehe davon aus, dass es unsere Freunde sein könnten.«
»Die Erben...?«
»Ja.«
Ich nickte. »Zutrauen würde ich es ihnen. Ich frage mich nur, was sie damit erreichen wollen.«
»Das weiß ich nicht.«
»Hat man dich denn schon angegriffen?«
»Nein, noch nicht. Obgleich ich davon ausgehe, dass sie über meine Aktivitäten Bescheid wissen.« Sie lachte auf. »Die haben ihre Spitzel überall und sind perfekt informiert.«
»Also gibt es keine Spuren?«
»Eigentlich nicht, aber man untersucht den Laptop noch. Er hat die Explosion einigermaßen überstanden. Bisher warte ich auf ein Ergebnis. Ich bin nur gespannt, was da gespeichert ist.«
»Hast du viel Hoffnung?«
»Nein. Otto war ein vorsichtiger Mensch. Er wollte nicht zu viel von sich preisgeben.«
»Okay, aber wir müssen irgendwann weiterkommen. Wer hat Otto angezündet?«
»Das weiß ich nicht. Aber noch etwas hat die Explosion überstanden.« Karina zog eine Schublade auf und holte ein Foto hervor. Es hatte DIN-A4-Größe und zeigte kein normales Motiv, sondern einen hellen Totenschädel.
»Das scheint das große Rätsel zu sein«, bemerkte Karina.
Ich lachte. »Ach ja, der Schädel.« Ich zog die Fotografie zu mir heran, um sie aus der Nähe zu betrachten. Automatisch fiel mein Blick auf das breite Maul, und da hatte ich schon den Beweis. Aus dem Oberkiefer ragten die beiden spitzen Zähne hervor. Sie waren perfekt erhalten wie die anderen Zähne auch.
»Und? Was sagst du, John?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ein kleines Kunstwerk, würde ich meinen. Ein echter Vampirschädel. Da fragt man sich, wo er herkommt und wie alt er ist.«
»Und er war für Otto so wichtig, dass er mich unbedingt informieren wollte.«
»Du hast keine weitere Spur?«
»So ist es.«
»Das ist schlecht.«
»Es könnte ja sein, dass ich eine Spur in diesem Fall bin.«
»Wieso das denn?«
»Dass ich diejenige bin, von der die andere Seite annimmt, dass ich mehr weiß und sie mir deshalb auf die Pelle rücken wollen.«
»Du siehst dich als Lockvogel?«
»So ähnlich.«
Ich verzog das Gesicht. »Ist das nicht etwas weit hergeholt?«
»Kann sein, John, aber es ist eine Möglichkeit. Das meine ich zumindest.«
Ich verstand Karina. Aber so kamen wir nicht weiter. Es gab zu viele Löcher, in die wir hineingriffen. Wir hatten nichts, auf das wir aufbauen konnten.
»Wer hat diesen Otto verbrannt?«, murmelte ich vor mich hin.
»Keine Ahnung. Irgendjemand muss ihm das Feuer gebracht haben. Und ich frage mich auch, wo dabei der Zusammenhang mit diesem Vampirschädel besteht.«
»Die Frage ist, wer den Schädel jetzt hat. Und was hat er mit ihm vor?«
Es waren die beiden wichtigen Fragen, auf die wir keine Antwort wussten.
Schließlich sagte ich: »Wir sollten der anderen Seite die Chance geben, auf uns zuzukommen.«
»Und wie stellst du dir das vor?«
»Keine Ahnung. Jedenfalls denke ich, dass man nichts anderes tun kann. Wir verhalten uns völlig normal. Dann werden wir sehen, was passiert.«
»Ja, damit könnte ich mich anfreunden.«
Ich nickte. »Gut, und was machen wir
Weitere Kostenlose Bücher