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1784 - Geisterauge

1784 - Geisterauge

Titel: 1784 - Geisterauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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knappen Blick zu, wobei ich hoffte, dass sie eine Antwort wusste.
    Sarah rieb ihre Augen. Dann blies sie die Luft durch den Mund. »Ja, dann werde ich jetzt zu meinen Eltern gehen.«
    »Das geht nicht«, sagte Jane.
    »Warum nicht?«
    Jetzt musste der Detektivin blitzschnell eine Ausrede einfallen. Das schaffte sie auch, denn sie sagte, wobei ihre Stimme schon überzeugend klang: »Sie sind nicht da.«
    »Ach!«
    »Tut mir leid, aber...«
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Das kann ich auch nicht sagen. Aber wenn du willst, können wir uns um dich kümmern.«
    »Nein, wieso?«
    »War nur ein Vorschlag.«
    »Ich komme allein zurecht«, behauptete sie und senkte danach den Kopf.
    Jane und ich standen vor einem Rätsel. Vielleicht auch vor einem Phänomen. Wer war dieses Mädchen wirklich? Oder anders gefragt: Was hatte man mit ihm gemacht?
    Keiner von uns wusste es, es stand nur fest, dass Sarah manipuliert worden war, aber von wem und durch wen? Es war schwer für uns vorauszusagen, wie es weitergehen sollte. Wir wussten es nicht, und das ärgerte mich.
    In der Wohnung konnte sie nicht bleiben. Der Meinung war auch Jane Collins. Also mussten wir sie irgendwo hinbringen, aber wo war sie am besten aufgehoben? Außerdem musste sie unter unserer Kontrolle bleiben, und da eignete sich Janes Haus als die beste Lösung.
    Wir sprachen darüber und waren uns sehr schnell einig. Allerdings mussten wir Sarah dazu bringen, uns zu folgen, was sicherlich nicht einfach sein würde.
    Sie schaute an sich hinab und stieß einen leisen Ruf aus. »Himmel, was ist denn das?«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Ja, die Flecken. Die – sie – sind braun. Ich weiß nicht, wie sie dorthin gekommen sind.«
    »Keine Panik, das geht schon in Ordnung. Du hast dich beschmutzt«, sagte Jane.
    »Und wobei?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Das Mädchen überlegte. Es zog die Augenbrauen zusammen, dann nickte es und kam wieder auf seine Eltern zu sprechen. »Ihr wisst also nicht, wohin sie gegangen sind?«
    »So ist es«, flüsterte Jane.
    »Dann werde ich auf sie warten.«
    »Das ist nicht gut.«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir dich hier nicht allein lassen wollen. Wir werden zu mir gehen. Ist das okay?«
    Sarah sagte nichts. Sie schaute nur die Detektivin an. Ihr Mund hatte sich geöffnet, aber Worte drangen nicht hervor. Sie schüttelte den Kopf und zeigte uns so, dass sie mit dem Vorschlag nicht einverstanden war.
    »Ich bin kein kleines Kind mehr.«
    »In diesem Fall schon. Es ist wirklich besser, wenn du mit zu mir kommst.«
    »Und meine Eltern?«
    »Darüber reden wir, wenn wir bei mir sind.«
    Sarah starrte gegen den Boden. Dann stand sie mit einer ruckartigen Bewegung auf, blickte uns an und sagte einen Satz, den wir nicht erwartet hatten.
    »Sie sind tot, nicht?«
    Das war hart. Ich hatte Mühe, mich zu fangen und eine Frage mit normal klingender Stimme zu stellen.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Das spüre ich.«
    Sie hatte eine klare Antwort gegeben. Ihre Stimme hatte nicht einmal dabei gezittert. So wie sie sich jetzt verhielt, hatte es den Anschein, dass es ihr fast egal war, ob ihre Eltern lebten oder schon tot waren.
    »Und wieso spürst du das?«, fragte Jane.
    »Es ist in mir.«
    »Mehr sagst du nicht dazu?«
    »Nein. Sie sind aber tot – oder?«
    Sagten wir ihr die Wahrheit oder mogelten wir uns daran vorbei? Ich hatte mich entschieden und sagte die Wahrheit.
    »Ja, sie sind beide nicht mehr am Leben, sie sind tot. Leider.«
    »Aha.« Plötzlich lächelte sie, was uns wiederum wunderte. So reagierte man nicht. Das hatte nichts mehr mit einer menschlichen Reaktion zu tun.
    Sie hatte sich in den letzten Sekunden verändert. Möglicherweise irrte ich mich da auch, aber ich konnte es nicht ausschließen. Auch der Ausdruck in ihrem Gesicht hatte sich verändert. Er war härter geworden, als wollte sie beweisen, dass sie es war, die jetzt das Zepter übernommen hatte.
    »Was ist denn mit dir?«, fragte Jane Collins.
    Sarah Lane schüttelte nur den Kopf. Dann lächelte sie, und es wurde ein noch böseres Lächeln. Es blieb auf ihrem Gesicht, dann fing sie an zu sprechen.
    »Geht! Geht so schnell wie möglich. Es kommt wieder. Ich weiß es. Das Auge sieht alles. Und es bringt das Licht aus dem Jenseits mit.«
    Jedes Wort hatten wir verstanden. Die Luft um uns herum schien sich verdichtet zu haben, aber das war nicht weiter tragisch. Etwas anderes berührte uns mehr.
    Es war die Stimme des Mädchens. Sie klang härter, irgendwie auch männlicher, und

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