1787 - Maras Blutlust
erwähnte, reagierte er. Er saugte die Luft mit einem pfeifenden Geräusch ein und stieß ein Knurren aus. Für mich war klar, dass ich ins Schwarze getroffen hatte.
»Also die Cavallo«, wiederholte ich. »Sie hat dich auf ihre Seite gezogen. Toll, aber du bist genau den falschen Weg gegangen. Ich weiß, was die Cavallo ihren Dienern verspricht. Sie erzählt, dass sie euch zu Vollvampiren machen will. Hast du verstanden? Vollvampire. Und das ist euer Traum. Ich aber kenne keinen, der diesen Weg bis zum Ende gegangen wäre. Sie wird euch im Stich lassen oder euch killen, wenn ihr nicht mehr gebraucht werdet. Also rede nicht so viel, denn es ist alles Lüge, was du sagst.«
»Nein, das ist es nicht. Ich brauche Blut. Ich will auch das Blut der Menschen, und irgendwann bin ich so weit, dann bin ich ein echter Wiedergänger, der für immer leben wird.«
»Das haben schon viele gedacht.«
»Ich werde so sein. Schau dir die Frau an. Ich habe sie mir geholt, und ich werde mir auch andere holen.«
»Ja, das befürchte ich. Aber was sagt die Cavallo dazu? Ist sie nicht die Person, der du hörig bist?«
»Ich liebe sie.«
»Okay, aber sie wird dich nicht lieben. Sie wird dich benutzen. Ich kenne das, denn sie hat schon viele Menschen verführt und dann umgebracht. Es gibt keinen, der mit ihr zufrieden war. Aber wie ich gehört habe, bist du nicht zu belehren. Deshalb frage ich dich, was du hier zu tun hast. Hat man dir geraten, hier die Stellung zu halten?«
»Ich bin der Hausmeister.«
»Aha. Und weiter?«
»Ich bin für das verantwortlich, was hier geschieht. Hast du verstanden?«
»Ich habe es mir gedacht.«
»Und deshalb muss ich diese Schule auch rein halten. Du begreifst, was ich meine.«
»Klar. Du willst mich aus dem Weg haben. Aber bist du allein hier in der Schule? Oder gibt es noch andere Personen?«
»Rate mal.«
»Ich weiß es nicht. Ich will es nur von dir wissen und kann mir vorstellen, dass du nicht der Einzige bist. Vielleicht müssen sich hier einige Typen tagsüber verstecken. In der Nacht aber können sie nach draußen gelassen werden. Das ist dann ihre Zeit, das sind die echten Vampire, und diese Schule hier bietet gute Verstecke.«
Ich wollte mehr von diesem Hausmeister wissen, deshalb heizte ich das Thema immer wieder an, aber ich erhielt keine Reaktion.
Er sagte nichts mehr. Ich erfuhr nicht, wer sich in dieser Schule noch alles aufhielt. Echte Vampire konnten hier perfekt die hellen Zeiten verschlafen, um dann bei Dunkelheit wieder aktiv zu werden.
Mit dem Hausmeister kam ich auf keinen gemeinsamen Nenner. Für ihn war es wichtig, dass er an sein Blut kam. Die Frau war das beste Beispiel dafür, wie es vor sich gehen sollte. Jetzt hatte er mich auf der Liste, und er wollte auch nicht mehr reden, sondern setzte sich in Bewegung und kam auf mich zu.
Ich erwartete ihn. Halbvampire waren gefährlich. Sie kannten keine Gnade, sie hatten kein Gewissen, für sie gab es nur das eine Ziel: Blut zu trinken.
Ich blieb gelassen, wechselte aber meinen Standort. Es sah jetzt so aus, als wollte ich auf die Tür zulaufen, aber das war eine Finte. Ich blieb stehen und schaute zu, wie mir der Hausmeister den Weg zu ihr hin versperrte.
Er hatte ein Gesicht mit grobporiger Haut. Haare, die verschwitzt waren und auf der Stirn klebten. Hinzu kam das schiefe Grinsen und der böse Blick, der mich traf.
Ich konzentrierte mich auf ihn. Er stieß einige Male sein Messer vor und wieder zurück, um mich zu irritieren. Dabei hatte er seinen Spaß. Flüsternd erklärte er mir, dass er viele Wunden in meinen Körper schneiden würde, um jede auszusaugen.
»Du kannst es versuchen, aber bisher hat es niemand geschafft, mein Blut zu trinken. Selbst deine Chefin, die Cavallo, nicht. Und auch du wirst es nicht schaffen.«
Er hatte mich gehört. Er war nicht zu belehren. Erneut zuckte sein Messer vor, und diesmal reagierte ich. Aber anders, als er es sich vielleicht vorgestellt hatte.
Ich zog meine Beretta.
Dann legte ich auf seinen Kopf an.
»Du weißt, was das bedeutet?«
Der Hausmeister blieb stehen. Er verzog die Lippen zu einem Grinsen.
Bei einem normalen Vampir hätte man die Zähne gesehen, bei ihm zwar auch, aber es gehörten keine spitzen dazu, das war eben der Unterschied zu einem normalen Vampir.
»Es hat keinen Sinn«, erklärte ich. »Ich bin besser als du.«
»Was willst du denn?«
»Leg das Messer weg. Du hast keine Chance.«
»Das werde ich nicht.« Dieser Satz war ein Versprechen. Er
Weitere Kostenlose Bücher