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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Leuchtern.
    Die Atmosphäre strahlte Wohlstand aus, wenn nicht gar Reichtum. Durch die offene Tür hörte Aruula das Plätschern von Wasser und eine vergnügt summende Stimme.
    Wo, um alles in der Welt, war sie jetzt gelandet? Sie schwang die Beine über den Bettrand, stützte den Kopf auf beide Hände und fragte sich, wie es um ihre geistige Gesundheit bestellt war. Gerade noch war sie in einer Hinterhofgegend durch einen modrig riechenden Kellergang geflüchtet, jetzt saß sie in einem vornehmen Haus auf einem Bett…
    Sie hörte Stimmengemurmel von draußen. Aruula hob neugierig den Kopf, stand auf, trat ans Fenster und schaute hinaus. Am Horizont war ein hellroter Schein. Es musste früher Abend sein. Die Sonne war eben erst untergegangen, die ersten Sterne glitzerten. Sie befand sich im zweiten Stock eines frei stehenden Hauses. Vor ihr breitete sich ein Park mit gepflegtem Rasen, sauberen Beeten und gestutzten Obstbäumen aus.
    Ein Palast? Hinter dem Park funkelten Lichter. Sie kamen näher.
    Auch die Stimmen. Aruula kniff die Augen zusammen. Da war eine Menschenmenge. Mehrere Dutzend Leute. Sie kamen aus dem Licht und marschierten auf sie zu. Das Gemurmel wurde lauter. Es klang erregt; nein, wütend!
    Sie verstand kein Wort. Die Worte interessierten sie auch nicht. Momentan wollte sie nur vier Dinge wissen: Wo war sie? Und was sollte sie hier? Wer plätscherte da im Nebenraum – und wie würde er reagieren, wenn er sie hier fand?
    Ich lasse es besser nicht drauf ankommen. Aruula huschte lautlos zu der Tür, von der sie annahm, dass sie aus dem Haus führte.
    Natürlich knirschten die Bodendielen bei jedem Schritt.
    Als sie die Hand auf die Türklinke legte, rief eine Männerstimme aus dem Raum, in dem das Wasser plätscherte: »Bist du schon da, Schnäuzelchen?«
    Aruula fragte sich nicht ohne einen Anflug von Galgenhumor, wie der Mann wohl reagieren würde, wenn sie
    »Ja!« rief. Doch bevor sie dazu kam, sich auch nur zu räuspern, wurde die Tür von außen aufgerissen.
    Vor ihr stand Schnäuzelchen. Eine Frau von etwa vierzig Wintern: gut gebaut, vollbusig, brünett, mit Gold und Juwelen behangen.
    » Wasssss? «, zischte die Frau.
    Ihr Blick spießte Aruula förmlich auf. Und dann knallte Schnäuzelchens Faust gegen ihr Kinn und warf sie um.
    »Ich mach dich kalt, du Schlampe!«
    Aruula war nicht auf den Angriff vorbereitet. Ihr Hinterkopf schlug auf die Dielen. Sie sah Sterne. Während Schnäuzelchen kreischend ihre Krallen ausfuhr und sich auf sie stürzte, kam ein stattlicher, ziemlich behaarter Mann aus dem Raum, in dem es nun nicht mehr plätscherte. Um seinen wohlgenährten Leib schlang sich ein weißes Flauschhandtuch. Seine Miene zeigte Erschrecken, wenn nicht gar Furcht. Während Aruula sich reaktionsschnell über den Boden rollte, um sich Schnäuzelchens nächster Attacke zu entziehen, rief er: »Was ist hier los, verdammt? Wer ist diese Frau – und was soll der Lärm da draußen?« Er deutete zum Fenster.
    Schnäuzelchen wurde blass und sank in einem Anfall von Kreislaufschwäche auf die polierten Dielenbretter. Der Mann eilte ans Fenster und rief: »Ach du Scheiße!« Er ließ das Handtuch fallen, das nichts Besonderes verbarg, und stierte Aruula an. »Wie sind Sie hier rein gekommen? Sind Sie von der Presse? Wie haben Sie mich gefunden?« Er lief zu am Boden liegenden und wütend heulenden Frau und rief: »Wir müssen weg! Wir müssen abhauen! Die bescheuerten Hunde haben rauskriegt, wo wir sind!«
    »Kai-Uwe!«, kreischte Schnäuzelchen. »Was redest du da?«
    »Die zünden uns die Hütte unterm Arsch an!« Kai-Uwe wollte zur Tür rennen, doch Schnäuzelchen deutete widerspenstig auf Aruula. »Wer ist diese verdammte Nutte? Wie kannst du es wagen, sie hinter meinem Rücken ins Haus zu schleppen? Ich war doch nur mal in die Stadt, um Zigaretten zu holen!«
    Kai-Uwe ließ ihre Hand los. Seine Kinnlade sank herab. Er schaute Aruula an und wetterte: »Ich hätte mich nie auf die blöde Tusse einlassen sollen! Vor allem hätte ich mich nicht darauf einlassen sollen, die siebentausend Leute zu entlassen und gleichzeitig die Bezüge des Vorstandes um dreißig Prozent zu erhöhen!« Er lief hinaus, und Aruula hörte ihn schreien: »Komm mit oder bleib hier! Ich hau jedenfalls ab!«
    Schnäuzelchen brach in Tränen aus.
    Gleichzeitig klirrte es. Aruula ging instinktiv in Deckung.
    Eine Fensterscheibe zerbarst in tausend Stücke. Ein Stein polterte zu Boden.
    Schon klirrte die zweite Scheibe. Bei

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