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179 - Gefangene der Traumzeit

179 - Gefangene der Traumzeit

Titel: 179 - Gefangene der Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Sie wollte nicht in diese Sache hineingezogen werden. Sie schlang Wolframs Umhang um sich, huschte um die Ecke, passierte eine Flussbrücke und bog links ab.
    Das Zentrum der Stadt lag nun hinter ihr. Vor ihr waren nur noch wenige Lichter und noch weniger Häuser. Je weiter sie dem Gehweg folgte, umso dunkler wurde die Welt. Aruula ging am Fluss entlang, der sich um einige Ecken wand. Sie schritt über Pflastersteine, und es wurde noch finsterer. Dann kamen keine Lichter und keine Laternen mehr. Links wurde die Landschaft hügeliger und bewaldeter.
    Die Straße gabelte sich. Rechts führte sie über eine schmale Flussbrücke, links ging es am Fluss vorbei. Aruula hatte das Gefühl, dass es sich für sie auszahlen würde, wenn sie die linke Gabel nahm. Dort war alles still. Es herrschte kein Verkehr.
    Urplötzlich endete die Straße. Aruula schaute sich um. Das Pflaster hinter ihr war verschwunden. Da war nur noch ein schmaler Trampelpfad. Sie sah kein Licht außer dem der Sterne…
    ***
    Es musste die Welt der ewigen Nacht sein: Vor ihr war nun ein Pfad, der durch eine bewaldete Winterlandschaft führte.
    Es war kälter geworden. In der Ferne heulten unsichtbare Bestien.
    Wo war sie? Kreuzten sich hier das Jenseits und das Diesseits? Wechselte sie, wenn sie Türen durchschritt, von einer Welt in die nächste? Wer war der Schöpfer dieses Universums?
    »Die hinter allem stehende Macht«, sagte ein kleiner Murgatroyd. Er saß in Aruulas Augenhöhe in einer Astgabel und ließ die Beine baumeln. Er sah wie ein Eichhörnchen aus.
    Sein Fell war dunkelrot, und er hatte riesige Facettenaugen.
    Dass diese putzigen Tierchen sprechen konnten, war Aruula neu. Sie hatte sie vor ein paar Monaten zum ersten Mal gesehen. Murgatroyds konnten aufdringlich werden. Meist wichen sie einem erst von der Seite, wenn man ihnen etwas zu beißen gab.
    »Wozu dienen diese Welten?«, fragte Aruula. Nun erst wurde ihr bewusst, dass sie unbewaffnet war. Wo war das Schießeisen, das sie erbeutet hatte?
    »Kandidatenanalyse«, sagte der Murgatroyd lapidar. Er stand auf und grinste. »Ach so, das ist zu hoch für dich.« Auch seine Lippenbewegungen waren asynchron. »Es ist ganz einfach: Wer besteht, darf Einzug halten in die Legion. Wer durchfällt…« Er zuckte die Achseln. Es war rührend, wie menschlich er sich gebärdete. »Niemand ist vollkommen, Gnädigste.« Er zwinkerte ihr zu. »Seien Sie nicht böse, wenn Sie es nicht schaffen und verloren gehen.« Er riss plötzlich die Augen auf, als sei ein Geist hinter Aruula aufgetaucht, dann schwang er sich ins Geäst und eilte fiepend davon.
    Hinter Aruula krachte es.
    Sie fuhr herum. Ein Schrei hallte durch die Nacht. Ihm folgte animalisches Gebrüll. Dann erneutes Krachen. Das Geräusch brechender Zweige.
    Drei Männer hasteten über den Pfad auf sie zu. Sie trugen winterliche Kleidung und breitkrempige Hüte mit langen Federbüschen. Sie wurden von zwei Taratzen verfolgt, aus deren aufgerissenen Mäulern Geifer tropfte.
    Gütiger Himmel! Aruula wich zurück und tastete instinktiv dem nicht mehr vorhandenen Schwert.
    Die Männer waren bewaffnet, doch kam keiner auf die Idee, seine Klinge zu ziehen. Schon fegte der erste an ihr vorbei – und stolperte über eine hohe Baumwurzel.
    Sein Schrei klang schrill in der kalten Luft – und endete abrupt, als er mit dem Kopf gegen den Stamm eines Baumes schlug. Es knirschte grässlich. Der Mann sank mit geschlossenen Augen zu Boden.
    Aruula dachte nicht nach, sondern überließ ihren Reflexen das Kommando. Sie stürzte sich auf den Toten – sein schief hängender Kopf sagte ihr, dass sein Genick gebrochen war –, riss sein Schwert aus der Scheide und fuhr herum.
    Der zweite Flüchtling war über die gleiche Wurzel gestolpert, doch nur ausgeglitten und auf den Bauch gefallen.
    Er war deswegen nicht besser dran: Schon verbiss sich die erste Taratze in seinen Nacken. Das Geschrei des Mannes war furchtbar. Die Taratzenzähne packten ihn, rissen ihn hoch und schüttelten ihn, bis auch sein Hals knackend brach.
    Der dritte Mann war herumgewirbelt, hatte sein Schwert gezückt und stieß es in den Hals der vor ihm aufragenden zweiten Taratze. Ihr Blut besudelte sein Gewand.
    Als Aruula mutig neben den Mann sprang, sah er sie nur kurz aus den Augenwinkeln an. Er zog seine Klinge aus der Wunde der Riesenratte und hieb sie seitlich in den Schädel des räudigen Viehs.
    Die Taratze fiepte ohrenbetäubend, bevor sie leblos zu Boden ging. Der Mann spuckte auf sie

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