1791 - Im Dorf der Verdammten
konzentrierte mich auf die Kälte, die ich mir nicht einbildete, sie kroch jetzt heran. Sie war wie ein Vorbote, und diese Kälte konnte man durchaus als eine Umgebung des Todes betrachten. Wo sie war, da gab es auch Leichen.
Auch Bill hatte sie gespürt. Er stand etwas verkrampft auf der Stelle und bewegte nur suchend seinen Kopf. Eine Waffe hatte er noch nicht gezogen. Auch ich hatte meine Beretta stecken lassen, weil ich keine Provokation wollte.
Es konnte uns nicht gefallen, dass wir wie auf dem Präsentierteller standen. Wenn die andere Seite es wollte, dann konnte sie uns einfach abknipsen oder sonst was mit uns machen.
Es trat nichts ein.
Dafür verdichtete sich die Luft um uns herum. Auch die Kälte reagierte. Sie sorgte dafür, dass sich mein Kreuz dagegen stemmte und sich meldete.
Bei ihm erlebte ich das glatte Gegenteil. Es erhitzte sich. Ich spürte den Schauer auf der Brust. Er breitete sich wie ein Wärmefluss aus, als wollte er einen schützenden Panzer um mich bilden.
Mit der Ruhe war es vorbei. Ich wartete noch einige Augenblicke und fing dann damit an, mich zu bewegen. Ich ließ das Kreuz aber verborgen.
Bill Conolly blieb stehen. Er stand allerdings immer so, dass er mich im Auge behalten konnte.
Wann zeigten sie sich?
Bisher hörte ich nur ihre Stimmen. Es war kein Lachen mehr, es war jetzt ein zischendes Flüstern, das an meine Ohren drang. Dabei hatte ich den Eindruck, dass sie mich umkreisten und den Wirbel permanent beibehielten.
Was sollte das?
Ich erhielt die Antwort Sekunden später, denn jetzt bewiesen sie mir, was sie wollten. Sie blieben nicht länger im Hintergrund. Sie wollten mir ihre Welt zeigen, die sicherlich nur aus einem Dorf bestand, dem Dorf der Verdammten.
Und ich hatte mich nicht getäuscht. Denn das Dorf war dabei, seine magische Zone zu verlassen. Man konnte sagen, dass man uns etwas überstülpte, und so war es tatsächlich. Etwas kam von oben und senkte sich dem Erdboden entgegen. Ich konnte es nicht so genau sehen, dafür war es einfach zu groß, aber es kam, es war dann da, und ich hatte den Eindruck, dass es sich aus einem dunklen Tunnel hervorschälte.
Über die Lichtverhältnisse wollte ich mir zunächst keine Gedanken machen, sie waren vorhanden, sodass ich Dinge erkennen konnte.
Tief atmete ich ein, denn ich sah nicht nur ein Haus, sondern ein Dorf. Und damit stand ich mittendrin im Dorf der Verdammten …
***
Jetzt stellte sich die Frage, ob ich darüber froh sein sollte oder nicht. Eine direkte Gefahr verspürte ich nicht und auch das Gelächter war nicht mehr zu hören. Man konnte schon von einer nächtlichen und auch dörflichen Stille sprechen.
War es wirklich ein Dorf?
Es war gut, dass man mir die Zeit ließ, mich umzuschauen, und ich musste zugeben, dass wir nicht allein auf weiter Flur standen, sondern in ein Dorf geholt worden waren, das es eigentlich nicht geben durfte und trotzdem in einer anderen Dimension existierte und diese verlassen hatte.
Warum war es nicht mehr so finster?
Es lag am Himmel über unseren Köpfen, denn er hatte eine rötliche Farbe angenommen, wobei ich nicht daran glaubte, dass es unbedingt der Himmel war, den man von der Erde aus sah.
Hier zeigte sich eine ganz andere Dimension oder auch Welt, und wenn ich dabei blieb, dann veränderte ich den Begriff und sagte einfach Hexenwelt dazu.
Und ich ging davon aus, dass sie verdammt war. So etwas musste mit dem Dorf in früheren Zeiten passiert sein, und jetzt hatte man dieses Ereignis zurückgeholt, nachdem es für lange Zeit verborgen gewesen war.
Das Dorf war ganz sicher nicht leer, obwohl es so aussah. Wo Bill und ich auch immer hinschauten, wir sahen keine Bewegungen. Alles lag in einer tiefen Stille.
Noch …
Das Licht blieb weiterhin bestehen. Wo sich die Quelle über uns befand, sah ich nicht so genau, aber sie war stark genug, um den Himmel zu erhellen, und von ihm aus sickerte noch Licht der Erde entgegen, sodass sie nicht so finster war.
Bill nahm den Gesprächsfaden wieder auf. »Du kannst mir sagen, was du willst, John, aber das ist nicht alles gewesen. Das glaube ich einfach nicht.«
»Richtig.«
»Und was denkst du?«
»Dass wir bald Besuch bekommen werden, und es würde mich nicht wundern, wenn Assunga dabei ihren neuen Gast mitbringen würde.«
»Ha, die Cavallo?«
»Wen sonst?«
Keiner sagte mehr was. Es lag auf der Hand, dass wir schwiegen, denn Hexen und Vampire passten nicht zusammen. Ich ließ mich aber auch gern überraschen.
War
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