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1792 - Die Nachtjägerin

1792 - Die Nachtjägerin

Titel: 1792 - Die Nachtjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht nachvollziehbar. Jeb Fisher wurde mit zwei Kugeln niedergestreckt. Ich fühle mich nicht verantwortlich dafür.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Sie müssen sich keine Vorwürfe machen.«
    »Das sagen Sie so einfach.«
    »Versuchen Sie es.«
    Irina nickte und schwieg. Sie hatte in der letzten Zeit genug geredet. Jetzt musste sie erst mal wieder zu sich selbst kommen.
    Auch ich war froh, dass ich nichts mehr sagen musste. Ich ließ meine Blicke durch die Umgebung schweifen und hatte den Eindruck, dass sich der Himmel gesenkt hatte. Die graue Masse war noch dunkler geworden. Jetzt war der Friedhof nicht mehr in der Form zu sehen, wie wir ihn kannten. Er verschwand unter einem grauen dünnen Tuch, und die Konturen der Gräber und Bäume gingen ineinander über. Scharfe Gegensätze waren nicht mehr vorhanden.
    Ich warf Irina einen Blick zu. Auch sie stand unbeweglich auf dem Fleck. Vor ihrem Körper hielt sie die Hände verschränkt. Sie wirkte wie eine Puppe, die man in die Gegend gestellt hatte.
    Was tun?
    Das war wirklich die große Frage. Sollten wir bleiben und warten, oder sollten wir verschwinden und an einem anderen Ort darauf warten, dass der Zweitkörper zurückkehrte?
    Ich wusste es nicht, und es hatte auch keinen Sinn, Suko zu fragen, denn er würde es auch nicht wissen.
    Und dann erlebten wir doch eine Veränderung. Es war Irina Dark, die mit ihren Fingern schnippte und sich dann zu uns umdrehte.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Er – er ist da, glaube ich …«
    ***
    Na, das war doch mal eine Nachricht, obwohl ein leiser Zweifel darin mitgeschwungen hatte.
    »Sie glauben es, aber Sie wissen es nicht.«
    »So ist es.«
    »Und warum ist das so?«
    »Ich habe keine Ahnung. Es ist nur ein Gefühl.«
    Die nächste Frage stellte Suko. »Und wo könnte sich Ihr Zweitkörper aufhalten?«
    Da hob sie die Schultern, gab aber trotzdem eine Antwort. »Ich denke in der Leichenhalle, wo er sich Kraft holen muss. Bei der neu eingelieferten Toten.«
    Das klang logisch. Und auch die Zeitspanne war es. Der Astralleib erschien in der Dunkelheit, und Irina Dark hatte von einer Nachtjägerin gesprochen.
    Das war jetzt eingetreten. Zumindest die beginnende Dunkelheit stimmte. Alles andere würden wir sehen. Irina sagte nichts mehr. Sie stand da und wartete, und wir hatten das Gefühl, dass sie unter einem starken Druck stand.
    Bevor ich mich auf den Weg machte, ging ich zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter.
    »Bitte, Irina, bleiben Sie ruhig, ganz ruhig. Tun Sie bitte nichts. Den Rest erledigen wir.«
    »Ja«, sagte sie nickend, »ich bleibe hier.«
    Das hatte ich nur hören wollen. Ich ging zu Suko, der an der Hintertür der Leichenhalle auf mich wartete.
    »Alles klar, John?«
    »Sicher. Irina spielt mit.«
    »Mehr können wir nicht verlangen.« Er lachte. »Man wird ja bescheiden.«
    »Du sagst es.« Ich drückte gegen seine Schulter, und er wusste genau, was er zu tun hatte. Suko sollte den Anbau als Erster betreten und einen Blick in das Innere werfen.
    Er öffnete die Tür. Wenig später umgab uns eine andere Welt. Ein bestimmter Geruch kitzelte meine Nase. Es roch nicht nach Verwesung, der Geruch erreichte kühl und auch irgendwie neutral unsere Nasen.
    Rechts neben uns befanden sich die einzelnen Kabinen, in denen die Toten lagen, die durch die Glasfenster noch mal besichtigt werden konnten. Das musste nicht bei allen so sein, nur wenn sich die Angehörigen dafür entschieden, wurden die Särge offen gelassen.
    Im Gang brannte wie immer ein schwaches Licht, das einen unnatürlichen, rötlichblauen Schein abgab, der auch durch die Scheiben in die Kammern fiel.
    Suko ging vor mir her.
    Es war nichts zu hören. Zumindest kein fremder Laut, der uns aufgefallen wäre. Eine bleierne Stille hielt uns umfangen.
    Wenn sich hier jemand aufhielt, dann befand er sich hinter einer der Scheiben. Wir hatten ihn bisher nur noch nicht gesehen. Neben uns lagen die leeren Kabinen.
    Und dann blieb Suko stehen.
    Da er mich zuvor nicht gewarnt hatte, wäre ich beinahe gegen ihn gelaufen. So konnte ich im letzten Augenblick stoppen. Ich wollte schon fragen, wo er etwas gesehen hatte, als er seinen rechten Arm anhob und schräg auf die Glasfenster deutete.
    »Was ist es denn?«
    »Er ist da.«
    »Und?«
    »Schau es dir selbst an.«
    »Mach ich doch glatt.«
    Suko musste sich schon etwas schmaler machen, damit ich mich an ihm vorbeischieben konnte. Fast auf gleicher Höhe mit ihm blieb ich stehen.
    In einer dieser Kabinen

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