18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
bevor ich joggen ging.«
Hayes schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das Feuer haben Sie gelegt.«
Barnett sah sie an, als wäre sie geisteskrank. »Warum sollte ich so etwas tun?«
»Um abzuhauen.«
»Abzuhauen? Wozu? Das ist hier doch kein Gefängnis, oder, Agatha? Sonst wäre ich nämlich freiwillig ins Gefängnis abgehauen.«
Hayes schaute finster drein. »Ich weiß zwar nicht, was Sie vorhaben, aber ich komme noch dahinter.«
»Seien Sie nicht so paranoid«, sagte Barnett und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Fernseher. »Man könnte glatt meinen, Sie arbeiten für die CIA oder so.«
Hayes schnaubte verächtlich und verzog sich auf ihr Zimmer.
Barnett gab vor, ganz und gar von der Fernsehshow in Anspruch genommen zu sein, doch innerlich empfand sie eine geradezu hämische Freude. Sie hatte den Computer in einer Einkaufstasche ins Badezimmer getragen, das sie zuvor minutiös nach Faseroptik-Kameras abgesucht hatte. Die Abhörwanzen, die sie dabei entdeckt hatte, waren schnell überlistet: Sie hatte kurzerhand die Dusche aufgedreht zur Tarnung und sich, während das Wasser lief, in den Computer und in ein WLan eingehackt, das einer der Nachbarn nutzte.
Sie loggte sich ein auf Yins gesicherter Website, gab Punkt neunzehn Uhr ihre Passworte ein und war mit einem Instant-Message-Dienst verbunden. John Tatupu mailte von Samoa aus, Chanel Chávez aus Mexiko. Abbott Fowler war in Jamaika, Yin in den Bergen North Carolinas. Alle hatten sich um Barnett und Monarch Sorgen gemacht.
MAN HAT IHN GEFASST, tippte Barnett. LETZTER AUFENTHALT: BUENOS AIRES.
Tatupu antwortete: DANN NICHTS WIE HIN. WIR FANGEN DORT AN.
Sie hatten sich online für den nächsten Tag verabredet, bevor Barnett den Laptop abgeschaltet und im obersten Regal des Wäscheschranks hinter Seifen und Shampoo-Flaschen unter einem Handtuch versteckt hatte. Jetzt wandte sie den Blick vom Fernseher auf Hayes, die aus ihrem Zimmer gekommen war und sich in der Küche geräuschvoll ein paar Omeletts briet. Barnett war mulmig zumute angesichts der Risiken, die sie alle, besonders Monarch, auf sich nahmen. Sie vermochte sich nicht vorzustellen, was er durchmachte, und schwor sich innerlich, dass seine Tortur keine Minute länger dauern durfte als unbedingt nötig.
59
Drei Tage später …
Buenos Aires
Es war später Nachmittag, als John Tatupu, Chanel Chávez und Abbott Fowler am Rand des Elendsviertels aus einem Taxi stiegen. Die Luft war kalt genug, um die Menschen im Slum in ihre Baracken zu treiben. Schwaches Sonnenlicht schien schräg auf die Wellblechdächer, so dass die unbefestigte Straße im Schatten lag, als das Taxi davonfuhr.
»Man weiß, dass man Ärger kriegt, wenn die Taxifahrer sich weigern, durchs Viertel zu fahren«, sagte Fowler.
»Wo hilft man sonst armen Leuten?«, fragte Chávez verächtlich. »In Beverly Hills vielleicht?«
»Er meint doch nur, dass es ungemütlich werden könnte«, sagte Tatupu und bemerkte einen kaputten Besen, der im Rinnstein lag. Er packte ihn am Stiel und brach den Riegel samt Borsten ganz ab.
Chávez zuckte die Schultern und schaute auf die GPS-App auf ihrem iPhone, die ihnen durch das Labyrinth von Straßen den Weg zur Clínica de Esperanza wies, zur ›Klinik der Hoffnung‹.
Sie hatten nach ihrer Ankunft in Buenos Aires nur einen Tag gebraucht, um über eine staatliche Einrichtung Schwester Rachel Diego del Mar ausfindig zu machen. Schwester Rachel war, wie sich herausstellte, genau so, wie Monarch sie beschrieben hatte: Sie gehörte einem kirchlichen Orden an, den Sisters of Hope, die in den Elendsvierteln Südamerikas mittellosen Menschen medizinische Hilfe und verwaisten Kindern eine Zuflucht boten. Chávez hatte im Kloster angerufen und die Auskunft erhalten, dass die Schwester in ihrer Klinik in Villa Miseria eine zusätzliche Schicht einlegte.
Sie schlenderten deshalb durch die schmalen Gassen des Elendsviertels, die noch immer vom Regen aufgeweicht waren. Es roch nach Gebratenem und nach Holzfeuer. Durch geschlossene Türen tönte blechern Musik zu ihnen heraus. Dann änderte der Wind seine Richtung, und sie rochen trotz der Kälte El ano . Chávez würgte. Fowler hielt sich die Hand vor den Mund.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Tatupu. »Hier stinkt’s ja wie im Schlachthaus.«
»Schlimmer«, sagte Chávez.
»Und woher willst du das wissen?«, fragte Fowler.
»Wir hatten einen Abdecker in der Stadt«, sagte Chávez hustend.
Sie bogen um eine Ecke und sahen die Grube und
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