18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
Pause fuhr sie fort: »Vermutlich wollte er nicht, dass ich mir Sorgen mache.«
Sie blickte in die Runde. »Warum dachten Sie, ich wüsste, wo Robin sich aufhält?«
»Weil er vorhatte, Sie zu besuchen. Er wollte Ihnen eine beträchtliche Summe für das Waisenhaus spenden«, erklärte Fowler.
Schwester Rachel wurde rot. »Das war vor sieben oder acht Wochen.«
Sie blieb unerbittlich. »Ich habe Robin seit Mitte März nicht mehr gesehen.«
Chávez fragte: »Er hat nicht geschrieben? Angerufen? Eine E-Mail geschickt?«
Wieder errötete sie. »Ist es nicht schrecklich? Ich habe keine E-Mail-Adresse, und er hat weder einen Brief geschrieben noch angerufen. Andererseits tut er das ohnehin selten. Er taucht einfach auf, völlig unerwartet.«
Monarchs Teamkameraden warfen einander verstohlene Blicke zu. Eine Sackgasse?
»Nun ja, Schwester Rachel«, sagte Chávez. »Wir wollen Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.«
»Ich sehe die Sorge in Ihren Augen«, sagte Schwester Rachel. »Steckt er denn in Schwierigkeiten?«
»Wir wissen es nicht«, sagte Fowler. »Lebt der eine oder andere von Robins früheren Gangmitgliedern noch hier in Buenos Aires? Vielleicht hatte Robin zu einem von ihnen mehr Kontakt als zu Ihnen?«
Schwester Rachels Miene verfinsterte sich. »Claudio. Robins ältester Freund, er hat ihn in die Bruderschaft gebracht. Aber er ist erst vor kurzem aus dem Krankenhaus entlassen worden.«
Claudio Fortunato lag in einem Krankenbett, das man ihm in sein Atelier gestellt hatte. Zwei Krankenschwestern hielten sich bei ihm auf, als Chávez, Tatupu und Fowler später am Abend zu ihm kamen. Das Licht im Innern war gedämpft, damit Claudio die schimmernden Lichter von Buenos Aires sehen konnte. Doch seine Aufmerksamkeit galt ganz und gar den Besuchern, als wolle er sich ihre Gesichter einprägen.
»Ihr seid also Freunde von Schwester Rachel«, krächzte er.
»Und gute Freunde von Robin Monarch«, sagte Tatupu. »Genau wie Sie.«
Claudio überlegte. »Wenn ihr so gute Freunde von ihm seid, warum hat er dann nie von euch gesprochen?«, fragte er und wandte sich besonders an Chávez. »Ich meine, wenn Robin Freunde hätte, die aussehen wie Sie, dann hätte ich das gewusst.«
Chávez lächelte und wurde rot. Trotz der schweren Operation, die Claudio hinter sich hatte, sah er verflucht gut aus und wusste es auch. Sie kramte in ihrer Handtasche und holte einen Schnappschuss heraus, auf dem Robin und das Team am Strand zu sehen waren. Alle tranken Bier und lachten. Sie gab ihm das Foto und sagte: »Robin hat anscheinend viele Geheimnisse.«
»Haben wir die nicht alle?«, fragte Claudio und sah sich das Foto an. »Ich hätte die meinen beinah verloren.«
»Während des Einbruchs?«, fragte Fowler.
»Oder was immer es war«, sagte Claudio. »Derjenige, der mir die Kugeln verpasst hat, hat mehrere meiner aktuellen Bilder gestohlen.«
»Möglicherweise waren sie ja hinter etwas anderem her«, sagte Chávez.
Claudio runzelte die Stirn. »Schon möglich.«
»Wann haben Sie Robin zuletzt gesehen?«
Claudio wandte sich an seine Pflegerinnen. »Könnten Sie uns ein paar Minuten allein lassen?«
Als sie aus der Tür waren, sagte Claudio: »Robin war hier, als ich überfallen wurde.«
Während der nächsten halben Stunde legte der Maler die Ereignisse dar, wie er sie in Erinnerung hatte. Monarch, schloss er, sei auf dem Weg zu Schwester Rachel gewesen, als er ihn zuletzt gesehen habe. Um ihr Geld zu geben.
»Er hat es nicht bis zu ihr geschafft«, sagte Chávez.
»Ich weiß«, antwortete Claudio. »Schwester Rachel hat mich im Krankenhaus besucht.«
»Dann ist er irgendwo zwischen Ihrer Wohnung und Schwester Rachels Klinik verschwunden«, sagte Tatupu.
»Riesengroße Stadt«, bemerkte Fowler mit einem Blick aus dem Fenster.
»Ein Licht für jeden«, sagte Claudio anerkennend.
Chávez fragte: »Was sagt die Polizei?«
Claudio räusperte sich und krächzte: »Die sind der Ansicht, ich hätte Geld genug, um mir eine bessere Alarmanlage leisten zu können.«
»Dann wissen Sie nicht, wer Sie angeschossen hat?«, bedrängte ihn Chávez.
»Nein«, sagte Claudio. »Aber gestern ist mir etwas eingefallen: Der Typ hat Englisch gesprochen. Er hatte ein Funkgerät bei sich.«
»Haben Sie das der Polizei erzählt?«, fragte Tatupu.
Claudio schüttelte den Kopf. »Es ist mir erst gestern wieder eingefallen.«
»Behalten Sie es noch eine Weile für sich«, sagte Chávez.
»Warum auch nicht?«, sagte Claudio.
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