18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
die Patientenverfügung ihrer Mutter heraus und bat den Angestellten, der vor der Tür gewartet hatte, das Dokument für sie zu kopieren. Sobald er gegangen war, grub Barnett tiefer und fischte eine Liste von Namen, Benutzernamen und Passwörtern heraus.
Sie ließ den Finger darüber gleiten, auf der Suche nach einem bestimmten Namen. Als sie ihn gefunden hatte, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie notierte sich Jack Slatterys Benutzernamen und sein Passwort und steckte den Zettel in die Handtasche. Der Angestellte kam zurück und überreichte ihr Original und Kopie der Patientenverfügung ihrer Mutter. Sie legte das Original wieder in das Schließfach zurück, sperrte es ab und ging.
Als Barnett die Bank verließ, fühlte sie sich wie früher als Kind vor einer Fahrt mit der Achterbahn. Es gab keine einwandfreie Möglichkeit, so etwas durchzuziehen. Slattery hatte zweifellos Mittel und Wege herauszufinden, wer sich Zugang zu seiner Akte verschaffte. Er würde ihr auf die Schliche kommen, wenn sie sich einhackte und herumschnüffelte. Falls sie auf verdächtiges Beweismaterial stieß, hatte er womöglich einen Grund, ihr zu schaden, sie vielleicht sogar umzubringen.
Doch auf dem Weg zu Agatha Hayes’ Wagen wurde ihr klar, dass es ihr egal war. Robin setzte alles aufs Spiel. Sie würde es ihm gleichtun. Sie hatte nichts zu verlieren. Sie fühlte sich wild und gefährlich, als sie in den Wagen stieg, die Kopie der Patientenverfügung in der Hand.
»Ich hab sie«, sagte sie. »Danke, Agatha.«
62
Mittag …
Auf vielen Korridoren im CIA-Hauptquartier gibt es eine unauffällige Tür, die sich mit einer elektronischen Schlüsselkarte öffnen lässt. Dahinter befindet sich ein schlichter Konferenzraum, der mit einem Tisch und mit Stühlen, einer Bild- und Tonanlage und einem PC ausgestattet ist. Barnett betrat um fünf nach zwölf den Sitzungsraum auf dem Flur ihres Kellerbüros, während Agatha Hayes zu Mittag aß. Nachdem sie Hayes gegenüber behauptet hatte, sie wolle sich draußen ein wenig die Beine vertreten, war sie den Korridor entlang zum Konferenzraum entwischt.
Mit klopfendem Herzen hatte sie sich an die Tastatur gesetzt und dabei inständig gehofft, dass auch Slattery zu Tisch saß, nicht an seinem Computer. Ihre Hände zitterten. Doch dann konzentrierte sie sich ganz auf Monarch, dachte an sein lachendes Gesicht und dass sie seit fast zehn Jahren mit ihm befreundet war. Sie fasste wieder Mut und gab Slatterys Benutzernamen und Passwort ein.
Nach kurzem Zögern erschien auf dem Bildschirm die Oberfläche für einen Gastzugang. Barnett kaute an ihrer Unterlippe und zwang sich, wie Monarch zu denken. Zunächst würde sie Robins Akte prüfen. Doch als sie in den Personalakten der CIA nach seinem Namen suchte, erhielt sie die Nachricht DEM DIREKTOR VORBEHALTEN – ZUGANG VERWEIGERT.
Sie runzelte die Stirn und gab dann ihren eigenen Namen ein. Ihre Datei wurde angezeigt. Sie öffnete sie und fand ein Memo von Slattery, das sie als KOMPROMITTIERT beschrieb, als MITARBEITERIN, DER MAN AUS GUTEM GRUND DEMNÄCHST KÜNDIGEN SOLLTE.
Die Falten auf Barnetts Stirn gruben sich noch tiefer ein. Demnach sollte sie gefeuert werden. Nach fünfzehn Jahren. Sie hatte es kommen sehen, aber ein Schock war es trotzdem. Dann zuckte sie die Schultern. Egal. Sie hatte ihre Schäfchen im Trockenen. Das Geld würde ziemlich lange reichen, wenn sie vorsichtig wäre.
Barnett überflog einige Seiten ihrer Akte, ging zurück auf die Suchmaschine der CIA und tippte CHANEL CHÁVEZ ein. Die entsprechende Datei erschien. Sie öffnete sie. Der erste Eintrag darin lautete: ZUM VERHÖR. CHEF DER ABTEILUNG FÜR VERDECKTE OPERATIONEN KONTAKTIEREN, SOBALD SIE GEFASST IST.
Sie gab John Tatupus Namen ein, dann diejenigen von Abbott Fowler und Ellen Yin und fand denselben Eintrag in ihren Akten. Dann tippte sie GREEN FIELDS ein.
Eine einzige Datei wurde angezeigt. Sie fand darin eine chronologische Auflistung der Ereignisse im Zusammenhang mit Green Fields , einschließlich der Kommentare Slatterys, wobei sämtliche Einträge auf der Annahme basierten, dass es sich bei den Dateien in der Firma Nassara Engineering tatsächlich um das Archiv des Terrornetzwerks Al-Qaida handelte. Sie fand auch das Protokoll eines Telefongesprächs zwischen Monarch, dem CIA-Direktor Hopkins und Slattery, in dem Robin unter anderem behauptete, er sei nicht nur wegen des fraglichen Archivs in die Firma geschickt worden, sondern noch aus einem anderen Grund. In
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