18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
er versuchte, das Zeug zu verhökern.«
»Was für Zeug denn?«, fragte Baron. »Eine Kopie der Dateien?«
»Besser. Einen Prototyp.«
Tilden begriff sofort. »Und wer diesen Prototypen hat, kann ihn nachbauen.«
»Genau.«
»Irgendeine Idee, wer ihn an sich gebracht haben könnte?«, fragte Tilden.
»Noch nicht, nein«, räumte Slattery ein. »Aber so etwas bleibt nicht lange in einer Hand. Es wird verkauft und gekauft, und das bald.«
Tilden sah aus dem Fenster. Sie fuhren durch Foggy Bottom in Richtung Georgetown, als er sich an Slattery wandte. »Dann müssen wir das Ding finden, bevor es dazu kommt«, sagte er. »Sie finden es, kaufen es, und mein Angebot kennen Sie.«
Slattery legte den Kopf schräg und dachte nach; dann sagte er: »Wenn derjenige, der das Ding hat, seinen Wert begreift, wird er eine diskrete Auktion veranstalten und es an den Meistbietenden verhökern. Die Geldsumme dürfte gewaltig sein.«
»Dann müssen Sie es eben aufstöbern und stehlen, bevor die Auktion startet«, sagte der Industrielle.
Slattery lächelte. »Meine Rede, C.Y. An Ihnen ist ein Spion verloren gegangen.«
Tilden schien diese Möglichkeit amüsant zu finden, aber der Kongressabgeordnete verschränkte die Arme und sagte: »Du kannst niemanden offiziell mit der Sache beauftragen. Angeblich hat doch Monarch Hopkins bereits informiert, dass es sich bei Green Fields keineswegs um das Archiv von Al-Qaida handelt.«
Slattery nickte. »Aus diesem Grund bin ich auch nicht sofort zu euch gekommen, nachdem ich von Ali Nassaras Ermordung erfahren hatte. Ich wusste nicht, wie ich den Prototypen auftreiben sollte, besser gesagt, wen ich losschicken sollte, ohne dass Hopkins davon Wind bekam.«
»Und jetzt schon?«, fragte Tilden.
»Bittet, so wird euch gegeben«, erwiderte Slattery. »Vor etwa zwei Stunden erhielt ich über unser Konsulat in Genf eine Informationsanfrage von der Schweizer Bundespolizei. Letzte Nacht wurde vor einem Nachtclub in St. Moritz ein Mordanschlag verübt. Ein amerikanischer Sicherheitsberater hat ihn vereitelt. Robin Monarch.«
»Monarch?«, stammelte Baron. »Ihn willst du auf den Prototypen ansetzen? Nein. Der tut das nie.«
»Wenn die Sache raffiniert eingefädelt wird, vielleicht schon, Frank«, widersprach Slattery.
Der Kongressabgeordnete schüttelte den Kopf. »Monarch ist nicht dumm. Sobald er herausfindet, was du von ihm willst, steigt er aus oder versucht, uns zu ruinieren.«
»Genau deshalb muss es aussehen, als wäre keiner von uns in die Sache verwickelt. Das gilt besonders für mich, und irgendwann ist es dann zu spät«, sagte Slattery.
Tilden kratzte sich die dünnen Lippen und sagte: »Wie willst du das anstellen?«
»So wie man jedes Raubtier kriegt, C.Y. Mit einem Köder und einer Hundemeute.«
15
Mittag
Krankenhaus
St. Moritz
Hans Robillard war Anfang sechzig, und seine schlaffen Gesichtszüge ließen ihn ausgebrannt aussehen. Seine Intelligenz jedoch war unverkennbar, denn die haselnussbraunen Augen flackerten unentwegt, als wären sie Glühbirnen und mit Synapsen in seinem Gehirn verbunden.
»Lassen Sie sich oft auf Schießereien ein?«, fragte Robillard in langsamem, abgehacktem Englisch. Er stand in Monarchs Krankenzimmer.
Monarch saß aufrecht im Bett, die linke Hand an die Querstange gefesselt. Sein Kopf, der schmerzhaft pochte, war mit weißer Gaze umwickelt. Er wollte nichts lieber als schlafen, zwang sich aber, sein wankendes Augenmerk ganz auf Robillard zu richten, mit dem offenbar nicht zu spaßen war. Robillard war ein Inspektor der Schweizer Bundeskriminalpolizei.
»Nur, wenn man mit Maschinenpistolen auf mich feuert, Herr Inspektor«, antwortete Monarch.
Robillard schaute verständnislos drein. »Warum wollten die Sie umbringen?«
»Nicht mich. Sie waren hinter dem Russen her.«
»Und woher wussten Sie das?«
»Ich hab’s ihrem Angriffswinkel und den Blicken entnommen. Die galten ihm. Ich glaube, dass sie meine Anwesenheit nicht einmal bemerkten.«
Der Inspektor stützte das Kinn in die Hände. »Da hat Herr Belos aber Glück gehabt.«
»Belos? Ist das sein Name?«
»Sie kennen ihn nicht?«
»Nur vom Sehen, am Nachmittag«, räumte Monarch ein. »Bei den Pferderennen. Aber ansonsten kenne ich weder ihn noch seine Freundin.«
»Iryna Swetlana«, sagte Robillard. »Sie kennen auch die Frau nicht?«
»Nein.«
»Und doch haben Sie Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um die beiden zu retten«, sagte der Inspektor. Es war eher eine Frage als eine
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