18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
passiert?«
»Dünnes Eis, das ist alles.«
»Sicher?«
»Klar«, sagte Monarch und gab ihm die Schokoladenschachtel. »Mach die Schleife ab.«
»Was?«, sagte Claudio und sah, dass das Mädchen im Bikini sie von der Küche aus beobachtete. Er kramte in seiner Hosentasche nach ein paar Scheinen. »Esmeralda, komm, zieh dir was an und geh raus. Iss was. Komm später wieder.«
Das Mädchen sah drein, als wollte es streiten, kam dann aber mürrisch her und schnappte sich das Geld. Zwei Minuten später schlug die Haustür zu.
»Ist sie nicht ein bisschen jung?«, fragte Monarch.
»Sie ist lernfähig«, sagte Claudio und ging in die Küche.
Er setzte einen Topf Wasser auf und entzündete das Gas. Monarch holte zwei Bier aus dem Kühlschrank, während Claudio die Pralinenschachtel auspackte. Als das Wasser kochte, setzte er die Blockschokolade in den Topf. Zwei Minuten später angelte er Dame Maggies Smaragdhalskette, die Ohrgehänge und den Ring aus der labbrigen braunen Brühe.
Er ließ noch etliche Minuten heißes Wasser darüber laufen, ehe er den Schmuck auf einem Handtuch ausbreitete. Claudio kramte in einer Schublade und förderte eine Juwelierlupe zutage. Er setzte sie auf, klappte die Linsen vor die Augen und knipste das Licht an.
Die Smaragde funkelten und glänzten, als Claudio den Kennerblick über die Kette gleiten ließ und mit den Lippen tonlos Worte formte. Monarch hütete sich, ihn zu unterbrechen. Er trank einen Schluck Bier und sah zu.
Es dauerte volle fünf Minuten, bevor Claudio sich zurücklehnte, das Licht ausknipste und die Lupenbrille absetzte. »Sechshundertfünfzigtausend Dollar für die Steine«, sagte er. »Das Platin wirft weitere zehn, fünfzehn Riesen ab. Macht sechshundertfünfundsechzig.«
»Sie ist auf über eine Million geschätzt worden«, sagte Monarch.
»Vielleicht im Stück«, sagte Claudio. »Ich sage dir nur den zerlegten Wert.«
»Die Hälfte jetzt gleich?«, fragte Monarch.
Claudio nickte und ging in den Flur, wobei er hinzufügte: »Und die andere Hälfte bei Verkauf.«
Monarch folgte ihm in ein Hinterzimmer voller Malutensilien. Claudio verstellte mehrere hölzerne Rahmen und verschob Rollen von Leinwand, die gegen die Wand gestapelt waren, bevor er sich auf den Boden kniete und gegen ein Dielenbrett drückte. Eine Kante hob sich. Claudio hob das Brett heraus, und es kam die Tür zu einem Safe zum Vorschein.
Er drehte rasch am Verschlussmechanismus und sagte: »Nimm dir die Fußballtasche.«
Monarch sah sich um und entdeckte eine Stofftasche mit Adidas-Logo. Er nahm sie und öffnete den Reißverschluss. Claudio stapelte Packen von Fünfzig- und Hundertdollarscheinen aufeinander, die Monarch in die Tasche stopfte.
»Dreihundertfünfunddreißigtausend US-Dollar«, sagte Claudio, während er das letzte Banknoten-Bündel in die Tasche legte.
»Die Schwester wird sich freuen«, sagte Monarch.
»Grüße sie von mir«, sagte Claudio.
»Wo finde ich sie?«
Claudios Gesicht wurde ernst. »Sie arbeitet heute Nacht in der Nähe von El ano .«
Monarch verließ das Mietshaus und winkte ein Taxi heran. Er nannte dem Fahrer die Adresse. »Geht klar«, sagte der Mann. »Hauptsache, ich muss nicht reinfahren.«
Sie fuhren Kilometer um Kilometer durch die eleganten Viertel, die Buenos Aires seinen Beinamen eingebracht hatten: das Paris Südamerikas.
Nach zehn Minuten klingelte Monarchs Handy.
»Dein russischer Freund ist eine wandelnde Zielscheibe«, sagte Gloria Barnett.
»Was du nicht sagst!«, erwiderte Monarch.
Als junger Mann, erklärte Barnett, sei Konstantin Belos als Helikopterpilot der Roten Armee in Afghanistan im Einsatz gewesen. Wie viele seiner Kameraden hätten ihn die Niederlage und der Rückzug der Sowjets aus dem Land demoralisiert. Zudem habe ihn die Art und Weise, wie die Regierung mit Kriegsveteranen umsprang, als die Macht des Kreml zu bröckeln begann, in Rage versetzt. In dem nun folgenden politischen und wirtschaftlichen Chaos sei Belos in St. Petersburg als Fußsoldat der kriminellen Verbindung Wory w Sakone beigetreten und für die Hafenanlagen verantwortlich gewesen. Innerhalb eines Jahres habe er seine Widersacher ausgelöscht und für das Syndikat den Schiffsverkehr und den Zoll kontrolliert. Dank seines untrüglichen Gespürs für potenzielle Einnahmequellen und dank seiner Bereitschaft, diese auszuschöpfen und sich dabei jeder noch so ruchlosen Taktik zu bedienen, sei Belos innerhalb der Hierarchie des organisierten Verbrechens sehr
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