18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
der Angestellte die Versandtasche, die an Marta Méndez adressiert war, über den Tresen. »Grüß unsere Schwester von mir, Robin«, sagte er.
»Das werde ich, Javier«, versprach Monarch und ging.
Monarch fuhr mit mehreren Bussen vom Postgebäude nach La Boca, einem Arbeiterviertel in Buenos Aires mit leuchtend grünen, gelben und roten Häusern. Auf den Gehwegen tummelten sich Menschen, die von der Arbeit und vom Einkaufen nach Hause gingen. Er stieg in der Nähe der Bombonera aus, dem Fußballstadion der Boca Juniors.
Es war kein Spiel angesetzt, daher war der Platz vor dem Stadion weniger bevölkert als sonst. Trotzdem suchte er sich an einem der Kioske auf dem Platz eine Kappe der Boca Juniors aus und kaufte sie. Die Sonne ging unter. In der Nacht konnte es in La Boca zuweilen ziemlich ungemütlich werden, nicht so schlimm wie in Villa Miseria, aber trotzdem konnte es nicht schaden, dem örtlichen Verein zu huldigen. Regel Nummer fünf: Pass dich an .
Monarch ging in Richtung Fluss, als die Nacht hereinbrach. Aus hundert offenen Fenstern plärrte Musik. Tangotänzer zeigten ihr Können in den Straßen. Händler priesen ihm ihre Waren an. Doch Monarch hatte wichtige Termine. Er erreichte das Ufer und mietete sich für fünfzig Pesos ein Ruderboot.
Eine Viertelstunde später legte er am anderen Ufer an, stieg aus dem Boot und begab sich hinauf in das Stadtviertel Avellaneda, das um einiges vornehmer war als La Boca. Zufrieden, dass er nicht beschattet wurde, schlenderte Monarch kreuz und quer durch die Straßen bis zu einem Wohngebiet auf einem steilen Hügel.
Er betrat ein luxuriöses Mietshaus, begrüßte den Pförtner mit Namen und ging auf den Lift zu. Im elften Stockwerk stieg er aus und begab sich vor die zweite Tür rechts. Mick Jaggers Tumbling Dice plärrte im Inneren, und so drückte er fest auf die Klingel.
Eine große, hübsche, dunkelhäutige Frau, Anfang zwanzig, öffnete in knappem Bikini die Tür und sah ihn verständnislos an. Die Musik war ohrenbetäubend laut.
Monarch rief ihr auf Spanisch zu: »Claudio erwartet mich!«
Sie sah Monarch mit milder Herablassung an, drehte sich um und ging mit wippenden Hüften wieder hinein. Er folgte ihr in den Flur und schloss die Tür hinter sich. Jenseits der Küche betrat Monarch einen Raum mit verglasten Wänden, die einen Panoramablick auf die Stadt boten. Draußen flackerten zu Tausenden die Lichter von Buenos Aires.
Es roch nach Farbe in dem Atelierzimmer. Ein Mann Ende dreißig saß vor dem Fenster an einer Staffelei und arbeitete an einer schwarzen Leinwand. Er war barfuß und mit bloßem Oberkörper, trug nur Shorts, mit Farbe beschmiert. Auch sein Oberkörper wies Farbspritzer auf. Sie glitzerten in seinem Haar und auf seinen Händen.
Der Künstler arbeitete fieberhaft, wobei er aus dem Fenster blickte, auf die flackernden Lichter von Buenos Aires und mit den sechs oder sieben Pinseln in jeder Hand Farbe auf die Leinwand schleuderte, um auf dem schwarzen Hintergrund schillernde Streifen und Punkte explodieren zu lassen, violett, silbern, rot und golden.
Die Wirkung war spektakulär. Monarch stand eine Weile nur da und sah dem Maler zu, der sich im Rhythmus der Musik bewegte, die einem Höhepunkt entgegenstrebte. Als die letzte Note verklungen war, warf er die Pinsel fort, blickte die Leinwand verächtlich an und rief auf Spanisch: »Was für eine Scheiße!«
Er trat vor das Bild, als wollte er die Faust hineinrammen. Doch mit drei schnellen Schritten erwischte Monarch sein Handgelenk und drehte es leicht herum, dass die Tätowierung einer ausgestreckten Hand über den Buchstaben FDL sichtbar wurde.
»Es ist brillant, Claudio«, sagte Monarch. »Lass es trocknen.«
Claudio Fortunato wehrte sich kurz, wobei er Monarch aus glasigen Augen anfunkelte. Doch dann wich die Anspannung von ihm.
»Ist es gut, Robin?«, fragte er, ein Flehen in der Stimme.
Monarch warf einen Blick auf die Leinwand. Er sah eine Momentaufnahme der Stadt bei Einbruch der Nacht, einfühlsam wiedergegeben. An den Wänden lehnten dreißig weitere Leinwände, allesamt mit demselben Motiv. »Es sind deine besten«, sagte er.
Tränen traten Claudio in die Augen, und er umarmte Monarch. »Du hast mir gefehlt, Bruder«, rief er aus und küsste ihn auf die Wange. »Ich hab erst neulich an dich gedacht, ganz deutlich. Ich hatte das Gefühl, du wärst in Gefahr.«
»Ich habe mich an die Regeln gehalten«, antwortete Monarch. »Und bin heil geblieben.«
»Was ist
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