18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
die Straße hinunter hatte er kehrtgemacht, um sich wieder seinen Eltern anzuschließen, die gerade im Begriff waren, das Gebäude zu verlassen.
Robins Mutter Francesca war eine klassische lateinamerikanische Schönheit gewesen und trug ihr schwarzes Haar zu einem festen Knoten geschlungen, über einer modischen Lederjacke, die Billy, sein Vater, ihr am selben Tag gekauft hatte. Robins Vater hatte den Arm um seine Mutter gelegt und ihr etwas ins Ohr geflüstert. Monarchs Mutter lachte, wobei ihre Hand an den Mund glitt und ihr funkelnder Blick schelmisch auf ihrem Sohn ruhte.
Robin sah seiner Mutter in die Augen und zückte sein imaginäres Schwert, als zwei wie Polizisten gekleidete Männer aus einem Wagen stiegen, der am Straßenrand geparkt hatte. Er sah die Panik in den Augen seiner Mutter, noch bevor er die Pistolen bemerkte und sie brüllte: »Lauf, Rob–!«
Sie erschossen sie mit grobem Schrot, seinen Vater ebenso. Der Drang, zu ihnen zu laufen, war schier überwältigend gewesen für ihn, den Jungen, doch im selben Moment drehten die Killer sich um und entdeckten ihn. Da nahm der Dreizehnjährige die Beine in die Hand und rannte, bis seine Lunge brannte.
Monarchs Eltern waren Hochstapler und Diebe gewesen, trotzdem hatte er sie leidenschaftlich geliebt. Francesca hatte sechs Sprachen beherrscht und war zudem mit einer erstaunlichen schauspielerischen Begabung gesegnet gewesen. Billy stammte aus Miami und war ausgesprochen redegewandt. Er besaß ein ausgeprägtes Geschick für das Aushecken von Gaunereien und für das Fassadenklettern. Ihre diversen Fertigkeiten hatten Monarchs Eltern an ihren Sohn weitergegeben; und als Robin als Dreizehnjähriger Reißaus nehmen musste vor den Killern, die seine Eltern ermordet hatten, war er bereits an diversen erfolgreichen Gaunereien beteiligt gewesen.
Das Leben mit seinen Eltern war wie eine Achterbahn verlaufen. Sie waren ständig auf Reisen und abwechselnd pleite gewesen oder im Geld geschwommen. Nachdem sie in Europa mehrmals um ein Haar erwischt worden waren, hatten sie beschlossen, nach Buenos Aires heimzukehren, bis Gras über die Sache gewachsen wäre. Im Sommer, in dem sie zu Tode gekommen waren, hatten sie fast so etwas wie eine normale Existenz geführt. Noch dazu hatten sie Geld gehabt wie Heu. Der Nachmittag und Abend vor ihrem Tod waren vielleicht die schönsten Momente in Monarchs Leben gewesen.
Dann wurden seine Eltern erschossen, und Robins Leben mutierte zum Albtraum; er konnte nicht zur Polizei gehen aus Angst, man würde ihn töten, konnte nichts anderes tun als davonlaufen und sich verstecken.
Als er jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, am Grab seiner Eltern stand, musste er daran denken, wie er als Junge durch die regennassen Straßen geirrt war, halb wahnsinnig vor Trauer und mit der Angst im Nacken, die Killer könnten noch immer hinter ihm her sein. Die Erinnerung trieb ihm Tränen in die Augen.
Monarch kniete nieder, nahm die alten, welken Blumen aus der Vase und stellte die frischen hinein. Er blieb einige Momente auf Knien und raunte den Geistern seiner toten Eltern zu: »Ich bin weiß Gott nicht perfekt, aber ich bemühe mich, das Richtige zu tun, indem ich nicht blindlings jedem Befehl gehorche und ein wenig Gutes tue.«
Nach kurzer Pause rappelte er sich hoch. »Ich dachte, das wollt ihr vielleicht wissen.«
19
Um drei viertel fünf stieg Monarch aus einem Taxi und stand vor der schmuckreichen Fassade des Palacio Sarmiento, eines der bedeutendsten Gebäude in Buenos Aires, in dem sich die Post befand. Gegenüber lag ein Park. Pärchen schlenderten zwischen den Blumen, und einige Jugendliche warfen Münzen in den Brunnen. Niemand nahm Notiz von ihm.
Er betrat die Post und fand sich in einer Halle mit Gewölbedecke wieder, mit vergoldeten Nischen und Marmorfußboden. Seine Augen sondierten das Gelände, bis er sich überzeugt hatte, dass niemand ihn beobachtete. Dann stellte er sich an und musterte die Angestellten hinter dem langen Tresen. Einer von ihnen, mit einer Brille und einem dünnen Schnurrbart, war ungefähr in seinem Alter.
Monarch manövrierte sich geschickt durch die Warteschlange, so dass er ganz vorne zu stehen kam, als das Licht über diesem bestimmten Angestellten ihn aufforderte vorzutreten.
»Ich glaube, Sie haben ein Päcken für Marta Méndez hier«, sagte Monarch leise.
Der Postangestellte zuckte zusammen, beäugte ihn durch die dicke Brille und sagte dann: »Ich geh nachsehen.«
Nach zwei Minuten schob
Weitere Kostenlose Bücher