18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
entspannte sich, und sie grinste ihn an. »Robin!«
»Hallo, Schwester«, sagte Monarch und erwiderte ihr Lächeln.
Die Frau eilte auf ihn zu und umarmte ihn. Monarch drückte sie an sich.
»Ich hab schon so lange nichts mehr von dir gehört. Ich hab mir Sorgen gemacht«, sagte sie und blickte einen Moment lang strahlend zu ihm auf, bevor sie die Jungen bemerkte. »Und wer sind diese beiden jungen Herren?«
»Kandidaten, meine ich«, sagte Monarch.
Sie beugte sich zu den beiden schmutzigen Kindern hinunter und begutachtete sie lächelnd.
»Woher kommt ihr?«, fragte sie freundlich.
»Von nirgendwoher«, sagte Antonio.
»Keine Eltern?«
Beide Jungen schüttelten die Köpfe. Juan deutete ärgerlich auf Monarch. »Er hat uns Geld versprochen.«
»Geld«, sagte sie. »Lass mich raten. Für Paco?«
»Genau«, sagte Juan.
»Warum mögt ihr Paco?«, fragte sie.
Antonio zuckte die Schultern. »Weiß nicht.«
Juan sagte: »Paco macht, dass man nichts mehr fühlt.«
»Und ihr wollt euch wie nichts fühlen?«
»Ich will mich doch nicht fühlen wie nichts. Ich will nichts fühlen«, sagte Juan und kratzte sich heftig am Arm.
Sie sah Monarch an. »Sie sehen hungrig aus.«
Er nickte. »Ich hab ihnen gesagt, wir würden hier was zu essen kriegen.«
»Wir müssen erst eine Weile im Auto fahren«, sagte sie zu den Jungen. »Würde euch das gefallen?«
Die Aussicht auf einen Ausflug im Wagen schien Antonio zu reizen. Juan jedoch fragte misstrauisch: »Und wohin fahren wir? Wer sind Sie überhaupt?«
Sie lächelte wieder. »Ihr dürft mich Schwester Rachel nennen. Und wir fahren zu einem Haus, wo ich zusammen mit Jungen und Mädchen, wie ihr es seid, wohne, und besorgen euch etwas Gutes zu essen und ein warmes Bett zum Schlafen. Würde euch das gefallen? Oder wollt ihr doch lieber nach Paco suchen, auf der Straße schlafen und ohne was im Bauch aufwachen?«
Antonio schien von den Socken. »Ein richtiges Bett?«
»Ein richtiges Bett«, sagte Monarch.
21
EL HOGAR DE ESPERANZA , der »Hort der Hoffnung«, war ein Gebäudekomplex auf etwa dreißigtausend Quadratmetern in den Gebirgsausläufern westlich von Buenos Aires. Eine hohe Ziegelmauer umgab den Ort.
Während er Schwester Rachels Lieferwagen durch das Tor lenkte, warf Monarch einen Blick in den Rückspiegel und sah den Gesichtsausdruck der Paco-Raucher, ängstlich und neugierig zugleich.
»Zum Hauptgebäude«, sagte Schwester Rachel. »Sie müssen untersucht werden.«
»Ich hab Hunger«, sagte Antonio.
»Und ich Kopfweh«, sagte Juan.
»Ihr kriegt gleich etwas zu essen«, beschwichtigte sie die beiden. »Und der Schmerz in deinem Kopf ist das Paco, das seine Wirkung verliert. In einem Tag oder so geht’s dir schon besser.«
Monarch parkte vor einem zweistöckigen, stuckverzierten Gebäude mit einer Veranda. Zwei Frauen in Jeans und T-Shirt kamen aus dem Haus. Die jüngere öffnete die hintere Wagentür und sagte: »Wir haben Fleisch und Eier und frische Milch.«
Antonio nickte vorsichtig und schälte sich aus dem Wagen.
»Mein Kopf tut weh«, jammerte Juan.
»Er hat Entzugserscheinungen, also Entgiftungsprogramm«, sagte Schwester Rachel und stieg aus dem Beifahrersitz. »Schwester Gabriella, geben Sie mir Bescheid, sobald sie sich eingewöhnt haben? Notieren Sie bitte, wie viel sie essen konnten. Und fragen Sie sie, wer ihre Eltern sind.«
»Das kann spät werden, Schwester«, sagte die ältere Frau.
»Ich schlafe ohnehin nicht«, sagte Schwester Rachel.
Die Jungen verschwanden mit den beiden Frauen im Haus. Monarch sah ihnen nach. Schwester Rachel musterte ihn. »Erinnerst du dich an die Nacht, in der ich dich hierher gebracht habe?«
Monarch nickte. »Ich hatte eine Stinkwut auf Sie.«
»Du warst verletzt und hattest Angst. Ärger ist nur eine Form der Angst.«
»Ich hab ein Geschenk für Sie.«
Jetzt erst bemerkte sie die Sporttasche, die er bei sich trug, und sah Monarch fragend an, der ihrem Blick ungerührt standhielt. Schließlich sagte sie: »Gehen wir in mein Büro.«
Schwester Rachels Büro befand sich im ersten Stock des Hauptgebäudes, über der Küche, wo der Bratengeruch Monarch an den eigenen wachsenden Appetit erinnerte. Er stellte die Tasche auf ihren Schreibtisch, auf dem sich Papiere und Bücher stapelten. Die Wände waren voller Fotos von Jungen und Mädchen in sauberer weißer Kleidung, dazwischen immer wieder Bilder von Schwester Rachel in Gesellschaft von Erwachsenen, die sie umarmten. Sie setzte sich auf einen
Weitere Kostenlose Bücher