18 - Das tödliche Gebot: Thriller (German Edition)
Chávez klappte ihr Handy auf, um die Szene zu filmen.
»Glaubst du, das Ding ist sicher?«, fragte Yin nervös.
»Wenn nicht, wird es mich an Ort und Stelle evaporieren«, sagte Monarch.
Er betätigte den Schalter, spürte, wie die Waffe vibrierend zum Leben erwachte, richtete den Laser auf einen Baumstumpf in etwa fünfundvierig Metern Entfernung, und drückte ab. Die Waffe bockte und gab ein surrendes Geräusch von sich, ehe ein Blitz aus der Mündung schoss. Der Stumpf explodierte, und nichts blieb davon übrig als ein Häufchen rauchende Asche. Monarch blieb der Mund offen stehen.
»Meine Fresse!«, flüsterte Chávez und senkte die Handykamera. »War das eben echt?«
»Allerdings«, sagte Tatupu. »Impulswaffe. Kein Projektil. Kein Schießpulver.«
»Nur Energieblitze«, sagte Monarch.
» Shock and Awe in Reinstform«, bemerkte Fowler.
Yin starrte noch immer auf den schwelenden Haufen. »Und du glaubst, so etwas ließe sich in allen möglichen Größen nachbauen?«
Monarch nickte. »Denkt nur an schwere Geschütze mit dieser Technik.«
»Solange sie auf unserer Seite sind«, sagte Gloria.
»Utopisch, das weißt du doch«, sagte Monarch.
Tatupu nickte versonnen. »Die Koporskis dieser Welt würden sie früher oder später in die Hände kriegen und in Massen produzieren.«
Alle wandten sich Monarch zu.
»Was willst du damit?«, fragte Gloria.
Monarch zerlegte die Waffe. »Ich lass es euch wissen. Hast du alles gefilmt, Chanel?«
Sie schaute auf ihr Handy und nickte. »Alles klar. Herrgott, Robin, wenn du mit Slattery recht hast, dann setzen er und seine Komplizen garantiert alles daran, dir das Ding wieder abzujagen.«
»Davon müssen wir ausgehen«, pflichtete Monarch ihr bei und ging zurück zum Landrover.
Sie stiegen in den Wagen. Fowler setzte sich ans Steuer und sagte: »Und wohin jetzt?«
»Wo alles angefangen hat«, sagte Monarch. »Istanbul.«
»Eine Sekunde«, sagte Yin auf dem Rücksitz. »Slattery hat dir fünf Millionen gezahlt. Wie viel bekommen wir davon ab, Robin?«
»Zehn Prozent. Dazu zehn Prozent von den sieben Millionen, die ich Koporski abgeknöpft habe.«
»Das macht für jeden eins Komma irgendwas Millionen«, sagte Fowler.
»Ein Kompromiss«, sagte Monarch, »obwohl vermutlich noch viel mehr zusammenkommt, sobald wir uns mit Belos und Omak unterhalten haben.«
»Und den Rest kriegst du?«, fragte Tatupu. »Fünfzig Prozent?«
»Nein, ich nehme zehn Prozent, der Rest geht an eine Freundin von mir, Schwester Rachel. Sie hilft Straßenkindern in Buenos Aires. Den Ärmsten der Armen.«
Sie alle sahen ihn forschend an. Gloria begriff als Erste. »Wie Robin Hood oder so?«
Monarch warf den Kopf zurück. »So ähnlich, ja.«
Chávez grinste. »Hat dir schon jemand gesagt, dass du der geborene Verbrecher bist?«
»Fast jeder, Chanel«, sagte Monarch. »Allen voran meine Mutter und mein Vater, als Gute-Nacht-Gebet sozusagen.«
44
In der darauf folgenden Nacht …
Zusammenfluss von Bosporus und Marmarameer
Monarch sah vor sich in der Dunkelheit ein Licht aufblitzen, zweimal. Er nickte Fowler zu, der im Ruderhaus stand und das kleine Fischerboot steuerte, das sie an einem Landungsplatz weiter unten an der Küste geklaut hatten. Die See war rau, diesig und nebelig. Auch Yin stand im Ruderhaus und zog ein Gesicht, als müsse sie sich gleich übergeben. Fowler brachte den Motor auf Touren. Das Boot kämpfte zitternd gegen die Wellen an, die aus entgegengesetzten Richtungen aufeinanderbrachen, die einen vom Wind aus der Meerenge nach Süden, die anderen von der Strömung aus dem Marmarameer nach Norden getrieben.
»Licht an!«, sagte Monarch.
Fowler legte einen Schalter um. Ein kräftiger Scheinwerfer warf einen Lichttunnel über die aufgewühlte, neblige See. Eine Sekunde lang erwog Monarch, den Plan fallen zu lassen und für den komplizierten kleinen Austausch, den er im Sinn hatte, ein konventionelleres Setting zu wählen.
Doch dann fiel der Scheinwerfer auf die Seitenwand einer riesigen Baggerschute, die an der Mündung der Meerenge behäbig im Chaos schlingerte und sich gegen ihre Ketten und Anker stemmte. Tatupu erschien im sanften Licht der roten Positionslampen an den Ecken der Schute. Chávez tauchte neben ihm auf. Beide trugen Neoprenanzüge und waren bewaffnet.
Monarch trat auf das Vorderdeck und griff nach dem Seil, das Tatupu ihm zugeworfen hatte. Fowler legte den Rückwärtsgang ein und riss das Steuer herum, drehte das Boot in der Dünung bei. Es
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