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18 - Eine Taube bringt den Tod

18 - Eine Taube bringt den Tod

Titel: 18 - Eine Taube bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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    Halt fand. Das tosende Wasser nahm ihm den Atem, er riss den Mund auf, um Luft zu holen, und schluckte stattdessen Salzwasser. Er drohte zu ersticken. Dann wurde es um ihn herum schwarz. Für einen kurzen Augenblick überkam ihn ein Bedauern; Bedauern, dass das Leben ein Ende nahm.

KAPITEL 11
    »Wie konnte ich nur … das habe ich nicht gewollt …«
    Fidelmas Stimme erreichte ihn aus weiter Ferne; sie hallte wie in einer Höhle. Eadulf kämpfte gegen den dunklen, ihn niederziehenden Sog an, schwamm mit letzter Kraft auf das Licht zu … und öffnete die Augen. Ängstlich und besorgt beugte sich Fidelma über ihn; ihr Haar, ihre Kleidung waren klatschnass. Wasser lief ihr übers Gesicht, mischte sich, wie es ihm schien, mit Tränen.
    Er musste husten und würgte Meerwasser heraus, es schmeckte abscheulich salzig.
    »Das habe ich nicht gewollt«, hörte er sie wieder sagen. Er sank zurück und zwang sich zu einem Lächeln. »Uns gegenseitig zu ertränken scheint eine neue Stufe im Umgang miteinander«, brachte er mühsam krächzend und mit zitternder Stimme heraus.
    Das Gesicht über ihm entspannte sich. »Eadulf«, hauchte sie nur und war so bewegt und erlöst, dass sie nicht weitersprechen konnte.
    Eadulf wurde gewahr, dass er auf Grasland lag. Weiter weg donnerten die Wogen gegen die Küste. Er war nass bis auf die Haut. Der Kopf schmerzte, und die Kehle war rau. Langsam reimte er sich zusammen, was geschehen war: Man hatte ihn aus dem Wasser gezogen und hierher gebracht. Er schaute zu Fidelma auf, wollte sich vergewissern und erkannte schemenhaft Gestalten hinter ihr. Beim genauen Hinsehen formten sie sich zu zwei grimmig dreinblickenden Kriegern. Ihre Schwerter steckten in der Scheide.  
    Fidelma klärte ihn auf: »Die beiden haben uns gesehen, sind hier herunter ans Ufer gerannt und haben es zuwege gebracht, uns zu retten und an Land zu schaffen.«
    Neben Eadulf kniete ein Dritter und hielt ihm einen Wasserschlauch aus Ziegenleder hin. »Nimm einen Schluck, spül damit den Mund und spuck es aus«, wies er ihn an. »Du hast eine Menge Salzwasser geschluckt, gleich darauf frisches Wasser zu trinken, ist nicht ratsam; erst muss der Mund sauber sein.«
    Eadulf versuchte, sich auf einen Ellbogen zu stützen, aber ihm wurde sofort schwindlig. »Sicher wäre es besser, einen Brechreiz auszulösen«, entgegnete er eingedenk der Ratschläge, die er von Ärzten bei seiner Ausbildung auf der Hohen Medizinschule gehört hatte.                 
    »Dafür haben wir schon am Ufer gesorgt, sonst …« Der Mann brachte den Satz nicht zu Ende.
    Gehorsam nahm Eadulf einen Schluck. Es kam ihn hart an, das frische, kühle Wasser nicht gleich zu trinken, doch brav spülte er nur den Mund und spie es aus.
    Der Mann nahm den Lederschlauch und verschloss ihn mit einem Stopfen. Er gab seinen Leuten einen Wink, und die hoben Eadulf auf und trugen ihn zwischen sich wie ein Kind.
    »Bis zum Wohnsitz von Fürstin Trifina ist es nicht weit«, erklärte er. »Soll ich dich stützen, Lady?« Die Frage war offensichtlich an Fidelma gerichtet. Ihre Antwort hörte Eadulf nicht, aber sie musste wohl Hilfe abgelehnt haben.
    »Ihr könnt von Glück sagen, dass wir gerade am Südende der Insel waren«, meinte der Mann, als sie sich in Bewegung setzten. Er war jung und sonnengebräunt, so schien es Eadulf. Der Gestrandete fühlte sich kraftlos und benommen und hatte das sehnliche Verlangen, die Augen zu schließen und zu schlafen. Dennoch mühte sich Eadulf, bei Bewusstsein zu bleiben; in Anbetracht ihrer Lage mussten sie auf neue Unannehmlichkeiten gefasst sein.
    »Hält sich Lady Trifina gegenwärtig hier auf?«, hörte er Fidelma unbefangen fragen.
    »Sie ist oft auf dieser Insel; sie fühlt sich hier wohler als auf der Burg ihres Vaters. Kennst du Lady Trifina?«
    »Wir sind einander begegnet«, entgegnete Fidelma kühl.
    Für kurze Zeit verlor Eadulf das Bewusstsein. Als er zu sich kam, spürte er wohlige Wärme. Er befand sich in einem Raum, in dem auf der Herdstelle Holzscheite knisternd brannten. Ein junger Mann tastete ihn nach allen Regeln der Kunst ab. Eadulf war übel, der Kopfschmerz hatte nicht nachgelassen. Er blinzelte und stöhnte, die Augenlider waren ihm bleischwer.
    »Er kommt bald wieder auf die Beine, er braucht nur etwas Ruhe«, sagte der junge Mann zu einer Person, die hinter ihm stand, auf Latein.
    »Was, um Himmels willen, ist passiert?« Die Stimme kam ihm bekannt vor; dann entsann er sich – es war

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