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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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die aber sonst fast un­ver­sehrt ist mit ih­ren schlan­ken Säu­len.
    Der Bo­den ist un­frucht­bar in je­ner Ge­gend, und der Mensch, wel­cher in der Ver­ödung und dem Grau­en ei­ne höchs­te Macht er­kennt, glaubt, daß die­sem un­frucht­ba­ren Bo­den das Sie­gel der Gott­heit selbst auf­ge­drückt ist.
    Die Gü­te des höchs­ten We­sens flö­ßt uns we­nig Dank ein, aber sei­ne Zuchtru­te und Stren­ge be­ten wir an.
    Die Spun­kies tanz­ten in die­ser Nacht auf dem küm­mer­li­chen Ra­sen von Cas­si­lis, und der auf­ge­gan­ge­ne Mond scheint breit und rot. Die Spun­kies tanz­ten.
    Der Spun­kie hat einen Mäd­chen­kopf, schnee­weiß, mit lan­gem flam­men­den Haar. Auch hat er Flü­gel, doch sit­zen die­se nicht an den Schul­tern, son­dern an den wei­ßen und dün­nen Ar­men, mit de­nen sie bis an das Hand­ge­lenk ver­bun­den sind. Der Spun­kie ist Herm­aphro­dit – mit ei­nem weib­li­chen Ant­litz ver­bin­det er die zar­te Ele­ganz der männ­li­chen Ju­gend. Der Spun­kie hat kei­ne an­de­re Klei­dung als sei­ne Flü­gel, ein Ge­we­be, zart und fein, schmieg­sam und dicht, un­durch­dring­lich und leicht, wie der Flü­gel der Fle­der­maus. Ei­ne bräun­li­che Fär­bung, durch wel­che es rot hin­durch­schim­mert, zeich­net die­ses na­tür­li­che Ge­wand aus, das sich um den ru­hen­den Spun­kie zu­sam­men­legt, wie die Fal­ten der Fah­ne um den Schaft. Lan­ge Rip­pen, wel­che in ih­rer bläu­li­chen Fär­bung dem Stahl glei­chen, stüt­zen die­se lan­gen Flü­gel, mit de­nen der Spun­kie sich klei­det; eher­ne Kral­len be­waff­nen ih­re äu­ßers­ten En­den. We­he der Haus­frau, die sich abends in die Nä­he des Moo­res wagt, wo der Spun­kie lau­ert, oder die in den Wald geht, den er durch­läuft!
    An den Ufern der Doon tanz­ten die Spun­kies, als ei­ne hei­te­re Ge­sell­schaft von Frau­en, Kin­dern und jun­gen Mäd­chen sich nä­her­te. So­fort ver­schwan­den die Ko­bol­de. Sie brei­te­ten ih­re großen Flü­gel aus und ver­dun­kel­ten den Mond. Sie glei­chen ei­ner Wol­ke von Vö­geln, die sich plötz­lich aus rau­schen­dem Röh­richt er­he­ben. Muir­land und sei­ne Ge­fähr­ten blie­ben ste­hen.
    »Mich graust«, sag­te ein jun­ges Mäd­chen.
    »Bah!« ant­wor­te­te der Päch­ter. »Das sind wil­de En­ten, wel­che da­von­flie­gen.«
    »Muir­land«, sag­te vor­wurfs­voll der jun­ge Co­lean, »du wirst ein schlech­tes En­de neh­men; du glaubst an nichts.«
    »Wir wol­len uns hier nie­der­las­sen«, ent­geg­ne­te Muir­land, oh­ne auf den Ta­del sei­nes Ge­fähr­ten zu hö­ren; »hier kön­nen wir un­se­re Kör­be lee­ren, denn der Ort ist schön und ge­schützt, der Fel­sen deckt uns, und der Ra­sen bie­tet uns ein wei­ches La­ger. Der Teu­fel selbst soll mich nicht in mei­nen Be­trach­tun­gen stö­ren, die aus die­sen Kan­nen und Fla­schen her­vor­kom­men wer­den.«
    »Aber die Bo­gil­lies {7} und Brow­nil­lies {8} kön­nen uns hier fin­den«, sag­te schüch­tern ei­ne jun­ge Frau.
    »Der Cra­neuch {9} ho­le sie«, un­ter­brach Muir­land die Spre­chen­de. »Schnell, La­praik, ma­che hier bei dem Fel­sen ein Feu­er aus tro­ckenem Laub und Rei­sig; wir wol­len den Whis­ky heiß ma­chen, und wenn die Mäd­chen wis­sen wol­len, was für einen Mann der lie­be Gott oder der Teu­fel ih­nen be­stimmt hat, so ha­ben wir hier al­les, wo­mit wir ih­re Neu­gier­de be­frie­di­gen kön­nen. Bor­ne Les­ley hat Spie­gel, Nüs­se, Lein­sa­men, Tel­ler und But­ter mit­ge­bracht. Sagt, Mäd­chen, ist das nicht al­les, was ihr zu eu­ren Zau­be­rei­en braucht?«
    »Ja, ja«, ant­wor­te­ten die Mäd­chen.
    »Zu­vor wol­len wir aber trin­ken«, sag­te der Päch­ter, der durch sein Ver­mö­gen, sei­ne wohl­ge­füll­ten Kel­ler und Spei­cher und sei­ne land­wirt­schaft­li­chen Kennt­nis­se ein großes An­se­hen in der Ge­gend ge­noß.
    Von al­len Län­dern in der Welt ist Schott­land das­je­ni­ge, in wel­chem die ge­rin­ge­ren Klas­sen die meis­te Bil­dung in Ver­bin­dung mit dem größ­ten Aber­glau­ben be­sit­zen. Fragt Wal­ter Scott, je­nen er­ha­be­nen schot­ti­schen Land­mann, der sei­ne Grö­ße nur der von Gott er­hal­te­nen Fä­hig­keit ver­dank­te, auf

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