Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
Ufer­fel­sen ver­schwand. Es war an bei­den En­den hoch auf­ge­bo­gen und wur­de von zwei In­dia­nern ge­ru­dert. Ge­spannt ver­hielt ich auf der Stel­le, um ab­zu­war­ten, ob es wohl hin­ter dem an­dern En­de der In­sel wie­der zum Vor­schein kom­men wer­de. Und wirk­lich, noch wa­ren kei­ne fünf Mi­nu­ten ver­stri­chen, als es neu­er­lich in Sicht kam.
    Es be­fand sich jetzt na­he­zu in Ruf­wei­te, die auf ih­ren Schen­keln kau­ern­den In­dia­ner hiel­ten di­rekt auf mich zu und ka­men rasch nä­her.
    Nie in mei­nem Le­ben ha­be ich ra­scher ge­pad­delt als in den nun fol­gen­den Mi­nu­ten! In­des, als ich mich um­blick­te, um aber­mals nach mei­nen Ver­fol­gern Aus­schau zu hal­ten, hat­ten sie ih­ren Kurs schon wie­der ge­än­dert und um­run­de­ten wie vor­her die In­sel.
    Die Son­ne war schon im Be­griff, hin­ter den Wäl­dern des Fest­lands zu ver­sin­ken, die im Abend­rot lo­dern­den Wol­ken ver­wan­del­ten den Spie­gel des Sees in ein pur­pur­nes Feu­er­meer, als ich mich zum letz­ten­mal wand­te und das große Rin­den­ka­nu mit sei­nen zwei im Däm­mer­licht ver­schwim­men­den In­sas­sen noch im­mer die In­sel um­krei­sen sah. Dann senk­te die Dun­kel­heit der Nacht sich auf ra­schem Fit­tich her­nie­der, der See ward wie­der schwarz, der Nacht­wind sprang mich an und blies mir sei­nen Atem ins Ge­sicht, mir, der ich da ein letz­tes Kap um­run­de­te, des­sen weit in den See hin­aus­ra­gen­des Fels­mas­siv als­bald bei­de – so In­sel wie Ka nu – mei­nen Bli­cken ent­zog.

 
Die Zaubernacht in den Hochlanden
von
Ho­noré de Balzac
     
     
     
    Ho­noré de Balzac (1799-1850), der be­deu­tends­te fran­zö­si­sche Ro­man­cier sei­ner Epo­che, wand­te sich in sei­nen »Mys­ti­schen Ge­schich­ten«, aus de­nen die hier aus­ge­wähl­te Er­zäh­lung stammt, den dunklen Sei­ten der mensch­li­chen See­le zu, dem, was die deut­schen Ro­man­ti­ker die »Nacht­sei­te der Na­tur« zu be­zeichn en pfleg­ten. Vor dem Hin­ter­grund spuk­haf­ter Er­eig­nis­se be­schreibt Balzac das un­heim­li­che Pan­dä­mo­ni­um mensch­li­cher Lei­den­schaf­ten und Trieb­kräf­te.
     
     
    »Hal­lo­we’en, Hal­lo­we’en!« schri­en sie al­le. »Das ist der Abend der hei­li­gen Nacht, die schö­ne Nacht der Skel­pies {2} und Fai­ries {3} ! Car­rick, und du, Co­lean, kommt ihr? Al­le Bau­ern von Car­rick-Bor­der {4} sind da. Un­se­re Megs und Jan­nies kom­men auch. Wir wer­den gu­ten Whis­ky in zin­ner­nen Krü­gen brin­gen und schäu­men­des Ale und den schmack­haf­ten Par­ridge {5} . Das Wet­ter ist schön, der Mond muß bald auf­ge­hen; nie, Ka­me­ra­den, sol­len die Rui­nen von Cas­si­lis-Dow­n­ans ei­ne so hei­te­re Ge­sell­schaft ge­se­hen ha­ben.« Al­so sprach Jock Muir­land, ein Land­mann und jun­ger Wit­wer. Er war, gleich den meis­ten schot­ti­schen Bau­ern, Theo­log, ein we­nig Dich­ter und ein großer Trin­ker, aber da­bei sehr spar­sam; Mur­dock, Will La­praik und Com Duck­at wa­ren bei ihm. Die Un­ter­hal­tung fand in der Nä­he des Dor­fes Cas­si­lis statt. Ihr wißt wahr­schein­lich nicht, was der Hal­lo­we’en ist: Es ist das die Nacht der Feen, in der Mit­te des Au­gust; al­le necki­schen Geis­ter tan­zen dann auf der Hei­de, ei­len über die Ge­fil­de oder rei­ten auf des Mon­des blei­chen Strah­len. Der Hal­lo­we’en ist der Fa­sching der Geis­ter und Gno­men. In die­ser Nacht gibt es kei­ne Grot­te und kei­ne Fel­sen, wo nicht ein Ball und ein Fest ge­fei­ert wür­de; nicht ei­ne Blu­me, die nicht von dem Hauch ei­ner Syl­phi­de be­wegt wür­de; kei­ne Haus­frau, die nicht sorg­sam ih­re Tü­re ver­schlös­se, da­mit der Spun­kie {6} nicht das Früh­stück für den fol­gen­den Tag weg­ho­le oder sei­nen Freun­den das Es­sen der Kin­der op­fe­re, wel­che in der Wie­ge ne­ben­ein­an­der­lie­gen.
    Ei­ne fei­er­li­che Nacht leg­te sich über die Hü­gel von Cas­si­lis. Denkt euch ein ber­gi­ges Land, wel­len­för­mig wie das Meer, des­sen zahl­rei­che Hü­gel mit grü­nem und glän­zen­dem Moos be­deckt sind. In der Fer­ne, auf ei­nem stei­len Fel­sen, er­blickt man die Mau­ern des zer­stör­ten Schlos­ses, des­sen Ka­pel­le das Dach fehlt,

Weitere Kostenlose Bücher