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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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von rie­si­gem Wuchs. Er mach­te kei­ne An­stal­ten, ihn zu be­läs­ti­gen oder sich zu nä­hern, son­dern blieb in ei­ni­ger Ent­fer­nung auf der Weg­sei­te ste­hen. Icha­bod, der der Er­zäh­lung Brom Bo­nes vom kopf­lo­sen Rei­ter ge­dach­te, trieb jetzt sein Pferd an, in der Hoff­nung, die Er­schei­nung hin­ter sich zu las­sen. Aber auch der Frem­de trab­te an, und wie im­mer Icha­bod ritt, schnell oder lang­sam, der Frem­de blieb bei ihm. Der Schul­meis­ter war von Ent­set­zen ge­lähmt, als er be­merk­te, daß der Kopf des Frem­den, der auf der Schul­ter hät­te sit­zen sol­len, auf dem Sat­tel­knopf lag. Sein Ent­set­zen stei­ger­te sich zur Ver­zweif­lung, er ließ einen Ha­gel von Schlä­gen auf sein ar­mes Pferd nie­der­ge­hen, das auch tat­säch­lich nun sehr rasch lief – aber das Ge­spenst spreng­te so schnell da­hin wie er. So jag­te er durch dick und dünn da­von. Stei­ne flo­gen auf, Fun­ken sto­ben. Icha­bo­ds dün­nes Ge­wand flat­ter­te.
    Sie ka­men nun in das schläf­ri­ge Tal, und da be­merk­te Icha­bod, daß sich sein Sat­tel, oder viel­mehr der Sat­tel sei­nes Nach­barn Hans van Rip­per, den ihm je­ner mit dem Pferd ge­borgt hat­te, zu lo­ckern be­gann. Er ver­such­te das Ding fest­zu­hal­ten, aber es war un­mög­lich, denn das rei­ten­de Ge­spenst war ihm im­mer noch dicht auf den Fer­sen, und er hat­te al­le Mü­he, sei­nen Klep­per an­zu­spor­nen. So fiel der Sat­tel zur Er­de.
    Ei­ne Lich­tung im Wald er­weck­te bei Icha­bod neue Hoff­nung. Die Kir­chen­brücke konn­te nun nicht mehr fern sein. Er sah tat­säch­lich nun auch die Mau­ern der Kir­che zwi­schen den Bäu­men und er­in­ner­te sich dar­an, daß Brom Bo­nes geis­ter­haf­ter Ri­va­le an die­ser Stel­le ver­schwun­den war. Wenn ich nur die­se Brücke er­rei­che, dach­te Icha­bod, dann bin ich in Si­cher­heit. Aber ge­ra­de jetzt hör­te er das schwar­ze Pferd hin­ter sich schnau­ben, er glaub­te schon, des­sen hei­ßen Atem zu spü­ren. Noch ein Fuß­tritt in die Rip­pen sei­nes Klep­pers, und die­ser sprang auf die dröh­nen­den Bret­ter der Brücke und er­reich­te das an­de­re Ufer.
    Von dort aus warf Icha­bod einen Blick zu­rück, um zu se­hen, ob sein Ver­fol­ger tat­säch­lich in ei­ner Wol­ke von Feu­er und Schwe­fel ver­schwin­de. Dem war aber nicht so. Das Ge­spenst er­hob sich viel­mehr in den Steig­bü­geln und schleu­der­te sei­nen Kopf Icha­bod nach.
    Der Schä­del traf mit ei­nem un­ge­heu­ren Krach den Schul­meis­ter an der Stirn, wäh­rend der ge­spens­ti­ge Rei­ter wie ein Wir­bel­sturm da­von­presch­te. Am nächs­ten Mor­gen wur­de das al­te Pferd oh­ne Sat­tel vor der Tür sei­nes Herrn ge­fun­den. Von Icha­bod fehl­te je­de Spur. Doch ent­deck­te man an der Brücke den Hut des Ver­schwun­de­nen und dicht da­ne­ben einen zer­trüm­mer­ten Kür­bis.
    Als Icha­bod auch in den nächs­ten Ta­gen nicht wie­der auf­tauch­te, ga­ben die Vor­fäl­le die­ser Nacht zu al­ler­lei Ge­schwätz An­laß. Die al­ten Wei­ber be­haup­te­ten, er sei von dem ga­lop­pie­ren­den Hes­sen ent­führt wor­den. Brom Bo­nes, der kur­ze Zeit nach Ver­schwin­den sei­nes Ne­ben­buh­lers die blü­hen­de Ka­tha­ri­na im Tri­umph zum Al­tar führ­te, setz­te im­mer ei­ne schalk­haf­te Mie­ne auf, wenn Icha­bo­ds Ge­schich­te er­zählt wur­de, und wenn von dem Kür­bis die Re­de war, den man an der Brücke ge­fun­den, brach er stets in schal­len­des Ge­läch­ter aus, und hieraus wol­len ei­ni­ge schlie­ßen, daß er von der gan­zen An­ge­le­gen­heit mehr wuß­te, als er zu sa­gen für gut be­fand.
    Die al­ten Wei­ber im Dorf, die in sol­chen Din­gen im­mer die bes­ten Rich­ter sind, be­haup­ten je­doch bis auf den heu­ti­gen Tag, daß Icha­bod auf über­na­tür­li­che Wei­se ver­schwun­den sei, und es ist ei­ne Lieb­lings­ge­schich­te, die in der Ge­gend häu­fig er­zählt wird. Die Brücke flö­ßt mehr denn je aber­gläu­bi­sche Furcht ein. Das ver­las­se­ne Schul­haus zer­fiel bald, und man sagt, der Geist des un­glück­li­chen Schul­meis­ters ge­he dort um. Bau­ern­knech­te, die an stil­len Som­mer­aben­den nach Hau­se schlen­dern, mei­nen oft, ei­ne Stim­me in der Fer­ne zu

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