18 Gänsehaut Stories
ein Tier voller Feuer und Teufeleien wie er selbst, das nur er regieren konnte. Man speiste feist und üppig, wie das bei den Holländern Brauch ist. Danach tanzte man, und dabei tat sich Ichabod recht hervor, wenngleich er in seinem alten Anzug eine ziemlich lächerliche Figur abgab. Doch davon merkte er nichts, hielt er doch die schöne Katharina in den Armen und durfte sie nach Herzenslust im Kreis herumschwenken, während sein Rivale Brom Bones, von wilder Eifersucht gequält, abseits in der Ecke saß und mit bösem Gesicht vor sich hinbrütete.
Als der Tanz zu Ende war, setzte sich der Schulmeister zu einer Gruppe vernünftigerer Leute, die mit dem alten van Tassel auf der Veranda saßen, über alte Zeiten redeten und lange Geschichten aus dem Krieg zum besten gaben. Schließlich kamen auch Geister- und Spukgeschichten zur Sprache. Von Leichenzügen, Trauergeschrei und den Klagen der Nachtalben wurde erzählt, die man im schläfrigen Tal vernommen haben wollte. Man sprach auch von einer weißen Frau, die am Rabenfelsen in eben diesem Tal umginge und die man oft in Winternächten vor einem Sturm wehklagen hören könne, denn sie war dort im Schnee umgekommen. Die meisten Geschichten kreisten jedoch um das Lieblingsgespenst des schläfrigen Tales, den kopflosen Reiter, von dem man erst kürzlich des öfteren gehört hatte, er ziehe wieder durch die Gegend und binde bei Nacht sein Pferd an den Gräbern des Friedhofes an.
Der Friedhof liegt an einer Kirche, und dieser Platz scheint schon immer ein Lieblingsort unseliger Geister gewesen zu sein. Die Kirche steht auf einem Hügel, von Akazien und hohen Ulmen umgeben, und dazwischen schimmern ihre weißgetünchten Mauern hervor. Ein Abhang führt von hier zu einer Wasserfläche, die von großen Bäumen umstanden ist, und zwischen ihnen hindurch kann man die blauen Hügel des Hudson sehen. Wenn man den mit hohem Gras bewachsenen Kirchhof betrachtet, so sollte man glauben, daß wenigstens hier die Toten ruhig schlummern. Auf der anderen Seite der Kirche aber zieht sich ein großes waldiges Tal hin, durch das zwischen Felsen und umgestürzten Baumstämmen ein Bach tost. Über eine tiefe schwarze Stelle führt eine Holzbrücke. Der Weg zu ihr hin und die Brücke selbst sind von überhängenden Weiden dicht beschattet. Dies war der Lieblingsaufenthalt des kopflosen Reiters, und der Ort, wo man ihn am häufigsten treffen konnte. Die Geschichte vom alten Bouwer, einem Mann, der selbst hartnäckig die Existenz von Geistern bestritt, wurde erzählt: wie er dem Reiter begegnete, als dieser von einem Streifzug ins schläfrige Tal zurückkehrte, wie er gezwungen wurde, sich hinter ihm aufzusetzen, wie sie über Stock und Stein, über Hügel und durch Morast galoppiert seien, bis sie an die Brücke kamen, wo sich der Reiter plötzlich in ein Gerippe verwandelte, den alten Bouwer in den Bach warf und unter Donnerschlag über die Baumwipfel davonritt.
Hier aber mischte sich Brom Bones ein. Er meinte, der galoppierende Hesse sei ein durchtriebener Gauner, und behauptete, der mitternächtliche Reiter habe ihn überrascht, als er aus dem benachbarten Dorf Sing-Sing zurückkehrte, er habe ihm vorgeschlagen, mit ihm um die Wette zu reiten. Ein Glas Punsch für den, der gewinnen wird! Er, Brom, habe dann gewonnen und auf »Gefahrenteufel« das Geisterpferd weit hinter sich gelassen, als sie aber an die Kirchenbrücke gekommen seien, wäre der Reiter ohne Kopf davongeritten und in einer Feuerflamme verschwunden.
All diese Geschichten, vorgetragen in einem murmelnden, gedämpften Tonfall, dazu im Dunkeln, das nur vom Aufglimmen einer Pfeife ein wenig erhellt wurde, prägten sich bei Ichabod tief ein, und auch er selbst
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