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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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ein Tier vol­ler Feu­er und Teu­fe­lei­en wie er selbst, das nur er re­gie­ren konn­te. Man speis­te feist und üp­pig, wie das bei den Hol­län­dern Brauch ist. Da­nach tanz­te man, und da­bei tat sich Icha­bod recht her­vor, wenn­gleich er in sei­nem al­ten An­zug ei­ne ziem­lich lä­cher­li­che Fi­gur ab­gab. Doch da­von merk­te er nichts, hielt er doch die schö­ne Ka­tha­ri­na in den Ar­men und durf­te sie nach Her­zens­lust im Kreis her­um­schwen­ken, wäh­rend sein Ri­va­le Brom Bo­nes, von wil­der Ei­fer­sucht ge­quält, ab­seits in der Ecke saß und mit bö­sem Ge­sicht vor sich hin­brü­te­te.
    Als der Tanz zu En­de war, setz­te sich der Schul­meis­ter zu ei­ner Grup­pe ver­nünf­ti­ge­rer Leu­te, die mit dem al­ten van Tas­sel auf der Ve­ran­da sa­ßen, über al­te Zei­ten re­de­ten und lan­ge Ge­schich­ten aus dem Krieg zum bes­ten ga­ben. Schließ­lich ka­men auch Geis­ter- und Spuk­ge­schich­ten zur Spra­che. Von Lei­chen­zü­gen, Trau­er­ge­schrei und den Kla­gen der Nachtal­ben wur­de er­zählt, die man im schläf­ri­gen Tal ver­nom­men ha­ben woll­te. Man sprach auch von ei­ner wei­ßen Frau, die am Ra­ben­fel­sen in eben die­sem Tal um­gin­ge und die man oft in Win­ter­näch­ten vor ei­nem Sturm weh­kla­gen hö­ren kön­ne, denn sie war dort im Schnee um­ge­kom­men. Die meis­ten Ge­schich­ten kreis­ten je­doch um das Lieb­lings­ge­spenst des schläf­ri­gen Ta­les, den kopf­lo­sen Rei­ter, von dem man erst kürz­lich des öf­te­ren ge­hört hat­te, er zie­he wie­der durch die Ge­gend und bin­de bei Nacht sein Pferd an den Grä­bern des Fried­ho­fes an.
    Der Fried­hof liegt an ei­ner Kir­che, und die­ser Platz scheint schon im­mer ein Lieb­ling­sort un­se­li­ger Geis­ter ge­we­sen zu sein. Die Kir­che steht auf ei­nem Hü­gel, von Aka­zi­en und ho­hen Ul­men um­ge­ben, und da­zwi­schen schim­mern ih­re weiß­ge­tünch­ten Mau­ern her­vor. Ein Ab­hang führt von hier zu ei­ner Was­ser­flä­che, die von großen Bäu­men um­stan­den ist, und zwi­schen ih­nen hin­durch kann man die blau­en Hü­gel des Hud­son se­hen. Wenn man den mit ho­hem Gras be­wach­se­nen Kirch­hof be­trach­tet, so soll­te man glau­ben, daß we­nigs­tens hier die To­ten ru­hig schlum­mern. Auf der an­de­ren Sei­te der Kir­che aber zieht sich ein großes wal­di­ges Tal hin, durch das zwi­schen Fel­sen und um­ge­stürz­ten Baum­stäm­men ein Bach tost. Über ei­ne tie­fe schwar­ze Stel­le führt ei­ne Holz­brücke. Der Weg zu ihr hin und die Brücke selbst sind von über­hän­gen­den Wei­den dicht be­schat­tet. Dies war der Lieb­lings­auf­ent­halt des kopf­lo­sen Rei­ters, und der Ort, wo man ihn am häu­figs­ten tref­fen konn­te. Die Ge­schich­te vom al­ten Bou­wer, ei­nem Mann, der selbst hart­nä­ckig die Exis­tenz von Geis­tern be­stritt, wur­de er­zählt: wie er dem Rei­ter be­geg­ne­te, als die­ser von ei­nem Streif­zug ins schläf­ri­ge Tal zu­rück­kehr­te, wie er ge­zwun­gen wur­de, sich hin­ter ihm auf­zu­set­zen, wie sie über Stock und Stein, über Hü­gel und durch Mo­rast ga­lop­piert sei­en, bis sie an die Brücke ka­men, wo sich der Rei­ter plötz­lich in ein Ge­rip­pe ver­wan­del­te, den al­ten Bou­wer in den Bach warf und un­ter Don­ner­schlag über die Baum­wip­fel da­von­ritt.
    Hier aber misch­te sich Brom Bo­nes ein. Er mein­te, der ga­lop­pie­ren­de Hes­se sei ein durch­trie­be­ner Gau­ner, und be­haup­te­te, der mit­ter­nächt­li­che Rei­ter ha­be ihn über­rascht, als er aus dem be­nach­bar­ten Dorf Sing-Sing zu­rück­kehr­te, er ha­be ihm vor­ge­schla­gen, mit ihm um die Wet­te zu rei­ten. Ein Glas Punsch für den, der ge­win­nen wird! Er, Brom, ha­be dann ge­won­nen und auf »Ge­fah­ren­teu­fel« das Geis­ter­pferd weit hin­ter sich ge­las­sen, als sie aber an die Kir­chen­brücke ge­kom­men sei­en, wä­re der Rei­ter oh­ne Kopf da­von­ge­rit­ten und in ei­ner Feu­er­flam­me ver­schwun­den.
    All die­se Ge­schich­ten, vor­ge­tra­gen in ei­nem mur­meln­den, ge­dämpf­ten Ton­fall, da­zu im Dun­keln, das nur vom Auf­glim­men ei­ner Pfei­fe ein we­nig er­hellt wur­de, präg­ten sich bei Icha­bod tief ein, und auch er selbst

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