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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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steu­er­te nun zu der Un­ter­hal­tung noch ei­ni­ge un­heim­li­che Be­ge­ben­hei­ten bei.
    Die Ge­sell­schaft brach nun lang­sam auf. Ei­ner nach dem an­de­ren fuhr mit sei­nem Wa­gen ab. Die jun­gen Mäd­chen stie­gen zu den Bur­schen aufs Pferd und lie­ßen sich von ih­nen heim­brin­gen. Nur Icha­bod zö­ger­te noch, denn er woll­te mit Ka­tha­ri­na ein Ge­spräch un­ter vier Au­gen füh­ren. Da­zu kam es auch, aber wie die­se Un­ter­hal­tung von­stat­ten ging, da­von weiß der Ver­fas­ser die­ses Be­richts nichts zu sa­gen, denn er war nicht da­bei. Si­cher ist, daß Icha­bod trau­rig und nie­der­ge­schla­gen den Schau­platz des Fes­tes ver­ließ. Wahr­schein­lich war ihm klar­ge­wor­den, daß das Mäd­chen ihn den gan­zen Abend nur be­güns­tigt hat­te, um ih­ren an­de­ren Ver­eh­rer auf­zu­sta­cheln.
    Die Geis­ter­stun­de hat­te be­gon­nen, als sich Icha­bod auf sei­nem Klep­per auf den Heim­weg mach­te. Die Stun­de war so trüb wie sein Sinn. Weit un­ten lag die neb­li­ge Was­ser­flä­che des Tap­pan Zee, ab und zu sah er den Mast ei­nes Boo­tes, das am Ufer über Nacht fest­ge­macht hat­te. Auch das Bel­len ei­nes Ket­ten­hun­des klang von Zeit zu Zeit durch die nächt­li­che Stil­le. Kein An­zei­chen von Le­ben zeig­te sich in der un­mit­tel­ba­ren Nä­he sei­nes Weges, es sei denn man woll­te das schwer­mü­ti­ge Zir­pen der Gril­len oder das Qua­ken ei­nes Fro­sches aus ei­nem na­hen Mo­rast da­für neh­men.
    Al­le Geis­ter­ge­schich­ten ka­men Icha­bod bei sei­nem Ritt wie­der in den Sinn, und er be­kam Angst. Die Nacht wur­de dunk­ler und dunk­ler. Die Ster­ne schie­nen im­mer tiefer zu fal­len. Nie hat­te er sich so ver­las­sen und un­glück­lich ge­fühlt. Und nun nä­her­te er sich ei­ner Ge­gend, in der gleich meh­re­re Ge­spens­ter­ge­schich­ten sich zu­ge­tra­gen hat­ten. An dem großen Tul­pen­baum, der all­ge­mein Ma­jor Andres Baum ge­nannt wur­de, glaub­te er et­was Wei­ßes zu er­ken­nen, das in der Mit­te des Stam­mes hing. Als er ge­nau­er hin­schau­te, sah er, daß es ein Fleck war, an dem der Blitz die Rin­de ver­sengt hat­te. Doch nun ver­nahm er ein Stöh­nen. Sei­ne Zäh­ne klap­per­ten, aber das Ge­räusch rühr­te nur von zwei Äs­ten her, die sich an­ein­an­der rie­ben.
    Un­ge­fähr zwei­hun­dert Me­ter hin­ter dem Baum kreuz­te ein klei­ner Bach den Weg und floß in ein sump­fi­ges, dicht be­wach­se­nes Tal, das man »Wi­leys Moor« nann­te. Auch hier soll­te es Ge­spens­ter ge­ben.
    Sein Herz be­gann zu klop­fen. Er nahm al­len Mut zu­sam­men, gab dem Pferd ein hal­b­es Dut­zend Fuß­trit­te und ver­such­te rasch über die Brücke zu kom­men. Aber statt vor­wärts zu lau­fen, mach­te das wi­der­spens­ti­ge Vieh ei­ne Be­we­gung nach der Sei­te und rann­te ge­gen das Ge­län­der. Die­se Ver­zö­ge­rung ließ Icha­bo­ds Angst wach­sen; er riß die Zü­gel nach der an­de­ren Sei­te und stieß das Tier mit dem Fuß; al­les war ver­ge­bens; der Gaul ging zwar vor­wärts, aber er ge­riet nun am Ufer auf der an­de­ren Sei­te des Weges in ein Brom­beer- und Ho­lun­der­ge­sträuch.
    Eben in die­sem Au­gen­blick hör­ten Icha­bo­ds fei­ne Oh­ren im Mo­rast an der Brücke Schrit­te. Im dunklen Schat­ten des Wäld­chens dort er­blick­te er et­was Rie­si­ges, Un­för­mi­ges, das schwarz auf­rag­te. Es be­weg­te sich nicht, son­dern schi­en im Dun­keln hin­zu­kau­ern wie ein rie­si­ges Un­ge­heu­er, das ei­nem Rei­sen­den an die Keh­le fah­ren will. Die Haa­re sträub­ten sich dem er­schreck­ten Schul­meis­ter. Er faß­te sein letz­tes Quent­lein Mut zu­sam­men und frag­te stot­ternd: »Wer bist du?« Er er­hielt kei­ne Ant­wort und wie­der­hol­te die Fra­ge mit zit­tern­der Stim­me. Noch im­mer kam kei­ne Ant­wort. Und wie­der drosch er auf sein Pferd ein, schloß die Au­gen und be­gann ei­ne Psal­men­me­lo­die zu sum­men. In die­sem Mo­ment setz­te sich der dunkle Ge­gen­stand in Be­we­gung und stand plötz­lich mit­ten auf dem Weg. Ob­wohl es sehr dun­kel war, konn­te man nun die Ge­stalt des Un­be­kann­ten ei­ni­ger­ma­ßen er­ken­nen. Er schi­en ein Rei­ter von ge­wal­ti­ger Grö­ße auf ei­nem schwar­zen Roß

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