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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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an­ein­an­der zu bre­chen.
    Jetzt sah Eli­as, was für ein Boot er hat­te; es durch­schnitt die Wel­len wie ein See­vo­gel, oh­ne daß auch nur ein Trop­fen ins Boot kam, und er mein­te, daß er nicht ein gan­zes Reff bei­zu­set­zen brau­che, was auf ei­nem ge­wöhn­li­chen Groß­boot bei sol­chem Wet­ter not­wen­dig ge­we­sen wä­re.
    Spä­ter am Ta­ge be­merk­te er nicht weit von sich auf der See ein an­de­res Groß­boot mit vol­ler Be­sat­zung und vier­mal gereff­ten Se­geln. Es hat­te den­sel­ben Kurs, und er fand es et­was selt­sam, daß er es nicht frü­her ge­se­hen. Es schi­en, als wol­le es mit ihm um die Wet­te se­geln, und als er das merk­te, konn­te er es nicht un­ter­las­sen, sein Se­gel wie­der auf­zu­set­zen.
    Jetzt ging es mit ra­sen­der Schnel­lig­keit an Land­zun­gen, Wer­dern und Schä­ren vor­über, so daß es Eli­as schi­en, als sei er noch nie zu­vor auf ei­ner so präch­ti­gen Se­gel­fahrt ge­we­sen, und nun zeig­te es sich auch, daß das Boot wirk­lich das bes­te in Nord­land war.
    Das Meer ging in­des im­mer hö­her, und sie hat­ten be­reits meh­re­re or­dent­li­che Sturz­wel­len be­kom­men. Sie braus­ten vorn am Hal­se, wo Bernt saß, her­ein und flos­sen in der Nä­he des Hin­ter­ver­decks wie­der in die See hin­aus.
    Als es dun­kel ge­wor­den, war das an­de­re Boot ganz in ih­re Nä­he ge­kom­men, so daß sie sich ein­an­der et­was hät­ten zu­wer­fen kön­nen.
    So ging die Fahrt Sei­te an Sei­te auf der im­mer ge­fähr­li­cher wer­den­den See in die Nacht hin­ein. Es hät­te nun ei­gent­lich wie­der gerefft wer­den müs­sen, aber Eli­as woll­te sich bei dem Wett­fah­ren nicht gern für be­siegt er­klä­ren und ge­dach­te da­mit so lan­ge wie mög­lich zu war­ten – bis die an­de­ren es ta­ten, wo es viel­leicht eben­so not­wen­dig war. Im­mer öf­ter ging nun die Brannt­wein­kru­ke her­um, da sie jetzt so­wohl der Käl­te wie der Näs­se zu wi­der­ste­hen hat­ten.
    Das »Meer­leuch­ten«, das auf den schwar­zen Wo­gen ne­ben Eli­as’ Boot spiel­te, strahl­te ei­gen­tüm­lich stark auf dem Schaum­ran­de um das an­de­re Boot, das gleich­sam durch feu­ri­ge Sturz­wel­len da­hin­se­gel­te. Bei dem hel­len Phos­phor­schein ver­moch­te er so­gar die Taue am Boo­te zu un­ter­schei­den. Er konn­te auch deut­lich die Leu­te an Bord se­hen, mit ih­ren Süd­wes­tern auf dem Kopf; aber als ih­re Luv­sei­te zu­nächst lag, kehr­ten sie ihm al­le den Rücken zu und wur­den zu­dem fast gänz­lich von dem ho­hen Ran­de des Boo­tes ver­deckt.
    Plötz­lich schlug ei­ne schreck­li­che Sturz­wel­le, de­ren wei­ßen Kamm Eli­as schon von wei­tem durch die Dun­kel­heit er­blickt hat­te, ins Boot, wo Bernt saß. Sie hielt gleich­sam das gan­ze Boot einen Au­gen­blick auf; die Plan­ken er­beb­ten und zit­ter­ten un­ter ih­rem Druck, und dann ström­te sie hin­ten über die Lee­sei­te wie­der hin­aus, als das Boot, wel­ches ei­ne Wei­le halb ge­ken­tert dalag, sich wie­der er­hob und von neu­em da­hin­schoß. Wäh­rend dies ge­sch­ah, schi­en es Eli­as, als ob von dem an­dern Boot her schreck­lich ge­schri­en wür­de. Aber als es vor­über war, rief die Frau, die hin­ten am Se­gel saß, mit ei­ner Stim­me, die ihm ins Herz schnitt:« Herr mein Gott, Eli­as, die Wel­le hat Mar­tha und Nils mit sich ge­nom­men!« Das wa­ren ih­re zwei jüngs­ten Kin­der, das ers­te­re neun, das an­de­re sie­ben Jah­re alt. Sie hat­ten ne­ben Bernt ge­ses­sen. Eli­as ant­wor­te­te nur: »Laß das Se­gel nicht los, sonst wirst du noch mehr ver­lie­ren!«
    Es galt nun das vier­te­mal zu ref­fen, und als das ge­sche­hen war, fand Eli­as, daß er so­gar zum fünf­ten Ma­le ref­fen müß­te, denn der Sturm ward im­mer är­ger; aber um an­der­seits die im­mer schwe­re­ren Sturz­wel­len um­se­geln zu kön­nen, durf­te er das Se­gel nicht wei­ter ein­zie­hen, als durch­aus not­wen­dig war. Es kam je­doch so, daß sie das Se­gel mehr und mehr ein­zie­hen muß­ten. Die See peitsch­te ih­nen ins Ge­sicht, und Bernt und der näch­st­äl­tes­te Bru­der An­ton, der bis­her der Mut­ter am Se­gel ge­hol­fen, muß­ten sich schließ­lich an der Rah hal­ten – ein Aus­weg, zu dem man

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