Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
neh­men; aber auch die schlu­gen vor ei­ner He­xe das Kreuz. Wenn de­nen ein­mal im Traum … na, ich will’s gar nicht erst über die Zun­ge brin­gen … was soll man über so was noch Re­dens ma­chen.
    Vor vie­len vie­len Jah­ren, ’s wer­den wohl si­cher über hun­dert sein – er­zähl­te mein Groß­va­ter se­lig –, war un­ser Dorf noch et­was ganz an­de­res als jetzt! Da war’s noch ein Wei­ler, der al­lerärms­te Wei­ler! Zehn un­ge­tünch­te und un­ge­deck­te Hüt­ten la­gen mit­ten im Fel­de ver­streut, und es gab we­der einen Zaun, noch einen an­stän­di­gen Schup­pen, in dem man Vieh oder einen Wa­gen hät­te un­ter­stel­len kön­nen. Und die, die so leb­ten, das wa­ren noch die Rei­chen, was aber erst un­serei­ner von der Brü­der­schaft der Ha­be­nicht­se für ein Le­ben hat­te, das läßt sich kaum be­schrei­ben! Ein Loch in der Er­de – das war das gan­ze Haus! Nur an dem Rauch konn­te man mer­ken, daß da ein Men­schen­kind un­se­res lie­ben Herr­gotts haus­te. Ihr wer­det nun fra­gen, warum leb­ten die wohl so? Ar­mut al­lein war’s nicht, denn da­mals war fast je­der ein frei­er Ko­sak und hat­te sich in frem­den Län­dern nicht we­nig Reich­tü­mer er­beu­tet; nein, man sehn­te sich gar nicht nach ei­nem rich­ti­gen Hau­se. Was trie­ben sich da­mals nicht al­ler­orts für Men­schen her­um: Leu­te aus der Krim, Po­len, Li­tau­er usw. Oft ge­sch­ah es auch, daß man von den ei­ge­nen Lands­leu­ten ge­schun­den wur­de. Ja ja, da kam man­cher­lei vor.
    In die­sem Wei­ler nun tauch­te zu­wei­len ganz plötz­lich ein Mensch oder rich­ti­ger ge­sagt, ein Teu­fel in Men­schen­ge­stalt auf. Wo­her er kam und zu wel­chem Zwe­cke – das wuß­te nie­mand. Er soff, ver­gnüg­te sich – und auf ein­mal war er ver­schwun­den, wie wenn er in die Er­de ge­sun­ken wä­re. Dann kam er wie­der, wie vom Him­mel ge­fal­len, trieb sich auf den Stra­ßen des Dor­fes um­her, von dem jetzt kei­ne Spur mehr üb­rig ist, und das viel­leicht nicht mehr als hun­dert Schrit­te von Di­kan­ka ent­fernt war, sam­mel­te die ers­ten bes­ten Ko­sa­ken um sich, und dann ging ein La­chen und Sin­gen an: Das Geld wur­de nur so aus­ge­schüt­tet, und der Schnaps rann da­hin wie Was­ser. Dann ging er zu den Mäd­chen und schenk­te ih­nen Bän­der, Ohr­rin­ge und Per­len – in vol­len Hau­fen! Frei­lich, so man­ches Mä­del wur­de be­denk­lich bei die­sen Ge­schen­ken: Weiß Gott, am En­de wa­ren sie in der Tat durch un­rei­ne Hän­de ge­gan­gen. Die leib­li­che Tan­te mei­nes Groß­va­ters, die da­mals auf der heu­ti­gen Land­stra­ße von Oposchnja­ni einen Aus­schank hat­te, in dem Bassa­wr­juk (so hieß die­ser Teu­fels­kerl) oft zech­te, pfleg­te zu sa­gen, sie wür­de um kei­nen Preis in der Welt ein Ge­schenk von ihm an­neh­men. Aber wie konn­te man wie­der­um et­was zu­rück­wei­sen?
    Je­dem wur­de gru­se­lig zu­mu­te, wenn er sei­ne bors­ti­gen Brau­en run­zel­te und einen fins­tern Blick auf einen warf, daß man am liebs­ten aus­ge­ris­sen wä­re; nahm man aber das Ge­schenk an, so konn­te man schon in der nächs­ten Nacht einen Gast aus dem Moor, einen mit Hör­nern auf dem Kopfe, er­war­ten. Und der würg­te einen, wenn man Per­len am Hal­se trug, biß einen in den Fin­ger, wenn ein Ring dar­auf steck­te, oder riß ei­ner Frau fast den Zopf aus, wenn sie ein Band dar­ein ge­floch­ten hat­te. Zehn Schritt vom Lei­be mit sol­chen Ge­schen­ken! Ei­ne neue Not aber war es, sie los­zu­wer­den. Man wirft sie ins Was­ser – aber der teuf­li­sche Ring oder die Per­len schwim­men oben­auf und sprin­gen ei­nem wie­der in die Hand zu­rück.
    Im Dor­fe stand auch ei­ne Kir­che, die, wenn ich mich recht be­sin­ne, dem hei­li­gen Pan­te­lej an­ge­hör­te. Da­mals nun wal­te­te in ihr ein Pries­ter na­mens Va­ter Af­a­nas­si, se­li­gen An­ge­den­kens. Als er ge­wahr­te, daß Bassa­wr­juk so­gar am Os­ter­sonn­tag nicht in die Kir­che kam, woll­te er ihn aus­schel­ten und ihm ei­ne Kir­chen­bu­ße auf­er­le­gen; aber sieh da, er kam kaum mit hei­ler Haut da­von. »Hör mal, Herr!« brüll­te ihn je­ner an. »Küm­me­re dich lie­ber um dei­ne Ge­schäf­te, an­statt dich in frem­de zu mi­schen, wenn

Weitere Kostenlose Bücher