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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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an­de­re zot­ti­ge Hän­de nach der Blu­me aus, und hin­ter ihm läuft ra­schelnd et­was von Ort zu Ort. Er drück­te die Au­gen zu, riß am Sten­gel, und die Blu­me blieb in sei­ner Hand. Al­les ver­stumm­te. Da tauch­te Bassa­wr­juk, auf ei­nem Baum­stumpf sit­zend, em­por: ganz bläu­lich wie ei­ne Lei­che. Er rühr­te kei­nen Fin­ger, sei­ne Au­gen wa­ren starr auf et­was ge­rich­tet, das nur ihm al­lein sicht­bar war; sein Mund stand halb of­fen, aber er sprach nichts. Rings­um rühr­te sich nichts. Wie furcht­bar war Pe­trusj zu­mu­te! … Aber nun ver­nahm Pe­trusj ein Pfei­fen, daß ihm das Herz im Lei­be er­starr­te, und es kam ihm so vor, als ob das Gras sum­me, und die Blu­men sich mit dün­nen Stimm­chen un­ter­hiel­ten, die wie sil­ber­ne Glöck­lein klan­gen. Die Bäu­me don­ner­ten grol­lend durch­ein­an­der … Bassa­wr­juks Ant­litz wur­de auf ein­mal le­ben­dig. Sei­ne Au­gen fun­kel­ten. »End­lich ist sie da, die He­xe«, grunz­te er durch die Zäh­ne. »Pe­trusj, schau, bald wird dir ei­ne schö­ne Frau er­schei­nen: Tu al­les, was sie dir be­fiehlt, sonst bist du auf ewig ver­lo­ren!« Er zer­teil­te das Dickicht mit ei­nem Kno­ten­stock, und vor ih­nen er­schi­en ein Häus­chen, das auf Hüh­ner­füß­chen stand, wie es im Mär­chen heißt. Bassa­wr­juk schlug mit der Faust da­ge­gen, und die Wand wank­te. Ein großer, schwar­zer Hund kam win­selnd her­aus­ge­lau­fen, ver­wan­del­te sich plötz­lich in ei­ne Kat­ze und warf sich ih­nen ent­ge­gen. »To­be nicht, wü­te nicht, al­te Teu­fe­lin«, rief Bassa­wr­juk und würz­te sei­ne Re­de mit so ei­nem Wört­lein, daß sich ein recht­schaf­fe­ner Mensch da­bei die Oh­ren zu­ge­stopft hät­te. Da wur­de die Kat­ze zu ei­nem al­ten Wei­be mit ei­nem so runz­li­gen Ge­sicht wie ein ge­bra­te­ner Ap­fel, und krümm­te sich wie ein Bo­gen; Na­se und Kinn glei­chen ei­nem Nuß­knacker. »Wel­che herr­li­che Schön­heit!« dach­te Pe­trusj, und es über­lief ihn kalt. Die He­xe riß ihm die Blu­me aus der Hand, beug­te sich über sie, flüs­ter­te einen lan­gen Spruch vor sich hin und be­spreng­te sie mit ei­ner un­be­kann­ten Flüs­sig­keit. Fun­ken sto­ben aus ih­rem Mun­de, und Schaum trat ihr auf die Lip­pen. »Wirf sie hin«, rief sie, in­dem sie ihm die Blu­me reich­te. Pe­trusj warf die Blu­me hin, aber – o Wun­der: Die Blu­me fiel nicht gleich zur Er­de, son­dern leuch­te­te lan­ge wie ei­ne Feu­er­ku­gel mit­ten im Dun­kel und se­gel­te wie ein Kahn durch die Luft; end­lich be­gann sie sich lei­se zu sen­ken und fiel so fern von ih­nen her­ab, daß das Stern­chen kaum mehr zu se­hen war und nicht grö­ßer er­schi­en, denn ein Mohn­korn. »Hier!« krächz­te die Al­te dumpf, und Bassa­wr­juk reich­te ihm einen Spa­ten hin und rief: »Gra­be hier nach, Pe­trusj! Da wirst du so viel Gold fin­den, als we­der du noch Korsch je ge­träumt ha­ben!«
    Pe­trusj spie sich in die Hän­de, griff den Spa­ten, trat mit dem Fuß dar­auf und wühl­te die Er­de auf, ein­mal, noch ein­mal, ein drit­tes Mal, noch ein­mal … Da stieß er auf et­was Har­tes! … Der Spa­ten klirr­te und woll­te nicht tiefer in die Er­de hin­ein. Jetzt be­gan­nen sei­ne Au­gen plötz­lich ganz deut­lich ei­ne klei­ne, ei­sen­be­schla­ge­ne Kis­te wahr­zu­neh­men. Schon woll­te er sie mit der Hand er­fas­sen, aber die Kis­te be­gann im­mer tiefer und tiefer in die Er­de zu sin­ken, und hin­ter sich ver­nahm er ein La­chen, das dem Zi­schen von Schlan­gen glich. »Nie sollst du das Gold er­schau­en, ehe du nicht Men­schen­blut her­bei­schaffst!« rief die He­xe und führ­te auf ein­mal ein et­wa sechs­jäh­ri­ges Kind vor ihn hin, das mit ei­nem wei­ßen Tuch be­deckt war; sie deu­te­te ihm mit Zei­chen an, er müs­se dem Kind den Kopf ab­ha­cken. Pe­trusj er­starr­te. Ist’s denn ei­ne Klei­nig­keit, so mir nichts, dir nichts ei­nem Men­schen den Kopf ab­zu­ha­cken, und da­zu noch ei­nem un­schul­di­gen Kin­de! Wü­tend riß er das Tuch vom Kopfe, und was sah er? Vor ihm stand Iwasj! Das ar­me Kind stand mit ge­kreuz­ten Händ­chen und ge­senk­tem Köpf­chen da … Wie ein Ra­sen­der sprang Pe­trusj mit dem Mes­ser auf die He­xe los und er­hob die

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