Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
aus herr­lichs­tem Sei­den­stoff mit ro­ten Auf­schlä­gen – ei wie sie da gar wür­dig, die Hän­de auf die Hüf­ten ge­stützt, ei­ne nach der an­de­ren her­vor­tra­ten, und im Takt ih­ren Ho­pak tanz­ten. Wie da die Bur­schen in ih­ren ho­hen Ko­sa­ken­müt­zen, in fei­nen Tuch­kit­teln mit sil­ber­ge­stick­tem Gür­tel und die Pfei­fe zwi­schen den Zäh­nen um sie her­um schar­wen­zel­ten und ihr Licht durch­aus nicht un­ter den Schef­fel stell­ten! Korsch selbst konn­te beim An­blick des jun­gen Vol­kes nicht mehr an sich hal­ten und leg­te los wie in al­ten Ta­gen.
    Mit der Har­fe in der Hand, aus der Pfei­fe paf­fend und ein Lied vor sich hin sin­gend, so be­gann der Al­te, mit dem Schnaps­glas auf dem Kopf, beim lau­ten Ge­schrei der lus­ti­gen Kum­pa­nei sei­nen Hop­ser her­un­ter zu stamp­fen. Was die nicht al­les in ih­rer Lus­tig­keit an­stif­te­ten! Schon wenn man an­fing, Mum­men­schanz zu trei­ben, Gott, was gab’s da nicht al­les. Das war ei­ne ganz an­de­re Mum­me­rei als auf un­se­ren heu­ti­gen Hoch­zei­ten. Was macht man denn heu­te? Man ver­klei­det sich als Zi­geu­ne­rin­nen und Mos­ko­wi­ter, das ist al­les! Nein, da­mals ver­klei­de­te sich ei­ner als Ju­de und der an­de­re als Teu­fel; erst küß­te man sich, und dann pack­te man ein­an­der beim Schopf … Ich bitt’ euch, das gab ein La­chen, daß man sich den Bauch hal­ten muß­te. Oder man leg­te tür­ki­sche und ta­ta­ri­sche Ge­wän­der an, die da glüh­ten wie das rei­ne Feu­er … Und wenn man erst wirk­lich an­fing, Un­sinn und Scha­ber­nack zu trei­ben … das war ge­ra­de­zu zum Plat­zen! Mit der Tan­te mei­nes ver­stor­be­nen Groß­va­ters, die mit auf die­ser Hoch­zeit war, be­gab sich ei­ne drol­li­ge Ge­schich­te. Sie trug da­mals ein wei­tes ta­ta­ri­sches Kleid und ging mit dem Schnaps­glas in der Hand um­her, um al­le wohl zu ver­sor­gen. Da muß­te einen der Teu­fel rei­ten, daß er sie von hin­ten mit Brannt­wein be­goß, ein an­de­rer muß­te ge­ra­de in die­sem Au­gen­blick Feu­er schla­gen, und so setz­ten sie sie denn lich­ter­loh in Brand. Die Flam­men fla­cker­ten im Nu hoch auf: Die ar­me Tan­te be­gann sich vol­ler Schre­cken in al­ler Ge­gen­wart die Klei­der vom Lei­be zu rei­ßen … Was sich da für ein Lärm, Ge­läch­ter und ein wil­des Durch­ein­an­der er­hob, rein wie auf ei­nem Jahr­markt! Kurz, die äl­tes­ten Leu­te konn­ten sich nicht auf ei­ne so lus­ti­ge Hoch­zeit be­sin­nen.
    Pi­dor­ka und Pe­trusj be­gan­nen ein Le­ben mit­ein­an­der wie die feins­ten Herr­schaf­ten. Al­les war in Hül­le und Fül­le vor­han­den, al­les blink­te und fun­kel­te nur so … Doch die lie­ben Nach­barn, die ih­ren Wohl­stand mit­an­sa­hen, schüt­tel­ten nur den Kopf. »Vom Teu­fel kommt nichts Gu­tes!« sag­ten sie al­le ein­stim­mig. »Wo­her hat er denn den Reich­tum, wenn nicht vom Ver­su­cher al­ler recht­gläu­bi­gen Chris­ten? Wo hät­te er einen sol­chen Hau­fen Gol­des wohl her­ge­nom­men? Warum ist Bassa­wr­juk ge­ra­de an dem­sel­ben Ta­ge ver­schwun­den, als Pe­trusj zu sei­nem Reich­tum kam?« – Und was die Leu­te noch al­les re­de­ten. Und in der Tat; es war noch kein Mo­nat ver­gan­gen, da war Pe­trusj nicht mehr wie­der­zu­er­ken­nen. Was mit ihm ge­sche­hen war, das weiß Gott al­lein. Sitzt im­mer auf ein und der­sel­ben Stel­le fest und re­det kein Wort; er grü­belt nur im­mer, als woll­te er sich auf et­was be­sin­nen.
    Wenn es Pi­dor­ka ge­lang, ein Wort aus ihm her­aus­zu­pres­sen, so daß er sich ver­gaß, ins Ge­spräch kam und so­gar ganz hei­ter wur­de, dann brauch­te er nur wie zu­fäl­lig auf die Geld­sä­cke zu bli­cken, und so­fort schrie er los: »Halt, halt, ich hab’s ver­ges­sen!« Und wie­der ver­fiel er in Sin­nen und quäl­te sich ab, ei­ne Er­in­ne­rung her­auf­zu­ru­fen. Manch­mal, wenn er lan­ge Zeit still auf ei­nem Fle­cke saß, kam es ihm so vor, als ob et­was Längst­ver­gan­ge­nes wie­der in sein Ge­dächt­nis zu­rück­kehr­te … aber gleich dar­auf ver­schwand al­les wie­der. Es dünkt ihn, er sitzt in der Schen­ke, man bringt ihm Schnaps, der Schnaps brennt ihm auf der Zun­ge und wi­dert ihn an; je­mand

Weitere Kostenlose Bücher