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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Hand …
    »Was ver­sprachst du, für das Mäd­chen zu tun?« don­ner­te ihn Bassa­wr­juk an, und ver­setz­te ihm einen Schlag in den Rücken, der ihn traf wie ein Schuß. Die He­xe stampf­te mit dem Fu­ße, und ei­ne blaue Flam­me sprang aus dem Bo­den. Das In­ne­re der Er­de strahl­te auf und war wie aus Glas, und al­les in der Er­de wur­de so deut­lich sicht­bar, gleich als lä­ge es auf der fla­chen Hand! In Kis­ten und Kes­seln wa­ren Du­ka­ten und Edel­stei­ne hau­fen­wei­se auf­ge­sta­pelt, ge­nau un­ter der Stel­le, auf der sie stan­den. Des Pe­trusj Au­gen brann­ten, … sein Ver­stand ver­fins­ter­te sich … wie ein Tol­ler pack­te er das Mes­ser, und das un­schul­di­ge Blut spritz­te ihm in die Au­gen. Ein teuf­li­sches Ge­läch­ter tos­te auf al­len Sei­ten. – Wi­der­wär­ti­ge Un­ge­heu­er spran­gen scha­ren­wei­se vor ihm auf und ab. Wie ein Wolf, die Hän­de in den ent­haup­te­ten Leich­nam ge­krallt, sog die He­xe das Blut. In Pe­trusj Kopf kreis­te al­les, und mit dem Auf­wand sei­ner letz­ten Kräf­te be­gann er zu lau­fen. Al­les vor ihm ver­sank in ro­tes Licht. Al­le Bäu­me brann­ten in ro­tem Blut und stöhn­ten. In Rot­glut ge­taucht wank­te der Him­mel hin und her. Feu­er­fle­cke zuck­ten glim­mend vor sei­nen Au­gen auf. Ent­kräf­tet lief er bis in sei­ne Hüt­te, sank dort auf den Bo­den wie ei­ne Äh­re, und ein to­ten­ähn­li­cher Schlaf um­fing ihn.
    Zwei Ta­ge und zwei Näch­te schlief Pe­trusj, oh­ne zu er­wa­chen. Als er am drit­ten Ta­ge wie­der zu sich kam, be­trach­te­te er lan­ge al­le Ecken und Win­kel sei­ner Stu­be, doch ver­geb­lich such­te er sich an die Be­ge­ben­hei­ten der letz­ten Zeit zu er­in­nern: Sein Ge­dächt­nis glich der Ta­sche ei­nes al­ten Geiz­hal­ses, aus der man kei­nen Hel­ler her­aus­lo­cken kann. Nach­dem er sich ein we­nig ge­r­eckt hat­te, ver­nahm er plötz­lich zu sei­nen Fü­ßen ein Klir­ren. Sieh da: Vor ihm la­gen zwei Sä­cke voll Gold. Erst jetzt er­in­ner­te er sich wie in ei­nem Trau­me, daß er einen Schatz ge­sucht hat­te, und wie es grau­sig im Wal­de ge­we­sen war … Aber um wel­chen Preis er ihn er­hal­ten hat­te, dar­auf konn­te er sich durch­aus nicht mehr be­sin­nen. So­wie Korsch die Sä­cke er­blick­te, da wur­de er sei­den­weich. »Pe­trusj, so ein Her­zens­jung’, den sollt’ ich nicht lie­ben? Der war mir doch stets wie mein eig­ner Sohn!« Und der al­te Knurr­hahn be­gann so zu schwe­feln, daß dem Pe­trusj die Trä­nen in die Au­gen ka­men. Da lief Pi­dor­ka be­stürzt her­bei und be­gann zu er­zäh­len, Iwasj sei von vor­über­zie­hen­den Zi­geu­nern ge­stoh­len wor­den. Aber Pe­trusj konn­te sich nicht ein­mal mehr auf ihn be­sin­nen, so sehr stand er im Ban­ne des ver­damm­ten Teu­felss­pu­kes! Nun war kei­ne Zeit mehr zu ver­lie­ren. Der Po­le wur­de vor die Tür ge­setzt, und man fei­er­te Hoch­zeit: Da wur­den Ku­chen ge­ba­cken, Wä­sche ge­näht, man roll­te ein Fäß­chen Schnaps her­bei, das jun­ge Paar ward an den Tisch ge­setzt, das Hoch­zeits­ge­bäck auf­ge­schnit­ten, da klim­per­ten Har­fen und die Sai­ten des Zym­bals, es kreisch­ten die Schal­mei­en, und die Zi­thern summ­ten – und die Lust­bar­keit be­gann …
    Ein Hoch­zeits­fest aus al­ten Ta­gen ist nicht mit ei­nem in un­se­rer Zeit zu ver­glei­chen. Die Tan­te mei­nes Groß­va­ters er­zähl­te – hei juch­hei! Ei wie da die Mä­dels im präch­ti­gen Kopf­tuch mit den gel­ben, blau­en und ro­sa Bän­dern und der Goldtres­se dar­an dar­auf loss­pran­gen. Sie hat­ten fei­ne Hem­den an, de­ren Näh­te mit ro­ter Sei­de be­stickt wa­ren und die klei­ne sil­ber­ne Blüm­chen zier­ten, und ho­he Saf­fian­s­tie­fel­chen, die mit Huf­ei­sen be­schla­gen wa­ren; stolz wie Pfau­en flo­gen sie gleich ei­nem Wir­bel­wind rau­schend durchs Zim­mer. Wie da die jun­gen Frau­en ei­ne nach der an­de­ren her­vor­tra­ten mit ih­rem boots­ar­ti­gen Kopf­putz, des­sen Kap­pe aus Bro­kat ge­wirkt war, mit ei­nem Nacken­aus­schnitt, durch den das gol­de­ne Häub­chen mit den zwei her­ab­bau­meln­den Zip­fel­chen aus feins­tem schwar­zen Lamm­fell her­vor­guck­te, in ih­ren blau­en Über­wür­fen

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