18 Gänsehaut Stories
Hand …
»Was versprachst du, für das Mädchen zu tun?« donnerte ihn Bassawrjuk an, und versetzte ihm einen Schlag in den Rücken, der ihn traf wie ein Schuß. Die Hexe stampfte mit dem Fuße, und eine blaue Flamme sprang aus dem Boden. Das Innere der Erde strahlte auf und war wie aus Glas, und alles in der Erde wurde so deutlich sichtbar, gleich als läge es auf der flachen Hand! In Kisten und Kesseln waren Dukaten und Edelsteine haufenweise aufgestapelt, genau unter der Stelle, auf der sie standen. Des Petrusj Augen brannten, … sein Verstand verfinsterte sich … wie ein Toller packte er das Messer, und das unschuldige Blut spritzte ihm in die Augen. Ein teuflisches Gelächter toste auf allen Seiten. – Widerwärtige Ungeheuer sprangen scharenweise vor ihm auf und ab. Wie ein Wolf, die Hände in den enthaupteten Leichnam gekrallt, sog die Hexe das Blut. In Petrusj Kopf kreiste alles, und mit dem Aufwand seiner letzten Kräfte begann er zu laufen. Alles vor ihm versank in rotes Licht. Alle Bäume brannten in rotem Blut und stöhnten. In Rotglut getaucht wankte der Himmel hin und her. Feuerflecke zuckten glimmend vor seinen Augen auf. Entkräftet lief er bis in seine Hütte, sank dort auf den Boden wie eine Ähre, und ein totenähnlicher Schlaf umfing ihn.
Zwei Tage und zwei Nächte schlief Petrusj, ohne zu erwachen. Als er am dritten Tage wieder zu sich kam, betrachtete er lange alle Ecken und Winkel seiner Stube, doch vergeblich suchte er sich an die Begebenheiten der letzten Zeit zu erinnern: Sein Gedächtnis glich der Tasche eines alten Geizhalses, aus der man keinen Heller herauslocken kann. Nachdem er sich ein wenig gereckt hatte, vernahm er plötzlich zu seinen Füßen ein Klirren. Sieh da: Vor ihm lagen zwei Säcke voll Gold. Erst jetzt erinnerte er sich wie in einem Traume, daß er einen Schatz gesucht hatte, und wie es grausig im Walde gewesen war … Aber um welchen Preis er ihn erhalten hatte, darauf konnte er sich durchaus nicht mehr besinnen. Sowie Korsch die Säcke erblickte, da wurde er seidenweich. »Petrusj, so ein Herzensjung’, den sollt’ ich nicht lieben? Der war mir doch stets wie mein eigner Sohn!« Und der alte Knurrhahn begann so zu schwefeln, daß dem Petrusj die Tränen in die Augen kamen. Da lief Pidorka bestürzt herbei und begann zu erzählen, Iwasj sei von vorüberziehenden Zigeunern gestohlen worden. Aber Petrusj konnte sich nicht einmal mehr auf ihn besinnen, so sehr stand er im Banne des verdammten Teufelsspukes! Nun war keine Zeit mehr zu verlieren. Der Pole wurde vor die Tür gesetzt, und man feierte Hochzeit: Da wurden Kuchen gebacken, Wäsche genäht, man rollte ein Fäßchen Schnaps herbei, das junge Paar ward an den Tisch gesetzt, das Hochzeitsgebäck aufgeschnitten, da klimperten Harfen und die Saiten des Zymbals, es kreischten die Schalmeien, und die Zithern summten – und die Lustbarkeit begann …
Ein Hochzeitsfest aus alten Tagen ist nicht mit einem in unserer Zeit zu vergleichen. Die Tante meines Großvaters erzählte – hei juchhei! Ei wie da die Mädels im prächtigen Kopftuch mit den gelben, blauen und rosa Bändern und der Goldtresse daran darauf lossprangen. Sie hatten feine Hemden an, deren Nähte mit roter Seide bestickt waren und die kleine silberne Blümchen zierten, und hohe Saffianstiefelchen, die mit Hufeisen beschlagen waren; stolz wie Pfauen flogen sie gleich einem Wirbelwind rauschend durchs Zimmer. Wie da die jungen Frauen eine nach der anderen hervortraten mit ihrem bootsartigen Kopfputz, dessen Kappe aus Brokat gewirkt war, mit einem Nackenausschnitt, durch den das goldene Häubchen mit den zwei herabbaumelnden Zipfelchen aus feinstem schwarzen Lammfell hervorguckte, in ihren blauen Überwürfen
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