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18 Gänsehaut Stories

18 Gänsehaut Stories

Titel: 18 Gänsehaut Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Er­de zu ver­nei­gen. »Hol’ dich der Teu­fel!« rief er und be­gann sich zu be­kreu­zi­gen … Aber da wi­der­fuhr sei­ner Ehe­hälf­te gleich­falls ein Wun­der: Sie hat­te ge­ra­de be­gon­nen, Teig in ei­nem mäch­ti­gen Trog zu kne­ten, da sprang der Trog auf ein­mal in die Hö­he. »Halt! Halt! Wo­hin willst du?« rief sie. Aber da be­gann er, die Hen­kel in die Hüf­ten ge­stemmt, ehr­wür­dig in der Stu­be um­her­zutän­zeln … Ja, lacht nur! Aber un­se­rem Groß­va­ter war’s nicht zum La­chen zu­mu­te. Ver­geb­lich ging Va­ter Af­a­nas­si im gan­zen Dor­fe mit Weih­was­ser um­her und such­te den Teu­fel durch Be­spren­gen al­ler Stra­ßen zu ver­trei­ben. Es half nichts. Noch lan­ge klag­te die Tan­te mei­nes ver­stor­be­nen Groß­va­ters dar­über, daß, so­bald es Abend wur­de, je­mand aufs Dach klopf­te und an den Wän­den kratz­te.
    Aber das ist noch nicht al­les! Jetzt scheint ja auf der Stel­le, wo un­ser Dorf steht, al­les ru­hig zu sein; aber es ist noch gar nicht so lan­ge her – mein ver­stor­be­ner Va­ter und ich ha­ben es noch er­lebt –, daß kein eh­ren­wer­ter Mensch an der ver­fal­le­nen Schen­ke, die noch lan­ge Zeit da­nach im­mer wie­der von den un­rei­nen Geis­tern aus­ge­bes­sert wur­de, oh­ne Furcht vor­bei­ge­hen konn­te. Aus dem ru­ßi­gen Schlot schlu­gen Säu­len Qualms em­por, die so hoch in die Luft stie­gen, daß ei­nem beim Hin­auf­se­hen die Müt­ze her­un­ter­fiel, und aus dem Qualm fie­len Koh­len über die gan­ze Step­pe. Und der Teu­fel – gar nicht nen­nen dürft’ man den Hun­de­sohn – schluchz­te so jäm­mer­lich in sei­ner Kam­mer, daß die Aas­gei­er er­schreckt in gan­zen Scha­ren em­pors­tie­ßen und mit wil­dem Ge­schrei am Him­mel um­her­schos­sen.

 
Die Angst
von
Guy de Mau­passant
     
     
    Guy de Mau­passant (1850-1893), ei­ner der großen fran­zö­si­schen Schrift­stel­ler des 19. Jahr­hun­derts und ein Meis­ter der kur­z­en no­vel­lis­ti­schen Pro­sa, schil­dert in sei­nen Ro­ma­nen, No­vel­len und Kurz­er­zäh­lun­gen mit un­be­stech­li­chem psy­cho­lo­gi­schen Rea­lis­mus die ge­sell­schaft­li­che Wirk­lich­keit sei­ner Zeit. Da­ne­ben hat auch das Un­heim­li­che Ein­gang in sein um­fang­rei­ches Er­zähl­werk ge­fun­den, un­greif­ba­re Sche­men aus ei­ner phan­tas­ti­schen Wirk­lich­keit, die mit Mau­passants fort­schrei­ten­der Pa­ra­ly­se im­mer stär­ker her­vor­tra­ten.
     
     
    Was ich be­rich­ten will, trug sich im letz­ten Win­ter in ei­nem Wald im Nord­os­ten Frank­reichs zu. Die Nacht war zei­tig her­an­ge­bro­chen, der Him­mel war düs­ter, und ich be­fand mich auf der Jagd. Als Füh­rer hat­te ich einen Bau­ern bei mir, der auf dem schma­len Pfad nicht von mei­ner Sei­te wich. Zwi­schen den Baum­wip­feln sah ich Wol­ken da­h­in­ja­gen. Sie schie­nen auf der Flucht vor et­was Ent­setz­li­chem. Manch­mal schi­en sich der gan­ze Wald un­ter hef­ti­gen Wind­stö­ßen zu nei­gen.
    Die Käl­te hat­te mich ge­packt, ob­wohl ich warm ge­klei­det war und tüch­tig aus­schritt. Wir woll­ten die Nacht bei ei­nem Wild­hü­ter ver­brin­gen, des­sen Haus nicht mehr weit ent­fernt sein konn­te. Manch­mal hob mein Füh­rer den Blick und mur­mel­te: »Schlim­mes Wet­ter!«
    Dann er­zähl­te er von den Leu­ten, bei de­nen wir ein­keh­ren woll­ten. Der Va­ter hat­te vor zwei Jah­ren einen Wil­de­rer in die­sem Re­vier er­schos­sen, und seit­dem war sein Sinn düs­ter. Die Er­in­ne­rung an die­sen Vor­fall schi­en ihn nicht los­zu­las­sen. Sei­ne bei­den ver­hei­ra­te­ten Söh­ne leb­ten mit ihm zu­sam­men in dem Haus, zu dem wir un­ter­wegs wa­ren.
    Es herrsch­te tie­fe Fins­ter­nis. Ich sah nichts mehr vor mir und nichts ne­ben mir. Die vom Wind ge­zaus­ten As­te er­füll­ten die Nacht mit ei­nem stän­dig an­hal­ten­den Brau­sen. End­lich be­merk­ten wir ein Licht, und bald dar­auf klopf­te mein Be­glei­ter an ei­ne Tür. Schril­le Frau­en­schreie ant­wor­te­ten uns. Dann hör­ten wir ei­ne er­stick­te Män­ner­stim­me, die frag­te: »Wer da?«
    Mein Füh­rer nann­te sei­nen Na­men. Wir tra­ten ein. Das Bild, wel­ches sich uns bot, wer­de ich nie ver­ges­sen.
    Ein al­ter

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