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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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kön­nen.
    Nach Hau­se zu gehn und zu ru­hen, hat­te kei­nen Sinn. Un­will­kür­lich schlug ich die Rich­tung nach mei­nem Bü­ro ein.
    Als ich dort an­kam, war na­tür­lich je­der er­staunt, mich zu se­hen. Ich er­klär­te, ich sei ner­vös und kön­ne nicht schla­fen, such­te aus den Te­le­gramm­fä­chern die Ab­schrift des Te­le­gramms her­aus, das mit ›H‹ ge­zeich­net war, und fand auch die Adres­se. Ich no­tier­te sie mir in der Ab­sicht, den Adres­sa­ten auf­zu­su­chen. Ob­gleich ich mir sag­te, daß es auf­dring­lich und un­be­rech­tigt von mir sein wür­de, dem Emp­fän­ger des Te­le­gramms ir­gend wel­che Fra­gen zu stel­len, woll­te ich hin.
    Ich ging dann schnell durch die Stra­ßen, in der et­was ban­gen Er­war­tung, den Mann, der mich zwei­mal in we­ni­gen Stun­den wie ein Ge­spenst ge­narrt hat­te, wie­der­zu­se­hen.
    Vor dem be­zeich­ne­ten Hau­se stieß ich auf ei­ne große Men­schen­men­ge. Ich ver­such­te mich durch­zu­drän­gen, wur­de aber an­ge­hal­ten und mit Fra­gen be­stürmt; man hielt mich für einen De­tek­tiv.
    Erst nach mei­ner ge­gen­tei­li­gen Ver­si­che­rung ließ man mich los, und es ge­lang mir, durch den Hau­fen der auf­ge­reg­ten Leu­te hin­durch­zu­kom­men. Ich frag­te einen an der Tür pos­tier­ten Schutz­mann, den ich kann­te, was denn pas­siert sei.
    »Ein schreck­li­cher Mord ist in die­sem Hau­se ver­übt wor­den«, ant­wor­te­te er. »Wenn Sie wol­len, kön­nen Sie hin­ein­ge­hen.«
    Ich ging hin­ein und wur­de von ei­nem zwei­ten Schutz­mann in ein klei­nes Zim­mer ge­führt.
    Es war ein schreck­li­cher An­blick, der sich mir bot. Der Kör­per ei­nes Man­nes lag auf dem Bo­den in ei­ner Blut­la­che. Blut über­all – und ne­ben dem Kör­per ei­ne Axt.
    Ich muß­te mich mit Ge­walt ab­wen­den; et­was in den Zü­gen des Man­nes aber zog mei­ne Bli­cke im­mer wie­der an. Die­ses Ge­sicht hat­te ich schon ein­mal ge­se­hen; doch konn­te ich mir über die Per­sön­lich­keit, der es ge­hör­te, nicht klar wer­den.
    Der Be­am­te durch­such­te die Ta­schen des To­ten nach et­wai­gen Pa­pie­ren. In sei­ner Wes­ten­ta­sche fand er ein Te­le­gramm. Er ent­fal­te­te es und las: »Sieh Dich vor! H.«
    Es war das Te­le­gramm, das ich zu­letzt ex­pe­diert hat­te.
    Ganz ver­stört von dem Er­leb­ten ging ich hin­aus, nahm ei­ne Drosch­ke und fuhr nach dem Amt, wo ich die Ge­schich­te ei­nem Kol­le­gen er­zähl­te. Der sah mich nur zweif­le­risch an; er schi­en zu glau­ben, mein Ge­hirn ha­be wohl et­was ge­lit­ten.
     
    Sechs Mo­na­te wa­ren ver­gan­gen, und der Mör­der war noch nicht er­grif­fen. Al­le Re­cher­chen der Po­li­zei wa­ren er­geb­nis­los ge­blie­ben. Es gab auch nicht einen ein­zi­gen An­halts­punkt, wo die Er­mitt­lun­gen hät­ten ein­set­zen kön­nen.
    Aber die Er­schei­nung, die ich in je­ner Nacht ge­habt hat­te, kam mir nicht aus dem Sinn.
    Ei­nes Abends, als ich wie ge­wöhn­lich an mei­nem Schal­ter saß, be­trat ein großer, kräf­tig ge­bau­ter Mann das Bü­ro, ging zu dem Pult am Fens­ter, nahm ein Te­le­gramm­for­mu­lar und be­gann zu schrei­ben. Als es fer­tig war, kam er auf mei­nen Schal­ter zu, um das Te­le­gramm bei mir auf­zu­ge­ben.
    Ich sah ihm ins Ge­sicht; es war die Er­schei­nung aus je­ner Nacht! Und doch, die­ser Mann sah an­ders aus. Sein Ge­sicht war flei­schi­ger, sei­ne Stirn nied­ri­ger; es hat­te einen Aus­druck des Bru­ta­len, Ro­hen. Und auch die dunklen Rin­ge un­ter den Au­gen fehl­ten.
    So ru­hig wie mög­lich nahm ich das Te­le­gramm ent­ge­gen. Grad als ich die Wor­te zähl­te, kam ei­ner mei­ner Mit­ar­bei­ter her­ein. Ich ging zu ihm und sag­te zu ihm, so lei­se es mei­ne Er­re­gung zuließ, die­ser Mann sei der Mör­der von Whi­techa­pel, wir müß­ten ihn ver­haf­ten las­sen.
    Der Mann sah uns be­ob­ach­tend von der Sei­te an. So­bald wir dies be­merk­ten, hiel­ten wir mit Spre­chen in­ne. Ich ging zum Schal­ter zu­rück. Wäh­rend ich so lang­sam wie mög­lich die Sen­dung fer­tig mach­te, ver­ließ mein Kol­le­ge das Bü­ro, um einen Schutz­mann her­bei­zu­ho­len.
    Um Zeit zu ge­win­nen, ver­such­te ich mei­nen Part­ner in ei­ne Un­ter­hal­tung zu

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