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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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durch­ein­an­der.
    »Merk­wür­dig, daß man kei­ne Schrit­te hört«, mein­te Frie­del. Er war völ­lig an­ge­zo­gen; er er­griff nun das Licht und den Stie­fel­knecht.
    »Wo willst du hin?«
    Sie zit­ter­te.
    »Nimm we­nigs­tens den Re­vol­ver mit!«
    »Wo­zu? – für die­se lus­ti­ge Ge­sell­schaft ge­nügt der Stie­fel­knecht voll­kom­men!«
    »Hen­ry, bleib da!«
    »Närr­chen!«
    Er ging hin­aus.
    Sie hör­te ihn die Trep­pe hin­auf­ge­hen, jetzt schloß er die Tü­re zur Spei­cher­trep­pe auf. Tapp, tapp, tapp, der Klang sei­ner Schrit­te ent­fern­te sich. – Nun hör­te sie wie­der deut­lich, oben – er muß­te vor der Tür ste­hen. Sie hör­te, wie er an der Tür tas­te­te, er such­te den Schlüs­sel –
    Der Angst­schweiß trat ihr auf die Stirn. Im­mer lau­ter, im­mer wüs­ter wur­de der Tanz dort oben. Im­mer wil­der, im­mer tol­ler. Wenn er nur wie­der­käme, wenn er nur wie­der­käme.
    Sie ver­such­te zu be­ten, doch konn­te sie kei­ne Wor­te fin­den.
    »Hen­ry, Hen­ry!«
    Sie sprang aus dem Bett, woll­te zur Tür, hin­auf, ih­ren Mann her­un­ter­ho­len.
    Aber ih­re Fü­ße tru­gen sie nicht, sie fiel zu­sam­men, sie muß­te sich auf einen Stuhl set­zen.
    Bauz! da hör­te sie einen lau­ten Krach.
    Er trat ge­wiß vor die Tür, da er den Schlüs­sel nicht fin­den konn­te. Bauz, bauz, sie hör­te sei­ne schwe­ren Trit­te.
    Wenn er nur wie­der­käme.
    Krach, jetzt flog die Tü­re auf. Und jetzt hör­te sie sei­ne Schrit­te ge­ra­de über sich. Und rings um ihn her­um die­ses schreck­li­che To­sen – an al­len, al­len Sei­ten!
    Er war ver­lo­ren – – –
    Sie hielt sich die Oh­ren zu, schluchz­te, wein­te, jam­mer­te. –
     – Als sie auf­sah, stand ihr Mann vor ihr:
    »Was machst du denn, Närr­chen?«
    Sie stand auf, um­hals­te ihn, woll­te ihn fast er­drücken mit ih­ren Küs­sen!
    »Nicht so stür­misch, Lot­te, du zer­drückst mein Ge­spenst­chen. Ich hab’ dir eins mit­ge­bracht, hier un­term Rock, eins von den Haupt­spaß­ma­chern!«
    Er zog ei­ne große, graue Lach­tau­be her­aus.
    »Die an­dern mö­gen wei­ter Mu­sik ma­chen, die da kann bei uns blei­ben. Eu­re Ram­mi­ner Ge­spens­ter sind mond­süch­tig, Lot­te, das ist ih­re gan­ze Ei­gen­tüm­lich­keit. Dein Herr Pa­pa wird die Tau­ben­schlä­ge drau­ßen ha­ben ver­fal­len las­sen und da ist ein be­son­ders klu­ger Tau­be­rich auf den Ge­dan­ken ge­kom­men, sich da oben im Wä­sche­zim­mer häus­lich nie­der­zu­las­sen. Es paß­te ja fa­mos da­zu mit den Lei­nen und Lat­ten quer von Wand zu Wand. Aber sie hat­ten ih­re Rech­nung oh­ne den Mond ge­macht. Wenn der da hin­ein­scheint, wer­den die ar­men Tie­re wach und flat­tern und la­chen und gur­ren – na, du hörst sie ja, Lot­te?«
    Ehe sie am an­de­ren Mor­gen zum Früh­stück gin­gen, lach­te sie:
    »Wie wird sich Ma­ma freu­en, daß wir den Spuk ge­fun­den ha­ben. Nun kön­nen sie Ram­min ver­kau­fen!«
    Er sann einen Au­gen­blick nach:
    »Lot­te, ich bit­te dich, er­wäh­ne nichts da­von: er­zählst du, so weiß mor­gen die gan­ze Nach­bar­schaft, wie es mit dem Ram­mi­ner Spuk be­stellt ist. Und der Spuk ist das Bes­te in Ram­min. Mit dem Spuk kann dein Va­ter Ram­min viel­leicht los­wer­den, oh­ne ihn wür­de ich kei­nen Gro­schen da­für ge­ben.«
    – Die an­de­ren wa­ren schon beim Früh­stück.
    »Na, habt ihr den Spuk ge­hört?«
    »Ja«, sag­te Lot­te.
    »Bist du über­zeugt?«
    »Es ist ge­nau­so, wie du mir er­zählt hast.«
    Dann brach er ab.
    »Schwie­ger­va­ter, ich hö­re, Sie wol­len Ram­min ver­kau­fen!«
    »Wenn ich einen Käu­fer fän­de!«
    »Pa­pa will nur 500 000 Mark ha­ben«, mein­te Frau von Ram­min zag­haft.
    »Ver­dammt we­nig!« mein­te Wil­li.
    »Ich ge­be 800 000 Mark! Da­von geht mei­ne Hy­po­thek ab, macht 720 000 Mark. – Wenn Sie da­mit ein­ver­stan­den sind, bit­te ich zum No­tar zu schi­cken, da ich so­fort in den Be­sitz zu tre­ten wün­sche, auch die üb­ri­gen Hy­po­the­ken gleich lö­schen las­sen möch­te.«
    Frau v. Ram­min küß­te ih­re Toch­ter, dann ih­ren Schwie­ger­sohn. Der Al­te schüt­tel­te ihm die Hand.
    »Zu viel ist’s nicht«, sag­te Wil­li.
    Als Frie­del mit sei­ner Frau al­lein war, sag­te

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