18 Geisterstories
durcheinander.
»Merkwürdig, daß man keine Schritte hört«, meinte Friedel. Er war völlig angezogen; er ergriff nun das Licht und den Stiefelknecht.
»Wo willst du hin?«
Sie zitterte.
»Nimm wenigstens den Revolver mit!«
»Wozu? – für diese lustige Gesellschaft genügt der Stiefelknecht vollkommen!«
»Henry, bleib da!«
»Närrchen!«
Er ging hinaus.
Sie hörte ihn die Treppe hinaufgehen, jetzt schloß er die Türe zur Speichertreppe auf. Tapp, tapp, tapp, der Klang seiner Schritte entfernte sich. – Nun hörte sie wieder deutlich, oben – er mußte vor der Tür stehen. Sie hörte, wie er an der Tür tastete, er suchte den Schlüssel –
Der Angstschweiß trat ihr auf die Stirn. Immer lauter, immer wüster wurde der Tanz dort oben. Immer wilder, immer toller. Wenn er nur wiederkäme, wenn er nur wiederkäme.
Sie versuchte zu beten, doch konnte sie keine Worte finden.
»Henry, Henry!«
Sie sprang aus dem Bett, wollte zur Tür, hinauf, ihren Mann herunterholen.
Aber ihre Füße trugen sie nicht, sie fiel zusammen, sie mußte sich auf einen Stuhl setzen.
Bauz! da hörte sie einen lauten Krach.
Er trat gewiß vor die Tür, da er den Schlüssel nicht finden konnte. Bauz, bauz, sie hörte seine schweren Tritte.
Wenn er nur wiederkäme.
Krach, jetzt flog die Türe auf. Und jetzt hörte sie seine Schritte gerade über sich. Und rings um ihn herum dieses schreckliche Tosen – an allen, allen Seiten!
Er war verloren – – –
Sie hielt sich die Ohren zu, schluchzte, weinte, jammerte. –
– Als sie aufsah, stand ihr Mann vor ihr:
»Was machst du denn, Närrchen?«
Sie stand auf, umhalste ihn, wollte ihn fast erdrücken mit ihren Küssen!
»Nicht so stürmisch, Lotte, du zerdrückst mein Gespenstchen. Ich hab’ dir eins mitgebracht, hier unterm Rock, eins von den Hauptspaßmachern!«
Er zog eine große, graue Lachtaube heraus.
»Die andern mögen weiter Musik machen, die da kann bei uns bleiben. Eure Ramminer Gespenster sind mondsüchtig, Lotte, das ist ihre ganze Eigentümlichkeit. Dein Herr Papa wird die Taubenschläge draußen haben verfallen lassen und da ist ein besonders kluger Tauberich auf den Gedanken gekommen, sich da oben im Wäschezimmer häuslich niederzulassen. Es paßte ja famos dazu mit den Leinen und Latten quer von Wand zu Wand. Aber sie hatten ihre Rechnung ohne den Mond gemacht. Wenn der da hineinscheint, werden die armen Tiere wach und flattern und lachen und gurren – na, du hörst sie ja, Lotte?«
Ehe sie am anderen Morgen zum Frühstück gingen, lachte sie:
»Wie wird sich Mama freuen, daß wir den Spuk gefunden haben. Nun können sie Rammin verkaufen!«
Er sann einen Augenblick nach:
»Lotte, ich bitte dich, erwähne nichts davon: erzählst du, so weiß morgen die ganze Nachbarschaft, wie es mit dem Ramminer Spuk bestellt ist. Und der Spuk ist das Beste in Rammin. Mit dem Spuk kann dein Vater Rammin vielleicht loswerden, ohne ihn würde ich keinen Groschen dafür geben.«
– Die anderen waren schon beim Frühstück.
»Na, habt ihr den Spuk gehört?«
»Ja«, sagte Lotte.
»Bist du überzeugt?«
»Es ist genauso, wie du mir erzählt hast.«
Dann brach er ab.
»Schwiegervater, ich höre, Sie wollen Rammin verkaufen!«
»Wenn ich einen Käufer fände!«
»Papa will nur 500 000 Mark haben«, meinte Frau von Rammin zaghaft.
»Verdammt wenig!« meinte Willi.
»Ich gebe 800 000 Mark! Davon geht meine Hypothek ab, macht 720 000 Mark. – Wenn Sie damit einverstanden sind, bitte ich zum Notar zu schicken, da ich sofort in den Besitz zu treten wünsche, auch die übrigen Hypotheken gleich löschen lassen möchte.«
Frau v. Rammin küßte ihre Tochter, dann ihren Schwiegersohn. Der Alte schüttelte ihm die Hand.
»Zu viel ist’s nicht«, sagte Willi.
Als Friedel mit seiner Frau allein war, sagte
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