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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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mit der lang­sa­men Leich­tig­keit von mit Er­schöp­fung ver­meng­tem Fie­ber ab. »Wenn im Ver­lauf der mensch­li­chen Ge­schich­te …‹ Wenn im Ver­lauf der mensch­li­chen Ge­schich­te ein Mann, ob krank oder ge­sund, ein­hun­dert Mei­len weit ge­rit­ten ist, hat er ein un­ver­äu­ßer­li­ches Recht dar­auf, mü­de zu sein. Der Co­lo­nel dach­te nicht dar­an, die­se Ad­ap­ti­on von Mr. Jef­fer­sons Un­ab­hän­gig­keits­er­klä­rung auf sei­ne ei­ge­ne La­ge an­zu­wen­den. Er dach­te über­haupt nicht an sei­ne un­ver­äu­ßer­li­chen Rech­te. Mit traum­haf­ten Be­we­gun­gen er­klomm er die Stu­fen zur Tür des Kon­greß­vor­sit­zen­den, hob den Tür­klop­fer und klopf­te ein­mal. Drin­nen war es still. Er klopf­te noch­mals, und wie­der blieb es ru­hig. Er wie­der­hol­te das ein­ma­li­ge Po­chen mehr­fach, und schließ­lich klopf­te er je­weils zwei- und drei­mal. Nichts ge­sch­ah. Er be­trach­te­te die Tür.
    Sie war mit weiß email­lier­ter Zi­se­lie­rung ver­ziert. Sie war teil­nahms­los schön. Er sah sie nicht wirk­lich. Ei­ne Tür? Ei­ne Sand­bank, ei­ne stei­fe Bri­se, lang­sa­me Post pfer­de, hart­mäu­lig und steif­bei­nig, ein Fie­ber, Hin­der­nis se. Er hob sei­nen Arm und schlug mit der Faust ge­gen die schö­ne Tä­fe­lung. Und wäh­rend er das tat, er­hob er auch sei­ne Stim­me zu ei­nem Schrei, der durch die gan­ze Stadt schall­te. »Ei­ne Bot­schaft!« rief er. »Ei­ne große Nach­richt! Für den Kon­greß!« Und dann sprach er es aus. »Corn­wal­lis hat KA­PI­TU­LIERT!«
    Corn­wal­lis hat­te ka­pi­tu­liert? O nein. Nicht Corn­wal­lis. Wer war er schon? Ein Mann, ein Of­fi­zier, ein Ge­ne­ral mit ei­ner Ar­mee un­ter sei­nem Be­fehl. Er ka­pi­tu­liert? Nicht er, nicht ir­gend­ein Mann, nicht ir­gend­ei­ne Ar­mee – son­dern die Ty­ran­nei selbst. Die Ty­ran­nei hat­te ka­pi­tu­liert. Die Frei­heit war be­freit. In die­sem Sin­ne sprach Co­lo­nel Tilgh­man. Und ei­ne fes­te Hand leg­te sich auf sei­ne Schul­ter, und als er sich um­dreh­te, stand er vor zwei Män­nern. Ei­ner trug ei­ne La­ter­ne mit run­den Schei­ben, der an­de­re hielt ei­ne Pi­ke ge­senkt. Die bei­den wa­ren An­ge­hö­ri­ge der Wa­che und er­klär­ten Co­lo­nel Tilgh­man, er ste­he we­gen Stö­rung des Stadt­frie­dens un­ter Ar­rest.
    In die­sem Mo­ment hät­te er al­les tun kön­nen. Er hät­te die bei­den er­schie­ßen kön­nen. Er hät­te la­chen kön­nen. Er hät­te sich er­nied­ri­gen las­sen und zum Schlaf hin­le­gen kön­nen. Wie es sich er­gab, brauch­te er gar nichts zu tun. Im zwei­ten Stock­werk des Hau­ses öff­ne­te sich ein Fens­ter, und her­aus schau­te der mit ei­ner Nacht­müt­ze be­deck­te Kopf des Kon­greß­vor­sit­zen­den der Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Er er­kann­te Ge­ne­ral Wa­shing­tons Ku­ri­er und ließ ihn ein. Die De­pe­sche ge­lang­te zum Emp­fän­ger.
    Und die Wa­che rief vor den dunklen Häu­ser­fron­ten, wäh­rend sie ih­re Run­de mach­te, nicht aus, daß es drei Uhr und al­les fried­lich sei, son­dern daß um drei Uhr je­nes au­ßer­ge­wöhn­li­chen Mor­gens Corn­wal­lis ka­pi­tu­liert ha­be. Und ei­ni­ge Men­schen wa­ren wach und hör­ten es und ka­men aus ih­ren Tü­ren, und an­de­re er­wach­ten und hör­ten es und ka­men aus ih­ren Tü­ren, und als­bald wa­ren die Stra­ßen vol­ler freu­dig ge­stimm­ter Ame­ri­ka­ner. Und man läu­te­te die Frei­heits­glo­cke.

Die Stim­me aus dem Jen­seits von
Werner Gronwald
     
     
    Wer­ner Gron­wald, der am 24.12.1917 im ost­preu­ßi­schen Kö­nigs­berg ge­bo­ren wur­de und seit Kriegs­en­de in Ober­bay­ern lebt, hat ei­ne Rei­he von Ro­ma­nen, Er­zäh­lun­gen und Hör­fea­tu­res ge­schrie­ben. Er ar­bei­tet heu­te vor­wie­gend als Lek­tor und Über­set­zer in Mün­chen. Sein be­son­de­res In­ter­es­se gilt der mo­der­nen Hor­ror­sto­ry.
     
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    Wenn ich doch nur nie an die­ser spi­ri­tis­ti­schen Sit­zung teil­ge­nom­men hät­te! Seit­her bin ich von ei­ner mar­tern­den Un­ru­he be­fal­len. Ich glau­be ei­nem furcht­ba­ren Ge­heim­nis auf der Spur zu sein und wa­ge mich den­noch kei­nem Men­schen

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