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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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Phi­lo­so­phie. Sie kam ein­fach aus sei­nem Kör­per.
    Er wuß­te, was das hieß, äu­ßers­te Hit­ze und Käl­te und Näs­se in nie son­der­lich gut er­nähr­tem Zu­stand zu er­tra­gen. Er wuß­te es so gut wie je­der Mann, der die auf­ein­an­der­fol­gen­den Feld­zü­ge des Krie­ges mit­ge­macht hat­te. Seit Val­ley For­ge je­doch hat­te sich ein Wi­der­sa­cher in sei­nem zä­hen, seh­ni­gen, au­ßer­ge­wöhn­lich leis­tungs­fä­hi­gen Kör­per ein­ge­nis­tet. Es war et­was, das man all­ge­mein un­ter der Be­zeich­nung ›Rück­fall­fie­ber‹ kann­te. Es äu­ßer­te sich durch Frös­teln und ho­he Tem­pe­ra­tur. Vor sich selbst ver­leug­ne­te er es, und in Ge­gen­wart an­de­rer Leu­te spiel­te er den Fall als ›kur­ze In­dis­po­si­ti­on‹ her­un­ter. Die Tat­sa­che, daß ir­gend et­was mit ihm nicht in Ord­nung war, ge­dach­te er we­der sich noch an­de­ren ein­zu­ge­ste­hen. Es zu ver­heh­len, war ein­fach. An­de­re Men­schen er­lit­ten eben­falls In­dis­po­si­tio­nen – und sei­ne tra­ten un­re­gel­mä­ßig auf. Er be­kam sie nur, wenn er sich An­stren­gun­gen un­ter­wor­fen hat­te.
    Er heg­te nicht die Auf­fas­sung, das am 19. Ok­to­ber ge­tan zu ha­ben. Sei­ne drei Stun­den Schlaf in der vor­he­ri­gen Nacht hat­te er auf ziem­lich tro­ckenem Un­ter­grund zu­ge­bracht. Wäh­rend der Ta­ge der Schlacht war er an Wa­shing­tons Sei­te ge­we­sen, hat­te mit Wa­shing­ton Schritt ge­hal­ten, und Wa­shing­ton hat­te nichts an­de­res ge­tan, als ein Kom­man­die­ren­der Ge­ne­ral in der Ent­schei­dungs­schlacht sei­nes Krie­ges tun muß­te. Für den Co­lo­nel hat­te das ge­hei­ßen, daß er De­pe­schen schrei­ben und über­brin­gen, In­spek­tio­nen vor­neh­men und dar­über be­rich­ten, sei­nen Vor­ge­setz­ten bei Tag und Nacht auf Er­kun­dun­gen be­glei­ten, an Kon­fe­ren­zen teil­neh­men muß­te, wo sei­ne Fran­zö­sisch­kennt­nis­se zum Dol­met­schen dienten, daß er in stän­di­ger Be­reit­schaft zu sein hat­te. Da­von war ge­wiß nichts ei­ne grö­ße­re An­stren­gung. Sieg – war das ei­ne Stra­pa­ze? Nie­mals hat­te ei­ner von ih­nen sich woh­ler ge­fühlt. Sie wa­ren un­ge­dul­di­ge Män­ner, end­lich von der Ge­duld er­löst.
    Doch der Wind über der Ches­a­pea­ke-Bucht scher­te sich nicht um der­ar­ti­ge Din­ge. Der Wi­der­sa­cher im Co­lo­nel reg­te sich. Er­fühl­te sei­ne In­dis­po­si­ti­on sich an­kün­di­gen. Un­ter Deck war ei­ne Ko­je. Er konn­te sich hin­le­gen. Er blieb auf Deck. Die­ser elen­de An­fall wür­de vor­über­ge­hen. Er wür­de ihn miß­ach­ten …
    Über der Bucht des Jah­res 1974 herrsch­te ein ganz an­de­res Wet­ter. Dort weh­te ein sach­ter Süd­wind mit fast som­mer­li­cher Wär­me. Der Him­mel war klar und mit ei­nem be­mer­kens­wert schö­nen Mond ge­ziert, ei­nem so schö­nen Mond, daß er ei­ne jun­ge Frau des Jah­res 1974 wäh­rend der Kreuz­fahrt durch die Tan­gier Shoal zu ei­ner Be­mer­kung ver­an­laß­te. »Ir­gend­wie kann ich ihn mir ein­fach nicht als Ra­ke­ten­ba­sis vor­stel­len«, sag­te sie zu ih­rem Be­glei­ter und seufz­te.
    Die bei­den wa­ren ein jung­ver­hei­ra­te­tes Paar und üb­ten ih­re ge­mein­sa­me Häus­lich­keit ro­man­ti­scher­wei­se zu­erst auf ei­nem Boot ein. Am Abend – ver­lockt vom herr­li­chen Wet­ter – wa­ren sie hin­aus­ge­fah­ren. Sie pas­sier­ten den Scho­ner im Jah­re 1781 in ge­rin­ger Ent­fer­nung, je­doch in si­che­rer Was­ser­tie­fe, nicht bloß des­halb, weil die Sand­bank sich 1974 an ei­ner an­de­ren Stel­le be­fand, son­dern auch, weil ih­nen Kar­ten und Fahrt­rin­nen­zei­chen zur Ver­fü­gung stan­den. Sie wa­ren sehr glück­lich. Die jun­ge Frau ent­deck­te ver­blüfft, daß in ganz ge­wöhn­li­chen Din­gen sich plötz­lich Tie­fen um Tie­fen of­fen­bar­ten. Es schi­en ihr, als leb­te sie in ei­nem Zu­stand der Er­war­tung ei­ner lieb­li­chen Er­fül­lung nach der an­de­ren. Er stell­te fest, daß er sich nie zu­vor so be­hag­lich ge­fühlt hat­te, und war auf zärt­li­che Wei­se ver­ständ­nis­voll zu dem lie­ben klei­nen Ge­schöpf, des­sen Da­sein das sei­ne so an­ge­nehm

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