Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
Vom Netzwerk:
ge­wis­sen­haft auf Eu­re Stun­de.«
    »Es schlug schon zwölf; mach dich zu Bett, Fran­cis­co.«
    »Dank für die Ab­lö­sung! ‘s ist bit­ter kalt, und mir ist schlimm zu­mut.«
    »War Eu­re Wa­che ru­hig?«
    »Al­les mau­se­still.«
    Mit ei­nem re­si­gnie­ren­den Schul­ter­zu­cken setz­te sich John Mc­Car­thy nie­der. F.F. tat das­sel­be, al­ler­dings mit ei­ner ganz an­de­ren Ges­te: ver­bit­tert ball­te er die Fäus­te. Die Sze­ne war sehr ko­misch. Zwei Geis­ter sa­ßen in den Ku­lis­sen und be­ob­ach­te­ten einen drit­ten Geist, der auf sei­nen Auf­tritt war­te­te. Ich knöpf­te mei­nen Man­tel auf, zog ihn aus und hing ihn über mei­nen lin­ken Arm.
    Die bei­den ers­ten Er­schei­nun­gen des Geis­tes sind völ­lig stumm. Er be­tritt die Büh­ne, zeigt sich den Sol­da­ten und ver schwin­det wie­der. Den­noch ap­plau­dier­te das Pu­bli­kum – die zwei­te, drit­te und vier­te Rei­he, so schi­en es, grüß­te ih­ren pa­tri­ar­cha­li­schen Hel­den. Gu­thrie fiel nicht zu Bo­den, ja, er ging so­gar auf­recht, was viel­leicht auf den Ap­plaus zu­rück­zu­füh­ren war.
    Au­ßer­ge­wöhn­lich war ein­zig die Tat­sa­che, daß er ver­ges­sen hat­te, das klei­ne grü­ne Licht in sei­nem Helm an­zu­schal­ten. Aber das war ei­ne Nach­läs­sig­keit, die bei sei­nem ers­ten Auf­tritt nicht ins Ge­wicht fiel. Als er wie­der ab­trat und sich in ei­ne dunkle Büh­nen­e­cke ver­zie­hen woll­te, rann­te ich zu ihm hin­über und flüs­ter­te ihm zu, daß sei­ne Lam­pe nicht brann­te. Durch den un­durch­sich­ti­gen grü­nen Schlei­er schlug mir als Ant­wort ei­ne Whis­kyfah­ne ent­ge­gen, an­sons­ten gab er mir grun­zend zu er­ken­nen, daß er es ers­tens be­reits wuß­te, daß die Lam­pe zwei­tens noch funk­tio­nier­te und daß er sich drit­tens dar­an er­in­nern wür­de, sie beim nächs­ten Ma­le an­zu­schal­ten.
    Nach die­sem Auf­tritt schlich ich über die Büh­ne, wo ge­ra­de die Sze­ne im Staats­zim­mer des Schlos­ses ein­ge rich­tet wur­de. Joe Ru­bens hielt mich fest und sag­te, Gu thries Lam­pe sei nicht ein­ge­schal­tet ge­we­sen, wor­auf ich ihm ent­geg­ne­te, daß ich Gu­thrie schon dar­auf auf­merk­sam ge­macht hät­te.
    »Wo, um Him­mels­wil­len, hat er sich denn die gan­ze Zeit über rum­ge­trie­ben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    In der zwei­ten Sze­ne trat F.F. der sich in­zwi­schen der Geis­te­ru­ten­si­li­en ent­le­digt hat­te, als Kö­nig auf, ei­ne Rol le, die er fast im­mer spiel­te, sei­ne bes­te üb­ri­gens. Ger­tru­de Grain­ger als Kö­ni­gin wirk­te ne­ben ihm sehr ma­je­stä­tisch. Zag­haft rühr­te sich wie­der et­was Ap­plaus, denn un­ser Prin­zi­pal be­trat im schwar­zen ›Ham­let‹-Wams die Büh ne, um un­ge­fähr zum sie­ben­hun­derts­ten Ma­le Sha­ke­s­pea­res längs­te und größ­te Rol­le zu spie­len. Mo­ni­ca, die im­mer noch auf ih­rem Kof­fer na­he dem Schalt­pult saß, sah un­ter ih­rem Ma­ke-up blas­ser denn je aus. Ich fal­te­te mei­nen Man­tel zu­sam­men und be­deu­te­te ihr wort­los, ihn als Kis­sen zu be­nut­zen. Dann setz­te ich mich ne­ben sie, sie nahm mei­ne Hand, und so ver­folg­ten wir das Spiel vor den Ku­lis­sen.
    »Füh­len Sie sich bes­ser?« frag­te ich sie nach ei­ner Wei­le flüs­ternd. Sie schüt­tel­te den Kopf. Dann beug­te sie sich zu mir her­über, wo­bei ihr Mund fast mein Ohr be­rühr­te, und wis­per­te ganz auf­ge­regt: »Bru­ce, ich ha­be Angst. Die­ses Thea­ter ist nicht ganz ge­heu­er. Ich glau­be ein­fach nicht, daß es Gu­thrie war, der den Geist ge­spielt hat.«
    »Na­tür­lich war er es«, flüs­ter­te ich zu­rück. »Ich ha­be ja mit ihm ge­spro­chen.«
    »Ha­ben Sie sein Ge­sicht ge­se­hen?« frag­te sie.
    »Nein, aber ich konn­te sei­ne Fah­ne rie­chen!« Dann er­zähl­te ich ihr die Sa­che mit der Helm­lam­pe und fuhr fort: »Fran­cis und John hat­ten sich bei­de schon als Geis­ter ver­klei­det, als plötz­lich Gu­thrie er­schi­en. Mag sein, daß Sie einen von ih­nen ge­se­hen ha­ben, be­vor die Sze­ne be­gann, und das brach­te Sie auf die Idee, je­mand an­de­rer als Gu­thrie sei auf­ge­tre­ten.«
    Sy­bil Ja­me­son sah an­kla­gend zu mir her­über, weil ich of­fen­bar zu laut

Weitere Kostenlose Bücher