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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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pein­li­che An­kla­ge auf Mord und Hoch­ver­rat, in­dem der Graf sich durch Will­kür und An­füh­rung ei­ner be­waff­ne ten Schar, der Re­gie­rung als Re­bell ge­gen­über­ge­stellt ha­be. Fast be­wußt­los ließ er die­se un­sin­ni­gen Brie­fe fal­len, sam­mel­te sich dann mit Ge­walt und ging nach sei­nem Zim­mer, um nach ei­ni­ger Zeit die­se An­kla­ge ru­hi­ger zu über­le­sen und zu be­den­ken, wie er sich ihr ent­ge­gens­tel len sol­le. In­dem er vor dem Schlaf­zim­mer sei­ner Ge­mah­lin vor­bei­ging, hör­te er drin­nen re­den und ihm un­be­kann­te Stim­men. Has­tig öff­ne­te er die Tür, und was er jetzt er­blick­te, dar­auf war er frei­lich nicht vor­be­rei­tet. Zwei schmut­zi­ge, in Lum­pen ge­klei­de­te al­te Zi­geu­ne­rin­nen sa­ßen an dem Bett der Kran­ken, und pro­phe­zei­ten die­ser ihr Schick­sal, in­dem sie wi­der­lich ih­re häß­li­chen Ge­sich­ter ver­zerr­ten. Mit Recht ent­setz­te sich die Wöch­ne­rin, als sie ih­ren Ge­mahl ein­tre­ten sah, denn was er jetzt tat, war un­mensch­lich. Wut er­griff ihn, und er wuß­te nicht, was er tat. Bei den grei­sen lan­gen Haa­ren faß­te er die Pro­phe­tin­nen, riß sie zur Tür und warf sie die ho­he stei­le Trep­pe hin­ab. Sei­ne Leu­te lie­fen zu­sam­men. Die­sen be­fahl er, sie un­ten an der stei­ner­nen Säu­le fest­zu­bin­den, ih­nen den Rücken zu ent­blö­ßen und sie so lan­ge und so hef­tig mit Peit­schen zu züch­ti­gen, bis den Die­nern sei­ner Grau­sam­keit die Kräf­te ent­wi­chen. So ge­sch­ah es. Er hat­te sich in sein Zim­mer ein­ge­schlos­sen, und als er zu sich kam, er­starr­te er selbst über sich, zu wel­cher Un­mensch­lich­keit er sich ha­be hin­rei­ßen las­sen. Durch ein lau­tes Po­chen an der Tür wur­de er aus sei­nen Ge­dan­ken auf­ge­schreckt. Er öff­ne­te, und mit al­len Zei­chen der Angst trat ein Die­ner her­ein, wel­cher sag­te: O mein gnä­di­ger Graf, ich fürch­te­te, Sie sei­en krank, wohl gar tot, denn ich klop­fe schon lan­ge, und Sie müs­sen mich nicht ge­hört ha­ben. – Was willst du? – Die äl­tes­te, ant­wor­te­te der Die­ner, von den gars­ti­gen He­xen will Sie durch­aus auf ei­ne Mi­nu­te spre­chen, be­vor sie das Schloß ver­läßt. Sie läßt sich durch­aus nicht ab­wei­sen, und die här­tes­ten Dro­hun­gen und Flü­che fruch­ten bei dem al­ten Wei­be nichts. – So ließ der Graf denn die Ge­miß­han­del­te in sein Zim­mer her­auf­stei­gen. Der An­blick der Ar­men war zum Ent­set­zen: der Graf selbst schau­der­te zu­rück. Ganz mit Blut be­ron­nen, Ge­sicht und Ar­me zer­schla­gen, ei­ne tie­fe Wun­de am Kopfe, die man noch nicht ver­bun­den hat­te: so trat sie vor ihn. Ich dan­ke dir, so fing sie an zu spre­chen, mein gü­ti­ger Bru­der, für dei­ne christ­li­che Freund­lich­keit, die ich in dei­nem Schlos­se ge­nos­sen ha­be. Ja wohl bist du ein tu­gend­haf­ter Mann, ein Ver­fol­ger des Las­ters, ein un­par­tei­ischer Rich­ter und Be­straf­er der Un ta­ten. Nicht wahr, ein Ra­cheen­gel im Dienst dei­nes Got tes? Ist es dir denn be­kannt, weich­her­zi­ger Mensch, wes­halb wir am Bet­te dei­nes Wei­bes sa­ßen? Ja, wir hat­ten ihr ge­wahr­sagt, aber ei­gent­lich woll­ten wir dich spre­chen, und du warst nicht in dei­nem gast­li­chen Hau­se. Wir hat­ten den Wunsch, uns von der Ban­de zu tren­nen, und ein be­schei­de­nes ehr­li­ches Un­ter­kom­men zu su­chen. Wir ken­nen den Schlupf­win­kel, wo sich der Haupt-An­füh­rer ver­steckt hält, je­ner so weit be­rüch­tig­te Mord­bren­ner, den du so lan­ge ver­geb­lich ge­sucht hast: den woll­ten wir dir ver­ra­ten. Aber du bist är­ger, als der Ver­ruch­tes­te in un­se­rer Ban­de, und da du uns so vie­le Lie­be heu­te be­wie­sen hast, so wird auch da­für der Fluch auf dich und dei­ne Fa­mi­lie fal­len, und auf dei­ne Nach­kom­men bis in das drit­te und vier­te Glied hin­ab! –
    Der Graf, der schon längst sei­nen Jäh­zorn und sei­ne Über­ei­lung be­reu­te, woll­te die furcht­ba­re Al­te be­sänf­ti­gen, er sprach ihr güt­lich zu und reich­te ihr, um sie zu ver­söh­nen, sei­ne Bör­se, die mit Gold an­ge­füllt war. Einen gif­ti­gen Blick tat die Al­te wie gie­rig auf das Gold,

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