18 Geisterstories
denn damit die Geschichte aus?
Wie Sie wollen, antwortete Blomberg.
Wie Sie wollen? rief Sidonie heftig: Sie sind mit Ihren weit ausgreifenden Reden unausstehlich, wenn jetzt nicht noch ganz andere Sachen kommen.
Ich will mich erst am Tee erquicken, erwiderte Blomberg ruhig, nachher, wenn der Abend so recht still geworden ist, wollen wir sehen, ob die Geschichte noch eine Fortsetzung zuläßt.
Wenn die übrigen nur neugierig schienen, so konnten alle bemerken, daß sich der junge Graf Theodor in der größten Spannung und Aufregung befand. Anselm wandte von diesem kein Auge und schien eine Art von Schadenfreude zu empfinden, daß Theodor von der Erzählung so ergriffen war. Er wechselte Blicke mit der stets lebhaften Sidonie, die auch den Grafen Theodor mit ihren schönen Augen prüfte, als wenn diese Begebenheiten, die vorgetragen waren, auf ihn eine besondere Beziehung hätten.
Als man sich um den Teetisch versammelt hatte, such te Theodor der schönen Sidonie nahezukommen.
Er sprach leise und sehr eifrig mit ihr und Graf Blinden beobachtete indessen Anselm, der still und fein über diese lebhafte Unterredung lächelte. Wie kann man nur so dringend sein? sagte Sidonie endlich laut.
Wovon ist denn die Rede? fragte der alte Blinden; wenn es erlaubt ist, sich danach zu erkundigen.
Mein junger Freund, sagte Sidonie, will mich berauben, und fordert mit Ungestüm eine meiner Locken, die ich ihm, wie er behauptet, schon seit langem versprochen habe.
Sie können es nicht leugnen, Sidonie, sagte Theodor mit lauter Stimme, und ich muß mein Recht behaupten, da aus meiner Privatangelegenheit einmal ein öffentlicher Prozeß gemacht worden ist.
Wollen Sie mich zum Schiedsrichter annehmen? fragte jetzt Anselm mit lachender Stimme.
Sie, Baron, am wenigsten, antwortete Theodor mit einiger Bitterkeit: Sie möchten zu sehr Partei werden. Auch ist es wohl passender, wenn die schöne Sidonie selbst und allein das Richteramt vertritt.
Es wird sich alles finden, sprach Sidonie, nur müssen wir nichts übereilen wollen. Wenn der Richter frei und heiter stimmen soll, so muß man ihm nicht durch Andrang und Vorwürfe die heitere Laune verderben.
Die Wirtin, welche das Verhältnis der beiden jungen Leute kannte, und wie sehr Theodor eine Verbindung mit Sidonie wünschte, suchte durch eine Erzählung alle zu zerstreuen, weil sie immerdar Anselms eifersüchtigen Ungestüm fürchtete, der sich keine Mühe gab, seine ziemlich feindliche Stimmung gegen Theodor zu verbergen.
Mit dem Abend trat ein sonderbares Wetter ein. Dunk le Wolken jagten sich durch den Himmel, plötzliche Finsternis wechselte mit Helle; zuweilen klatschte der Regen gegen die Fenster, dann vernahm man wieder Windesbrausen, welches über die Wälder dahinfuhr. Das ist eine schauerliche Witterung, sagte Blinden, die paßt so recht, daß man sich am Kamin etwas gräßliche Geschichten erzählt. Wenn man auf den großen Teich da unten hinblickt, der nur von Zeit zu Zeit sichtbar wird, so hat er auch, wie der Wind stoßend drüber hinkräuselt, vor innigem Schauer eine Gänsehaut. Lieber Blomberg, jetzt wäre die rechte Stunde, Ihre Geschichte zu endigen.
Die Bedienten hatten bei der naßkalten Witterung ein Feuer im großen Kamin gemacht, welches jetzt laut knisternd hell aufloderte. Anselm sprach heimlich mit Sidonie, und jetzt beobachtete Theodor ihre Blicke und Mienen. Indem er sich nahte, sagte das Fräulein: Nachher, lieber Theodor, sprechen wir miteinander, lassen Sie jetzt den Baron in seiner Erzählung fortfahren, und ich wünschte nur, daß er uns recht zu fürchten macht, denn ich liebe dergleichen.
In wahren Geschichten, warf Anselm dazwischen,
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