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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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glau ben und noch we­ni­ger kann dein Rat und Trost et­was hel­fen.
    Ich konn­te nichts er­wi­dern, sein Elend schi­en so groß, daß er viel­leicht voll­kom­men recht hat­te. Re­den, Er­zäh­lun­gen und Kla­gen sind oft nur Sta­cheln in der To­des­wun­de. Ich bat ihn, mich mit sei­ner Frau be­kanntz­u­ma­chen. Er führ­te sie her­ein, sie war eben­so lei­dend wie er, aber man sah, daß sie schön muß­te ge­we­sen sein. Sie war groß und edel ge­baut, ihr blau­es Au­ge war von ei­ner durch­drin­gen­den Klar­heit und ih­re Stim­me hat­te den lieb­lichs­ten und see­len­volls­ten Klang. Nach we­ni­gen Ge­sprä­chen nahm ich Ab­schied, weil der Dok­tor her­ein­trat, und ich be­dang mir nur aus, daß Franz den Freund künf­tig nicht mehr ab­wei­sen dür­fe.
    Ru­he war mir nö­tig, mich zu sam­meln, und ich such­te den ein­sams­ten Platz auf, um mich in mei­nen Ge­dan­ken und Ge­füh­len wie­der zu fin­den. Wie son­der­bar er­schi­en mir in die­sen Au­gen­bli­cken das mensch­li­che Le­ben, Lie­be, Freund­schaft, Tod und Ge­sund­heit. In mei­ner Träu­me­rei wur­de ich durch ei­ne freund­li­che Stim­me un­ter­bro­chen, die mich an­re­de­te. Es war der Ba­de­arzt, ein gut­mü­ti­ger, nicht mehr jun­ger Mann, wel­cher sich zu mir setz­te. Ich ha­be er­fah­ren, be­gann er, daß Sie ein Ju­gend­freund un­sers ar­men Kran­ken sind, und ich ha­be Sie auf­ge­sucht, um mit Ih­nen über sei­nen eben­so kläg­li­chen als rät­sel­haf­ten Zu­stand zu spre­chen. Mir ist noch kei­ne ähn­li­che Krank­heit vor­ge­kom­men, ich ver­ste­he sie nicht, und des­halb tap­pe ich auch nur mit mei­nen Mit­teln im Dun­keln, und weiß auch nicht, ob ihm das hie­si­ge Was­ser ir­gend heil­sam sein kann, ihm oder der kran­ken Frau, die an dem­sel­ben Lei­den da­hin­schwin­det. Ich ha­be kei­nen Na­men für die­ses Fie­ber der Aus­zeh­rung, wel­ches al­len bis­he­ri­gen Ge­set­zen spot­tet. Nach man­chen Stun­den möch­te ich sie bei­de für wahn­sin­nig hal­ten, wenn sich nicht die Ver­nunft in ih­nen un­wi­der­leg­lich of­fen­bar te. Soll­te ihr Ver­stand aber auch nicht ver­letzt sein, so un­ter­liegt es doch kei­nem Zwei­fel, daß bei­de ge­müts­krank sind. Und das Schlimms­te ist, daß der Graf nicht spricht und er­zählt, son­dern im Ge­gen­teil al­len Fra­gen über sei­nen Zu­stand, je­der Er­ör­te­rung über die Ur­sa­che, den An­fang des­sel­ben, ängst­lich aus­weicht. Er­zür­nen kann und mag ich ihn nicht, und mei­ne Fra­gen und For­schun­gen ha­ben ihn schon ei­ni­ge­mal auf­ge­bracht, und doch scheint es mir nö­tig, die Ge­schich­te der Krank­heit von ihm zu er­fah­ren. Und das ist mei­ne Bit­te an Sie, ge­ehr­ter Herr, daß Sie, als sein Ver­trau­ter, Ih­ren Ein­fluß auf ihn da­hin wen­den, daß er Ih­nen und mir die Ent­ste­hung sei­nes Übels be­kennt. Er­fah­re ich die­se, so ist es viel­leicht erst mög­lich, ihm und der Frau Hil­fe zu ver­schaf­fen. Kommt die Krank­heit aus dem Geis­te, wie ich fast schon über­zeugt bin, so kann der Arzt nur et­was aus­rich­ten, wenn er im Ver­trau­en ist; wird ihm die­ses ver­sagt, so kann er nicht nur durch sei­ne Vor­schrif­ten, selbst durch ein un­be­hü­te­tes Wort zum Mör­der wer­den. Ich be­schwö­re Sie al­so, al­les zu tun, da­mit der Lei­den­de sich uns er­öff­ne.
    Ich ver­sprach, zu ver­su­chen, was der ver­nünf­ti­ge Mann ver­lang­te, denn ich sel­ber hat­te mir schon das­sel­be sa­gen müs­sen. Als ich aber dem Freun­de am fol­gen­den Ta­ge des­halb Vor­stel­lun­gen mach­te, fand ich die Auf­ga­be viel schwie­ri­ger, als ich sie mir ge­dacht hat­te, denn er war in die­sem Punk­te un­zu­gäng­lich. Erst als ich mei­nen Bit­ten Trä­nen zu­ge­sell­te, als die lei­den­de Frau end­lich selbst auf mei­ne Sei­te trat, weil der Wunsch in ihr le­ben­dig war, daß der Arzt ih­rem Gat­ten hel­fen möch­te, gab er nach; doch be­dang er sich aus, daß, was er uns vor­tra­gen wer­de, im stil­len Zim­mer bei mir ge­sche­hen müs­se, von kei­nem Die­ner ge­stört, denn er kön­ne sei­ner Frau nicht zu­mu­ten, bei der Er­zäh­lung zu­ge­gen oder nur in der Nä­he zu sein.
    So ward es auch ein­ge­rich­tet. Mein Gar­ten­stüb­chen war

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