18 Geisterstories
so still und einsam, daß keine Störung zu besorgen war, nach dem mäßigen Abendessen sendete ich die Diener fort und befahl, mich jedem möglichen Besuch zu verleugnen. Bei der Kranken blieben ihre Kammerfrauen; und eine Dame war auf mein Gesuch so freundlich, ihr in Abwesenheit des Mannes etwas Leichtes und Erfreuliches vorzulesen.
Nun saßen wir also in meinem trauten Zimmerchen, beim Scheine zweier Kerzen, indessen draußen vor dem Fenster die Bäume im Sommerwinde lieblich säuselten.
Aber jetzt, geehrte Freunde, sagte der Baron Blomberg mit erhöhter Stimme, mache ich von der Freiheit Gebrauch, im Namen meines Freundes selbst und nicht in der dritten Person zu erzählen. Ich schrieb damals jenes seltsame Bekenntnis sogleich nieder, deshalb sind mir noch jetzt alle Umstände gegenwärtig. Ich habe bisher diese Erzählung noch niemand mitgeteilt, jetzt, nach so manchem verfloßnen Jahre, kann sie, in diesem Kreise vorgetragen, keinen Anstoß erregen, oder irgend jemand auch nur einen leichten Verdruß verursachen. –
Theodor stand auf und putzte die Kerzen, Anselm legte Scheite Holz in den Kamin, die Wirtin setzte sich begierig in ihren Lehnsessel zurecht, Sidonie sah erwartend um sich, und der kranke Graf Blinden nahm das Barett vom Haupt, um noch besser hören zu können.
Also denn, begann Blomberg, der kranke Freund saß auf meiner Stube im Sofa, der Arzt und ich waren ihm gegenüber, und langsam, oft pausierend, weil ihm das Sprechen sauer wurde und er mehr wie einmal der Ruhe bedurfte, begann Franz auf folgende Art, denn in seiner Person erzähle ich, und ich ziehe es vor, unmittelbar aus der Erin nerung zu sprechen, statt jene Blätter Ihnen vorzulesen. –
– Ja, mein Freund Blomberg, krank und sterbend siehst Du mich wieder, eben so elend ist meine Gattin, die noch vor zwei Jahren ein Musterbild der Gesundheit und Schönheit war.
Die Klausenburg ist zur wüsten Ruine geworden, die uns einigemal so traut und heimisch bewirtete, Gewitter und Brand haben sie zerstört, und was von Holzwerk und brauchbaren Steinen übrigblieb, haben meine grausamen Gläubiger, mir zum Hohne, herausgerissen und für geringes Geld verkauft. Du weißt es, mein Freund, welcher Glaube oder Aberglaube mich verfolgt, doch braucht davon unser lieber Arzt nichts zu erfahren, denn dies hat äußerlich keinen Einfluß auf mein nächstes Schicksal, auch habe ich von meinen neuesten Begebenheiten so viel Sonderbares vorzutragen, daß es hinreichen wird, den gelehrten Doktor mehr als vollkommen zu überzeugen, daß ich wahnsinnig sei. –
Bei dieser Einleitung begegneten sich meine Blicke mit den forschenden des Arztes, dann betrachteten wir beide wieder prüfend den bleichen Kranken, welcher jetzt mit größerer Lebhaftigkeit also fortfuhr: –
So jung ich auch noch war, so hatte ich mein Leben doch schon aufgegeben, denn ich hielt es für völlig beschlossen. Wie aber zuweilen wohl die Kraft eines schönen Frühlings einen abgestorbenen Baum von neuem belebt, daß seine Zweige wieder grünen, und aus dem Laube eine Blüte wiederum hervorquillt, so begegnete es auch mir. In menschenfeindlicher Stimmung reiste ich im Lande umher und verweilte in einer kleinen Stadt, welche in einer anmutigen Gegend liegt und in welcher ich, als ich meine Briefe abgab, interessante Menschen kennenlernte. Ein freundlicher Mann, ein sehr weitläufiger Verwandter, führte mich in das Haus ein, wo ich meine teure Elisabeth zum ersten Male sah, und schon beim zweiten Besuch mein Herz und meine Ruhe verloren hatte. Wozu Beschreibung von Reizen und Vollkommenheiten, welche verschwunden sind? Ich war bezaubert und schmeichelte mir bald, daß man meine Gefühle
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