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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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so still und ein­sam, daß kei­ne Stö­rung zu be­sor­gen war, nach dem mä­ßi­gen Abendes­sen sen­de­te ich die Die­ner fort und be­fahl, mich je­dem mög­li­chen Be­such zu ver­leug­nen. Bei der Kran­ken blie­ben ih­re Kam­mer­frau­en; und ei­ne Da­me war auf mein Ge­such so freund­lich, ihr in Ab­we­sen­heit des Man­nes et­was Leich­tes und Er­freu­li­ches vor­zu­le­sen.
    Nun sa­ßen wir al­so in mei­nem trau­ten Zim­mer­chen, beim Schei­ne zwei­er Ker­zen, in­des­sen drau­ßen vor dem Fens­ter die Bäu­me im Som­mer­win­de lieb­lich säu­sel­ten.
    Aber jetzt, ge­ehr­te Freun­de, sag­te der Ba­ron Blom­berg mit er­höh­ter Stim­me, ma­che ich von der Frei­heit Ge­brauch, im Na­men mei­nes Freun­des selbst und nicht in der drit­ten Per­son zu er­zäh­len. Ich schrieb da­mals je­nes selt­sa­me Be­kennt­nis so­gleich nie­der, des­halb sind mir noch jetzt al­le Um­stän­de ge­gen­wär­tig. Ich ha­be bis­her die­se Er­zäh­lung noch nie­mand mit­ge­teilt, jetzt, nach so man­chem ver­floß­nen Jah­re, kann sie, in die­sem Krei­se vor­ge­tra­gen, kei­nen An­stoß er­re­gen, oder ir­gend je­mand auch nur einen leich­ten Ver­druß ver­ur­sa­chen. –
    Theo­dor stand auf und putz­te die Ker­zen, An­selm leg­te Schei­te Holz in den Ka­min, die Wir­tin setz­te sich be­gie­rig in ih­ren Lehn­ses­sel zu­recht, Si­do­nie sah er­war­tend um sich, und der kran­ke Graf Blin­den nahm das Ba­rett vom Haupt, um noch bes­ser hö­ren zu kön­nen.
    Al­so denn, be­gann Blom­berg, der kran­ke Freund saß auf mei­ner Stu­be im So­fa, der Arzt und ich wa­ren ihm ge­gen­über, und lang­sam, oft pau­sie­rend, weil ihm das Spre­chen sau­er wur­de und er mehr wie ein­mal der Ru­he be­durf­te, be­gann Franz auf fol­gen­de Art, denn in sei­ner Per­son er­zäh­le ich, und ich zie­he es vor, un­mit­tel­bar aus der Er­in ne­rung zu spre­chen, statt je­ne Blät­ter Ih­nen vor­zu­le­sen. –
    – Ja, mein Freund Blom­berg, krank und ster­bend siehst Du mich wie­der, eben so elend ist mei­ne Gat­tin, die noch vor zwei Jah­ren ein Mus­ter­bild der Ge­sund­heit und Schön­heit war.
    Die Klau­sen­burg ist zur wüs­ten Rui­ne ge­wor­den, die uns ei­ni­ge­mal so traut und hei­misch be­wir­te­te, Ge­wit­ter und Brand ha­ben sie zer­stört, und was von Holz­werk und brauch­ba­ren Stei­nen üb­rig­b­lieb, ha­ben mei­ne grau­sa­men Gläu­bi­ger, mir zum Hoh­ne, her­aus­ge­ris­sen und für ge­rin­ges Geld ver­kauft. Du weißt es, mein Freund, wel­cher Glau­be oder Aber­glau­be mich ver­folgt, doch braucht da­von un­ser lie­ber Arzt nichts zu er­fah­ren, denn dies hat äu­ßer­lich kei­nen Ein­fluß auf mein nächs­tes Schick­sal, auch ha­be ich von mei­nen neues­ten Be­ge­ben­hei­ten so viel Son­der­ba­res vor­zu­tra­gen, daß es hin­rei­chen wird, den ge­lehr­ten Dok­tor mehr als voll­kom­men zu über­zeu­gen, daß ich wahn­sin­nig sei. –
    Bei die­ser Ein­lei­tung be­geg­ne­ten sich mei­ne Bli­cke mit den for­schen­den des Arz­tes, dann be­trach­te­ten wir bei­de wie­der prü­fend den blei­chen Kran­ken, wel­cher jetzt mit grö­ße­rer Leb­haf­tig­keit al­so fort­fuhr: –
    So jung ich auch noch war, so hat­te ich mein Le­ben doch schon auf­ge­ge­ben, denn ich hielt es für völ­lig be­schlos­sen. Wie aber zu­wei­len wohl die Kraft ei­nes schö­nen Früh­lings einen ab­ge­stor­be­nen Baum von neu­em be­lebt, daß sei­ne Zwei­ge wie­der grü­nen, und aus dem Lau­be ei­ne Blü­te wie­der­um her­vor­quillt, so be­geg­ne­te es auch mir. In men­schen­feind­li­cher Stim­mung reis­te ich im Lan­de um­her und ver­weil­te in ei­ner klei­nen Stadt, wel­che in ei­ner an­mu­ti­gen Ge­gend liegt und in wel­cher ich, als ich mei­ne Brie­fe ab­gab, in­ter­essan­te Men­schen ken­nen­lern­te. Ein freund­li­cher Mann, ein sehr weit­läu­fi­ger Ver­wand­ter, führ­te mich in das Haus ein, wo ich mei­ne teu­re Eli­sa­beth zum ers­ten Ma­le sah, und schon beim zwei­ten Be­such mein Herz und mei­ne Ru­he ver­lo­ren hat­te. Wo­zu Be­schrei­bung von Rei­zen und Voll­kom­men­hei­ten, wel­che ver­schwun­den sind? Ich war be­zau­bert und schmei­chel­te mir bald, daß man mei­ne Ge­füh­le

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