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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Kluge
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den Zu­sam­men­hang zu ah­nen schi­en, woll­te kei­ne Ver­mu­tung oder Mei­nung von sich ge­ben.
    Si­do­nie hat­te in größ­ter Ei­le einen rei­ten­den Bo­ten ab­ge­sen­det, oh­ne zu sa­gen, wo­hin. Er muß­te aber, so sah man, zu An­selm ge­eilt sein, weil die­ser sich schon vor Ti­sche ein­stell­te und lan­ge mit Si­do­nie, ob­gleich das Wet­ter nicht an­ge­nehm war, im Gar­ten am Ab­hän­ge des Ber­ges in den leb­haf­tes­ten Ge­sprä­chen auf und nie­der wan­del­te und sich end­lich so­gar mit ihr in den al­ten Pa­vil­lon be­gab, der we­gen sei­ner Bau­fäl­lig­keit sonst nicht gern be­sucht wur­de. Nach zwei Ta­gen ver­ließ Si­do­nie in Be­glei­tung des Gra­fen Blin­den der noch ein­mal die Rol­le des Vor­mun­des über­neh­men muß­te, mit An­selm das Schloß, und kaum war ei­ne Wo­che ver­flos­sen, so mel­de­ten bei­de ih­re Ver­lo­bung und Ver­mäh­lung. Sie ver­lie­ßen aber die Land­schaft und kauf­ten sich in ei­ner weit ent­le­ge­nen Ge­gend an. Auch er­fuhr man, daß aus je­ner klei­nen Stadt, wel­che ab­seits im Ta­le lag, ei­ne al­te Frau ih­nen ge­folgt war, wel­che die Ver­pfle­ge­rin ei­nes klei­nen ein­jäh­ri­gen Kin­des ge­we­sen, des­sen Her­kunft nie­mand wuß­te.
    So gab es in der Pro­vinz viel über je­ne so auf­fal­len­den Ver­än­de­run­gen zu re­den. Auch Graf Theo­dor gab Stoff zum Ver­wun­dern. Er hat­te je­ne ver­schwun­de­nen Do­ku­men­te auf­ge­fun­den, und ei­ne rei­che Erb­schaft war ihm zu­ge­fal­len. Beim re­gie­ren­den Fürs­ten galt er mehr als je, sein Ge­halt war ver­mehrt und ihm ein grö­ße­rer Wir­kungs­kreis an­ge­wie­sen wor­den. Mit dem Erb­prin­zen war er eben­falls in­ni­ger be­freun­det, und bei­de Fürs­ten lob­ten ihn, daß er sein Ver­hält­nis mit Si­do­nie so be­stimmt und schnell auf­ge­löst ha­be. Der al­te Herr war be­son­ders dar­über er­freut, daß die ver­däch­ti­ge Schö­ne das Land ganz ver­las­sen hat­te, weil es ihr schon ein­mal ge­lun­gen war, sei­nen Sohn durch ih­re Rei­ze zu fes­seln. Das Er­stau­nen der klei­nen Pro­vinz stieg noch hö­her, als Graf Theo­dor, nach­dem al­les be­sei­tigt war, sei­ne Ver­mäh­lung mit ei­nem ar­men und bür­ger­li­chen Mäd­chen er­klär­te, und Hann­chen, die Förs­ter­s­toch­ter, auch vom wohl­wol­len­den Re­gen­ten mit Gna­de auf­ge­nom­men wur­de.
    Die­ses schö­ne lie­ben­de Ge­müt wur­de für ih­re Treue durch die höchs­te Glück­se­lig­keit über­rascht und über al­le ih­re Wün­sche und Träu­me durch die Wirk­lich­keit er­ho­ben. An je­nem Abend, als Theo­dor sei­ne ehe­ma­li­ge Ge­lieb­te noch so spät be­such­te, hat­te er ge­fühlt, wie­viel er vor­mals an die­sem rei­nen Her­zen, an die­sem kind­li­chen We­sen be­ses­sen hat­te.
    Nach zwei Mo­na­ten kam Graf Theo­dor mit sei­ner jun­gen Ge­mah­lin wie­der auf das Schloß der al­ten Ba­ro­nin, um ei­ni­ge Wo­chen bei ihr in der schö­nen Ge­birgs­ge­gend zu woh­nen. Er fand nur den al­ten gut­mü­ti­gen Blom­berg bei ihr. Die al­te Ver­wand­te be­han­del­te das schö­ne lie­bens­wür­di­ge Hann­chen mit der zärt­lichs­ten Freund­lich­keit, und Blom­berg war über die Wen­dung ent­zückt, wel­che das Schick­sal sei­nes Freun­des Theo­dor ge­nom­men hat­te.
    Da wir nun hier im ver­trau­ten Krei­se sit­zen, fing der Al­te an, da es wie­der Abend ge­wor­den ist und kein Be­dien­ter und noch we­ni­ger ein Be­such uns jetzt stö­ren wird, so könn­ten Sie, mein Freund, uns wohl mit­tei­len, was Ih­nen in je­ner Nacht, als Sie uns ver­lie­ßen, in der Klau­sen­burg be­geg­net ist, oder ob Ih­nen gar nichts zu­stieß, das der Re­de ver­lohn­te. Doch will mich be­dün­ken, als ha­be je­ne Nacht Ihr Le­ben ent­schie­den.
    So ist es, sag­te Theo­dor, und da gut­mü­ti­ge Freun­de mir zu­hö­ren, so will ich auch er­zäh­len, was mir be­geg­net ist, doch ver­lan­ge ich selbst von Ih­nen nicht, daß Sie mir un­be­dingt glau­ben, und bit­te des­halb, daß mei­ne Mit­tei­lung nicht über Ih­re Lip­pen kom­men mö­ge.
    In ei­ner son­der­ba­ren Stim­mung ver­ließ ich dies Haus, um die Pro­be zu be­ste­hen, die mir lä­cher­lich dünk­te. Si­do­nies

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