18 Geisterstories
und alles fügte sich zu meinem Glück.
Jetzt werde ich jene alte verwüstete Klausenburg wieder aufbauen, die Wege dort herstellen und mit der Frau, meinem alten Schwiegervater, meinen zukünftigen Kindern und so lieben Freunden, wie Sie beide es mir sind, recht oft und lange dort hausen und im Genuß der Liebe und Freundschaft so glücklich sein, wie es uns sterblichen Menschen nur irgend vergönnt ist.
So schloß Theodor seinen Bericht, und alles erfüllte sich späterhin so, wie er es gewünscht und gesagt hatte.
Der Geisterberg von
Gustav Adolf Becquer
In einem Park vor den Toren Sevillas steht das weiße Marmordenkmal Gustav Adolf Becquers (1836-1870), des großen Anregers und Neubelebers der spanischen Lyrik. Becquer blieb unbekannt, solange er lebte, geliebt erst, nachdem er tot war. Bedeutend sind auch die späteren reifen Erzählungen, die meist auf alten Volkssagen, Aberglauben und persönlichen Erlebnissen aufbauen. So trägt die Hauptfigur im ›Geisterberg‹ deutlich die Züge des Dichters. Becquer trug eine fantastische Welt in sich, einen Garten voll blühender Sehnsucht und einen Friedhof begrabener Hoffnungen – mit seinen eigenen Worten: »In den dunklen Winkeln meines Hirns schlummern, nackt und eng beieinander, die absonderlichen Kinder meiner Fantasie und harren still der Stunde, wo die Kunst sie in Worte kleidet, auf daß sie sich mit Anstand auf der Bühne der Welt zeigen können.«
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In der Nacht auf Allerseelen weckte mich – ich weiß nicht, wie spät es schon war – das Geläute der Kirchenglocken. Bei ihrem langgezogenen Schall mußte ich unwillkürlich an eine Geschichte denken, die ich kürzlich in Soria hörte.
Ich versuchte wieder einzuschlafen – unmöglich! Wenn die Fantasie einmal aufgestachelt ist, benimmt sie sich wie ein störrisches Pferd, bei dem alles Zügeln nichts hilft. Und so beschloß ich denn aufzustehen und die Zeit mit Schreiben zu verbringen, was ich auch wirklich tat. –
Zugetragen hat sich die Geschichte ebenda, wo sie mir erzählt worden ist. Als ich sie niederschrieb, wandte ich jedesmal, wenn es an die Fensterscheiben polterte, erschreckt den Kopf – es war aber wohl nur der kalte Nachtwind, der gegen die Balkontüren stand …
Und mag es auch gewesen sein, was es will, – jetzt ist Herzenkönigin Trumpf!
»Koppelt die Hunde! Stoßt ins Horn, gebt den Weidgenossen das Zeichen, daß sie sich sammeln sollen! Nacht ist schon nahe … Wir dürfen nicht vergessen, daß wir heut Allerheiligen haben und uns auf dem Geisterberg befinden … Wir kehren jetzt in die Stadt zurück!«
»So zeitig schon!«
»Wär’s an einem anderen Tage, dächte ich nicht eher daran, als bis wir dem ganzen Wolfsrudel, das der Schnee des Moncayo aus den Höhlen getrieben hat, den Garaus gemacht hätten. Heute aber ist das unmöglich. Bald wird von dem Kloster der Tempelherren das Avemaria herüber klingen, und dann werden die Geister der Verstorbenen kommen und in der Bergkapelle das Glöcklein läuten.«
»In der verfallenen Kapelle? Ach, Unsinn! Du willst mir wohl bange machen?«
»Nein, schöne Base! Du weißt nur nicht, was sich hierlands alles zuträgt, es ist ja noch nicht ein Jahr her, daß du hier weilst. Wir können unsere Stuten ja zügeln und Schritt reiten; auf dem Heimweg erzähle ich dir dann die Geschichte vom Geisterberg.«
In frohen, lebhaften Gruppen kamen die Knappen herbei. Die Grafen von Borges und von Alcudiel schwangen sich auf ihre prächtigen Rosse; ihre Kinder Beatrix und Alfons ritten der Jagdgesellschaft vorauf, und all die andern folgten in gewissem Abstand.
Unterwegs erzählte ihr Alfons die versprochene Geschichte:
»Der Geisterberg, wie er heute heißt, gehörte
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