18 - Orangen und Datteln
ich bin mit ihm über Rharsa geritten, und nie hat der Fuß seines Pferdes einen Fehltritt getan.“
„Auch ich bin über den Dscherid geritten. So führen also über die Sebcha Rharsa auch Pfade?“
„An dieser Sebcha gibt es wenig Orte, darum sind auch keine sicheren Pfade da. Man reitet am Rand hin, und nur ein kühner Bedawi wagt sich auf das böse Salz.“
„Wie weit ist es von hier bis zur Enge von Asludsch, welche die beiden Schotts Melrir und Rharsa scheidet?“
„Du müßtest von früh bis zum Abend reiten.“
„Und bis zum nächsten Punkt des Rharsa?“
„Den kannst du schon in drei Stunden erreichen.“
„So müssen wir versuchen, ihn von dem Schott abzubringen, sonst wagt er sich auf das Salz, und wir können ihm nicht folgen.“
„Er wird es nicht wagen.“
„Warum nicht?“
„Er hat ein Pferd zu führen, und für zwei Tiere ist der Pfad zu schmal.“
„So meinst du, wenn wir ihn an den Schott treiben, so kann er uns nicht entgehen?“
„Sicher nicht.“
„Er wird das eine Pferd mit dem Mädchen opfern und den Schott allein betreten; dann entkommt er uns mit dem Falben, den er reiten wird.“
„So schießen wir ihn herab.“
Das klang so zuversichtlich, daß ich es selber glaubte.
„Sihdi“, fragte Achmed es Sallah, „willst du mir eine Bitte erfüllen?“
„Ja, wenn ich kann. Welche?“
„Du schießt besser als wir andern alle. Nimm du den Krumir und überlaß mir Mochallah!“
„Gern, wenn es möglich ist. Aber wenn es die Not nicht erfordert, werde ich nicht schießen. Man soll nicht unnötig Menschenblut vergießen, und es ist besser, wenn wir ihn lebendig in die Hand bekommen.“
„So verwunde ihn. Wir werden dann Gericht über ihn halten.“
Aus solchen und anderen Reden war zu ersehen, daß ein jeder überzeugt war, daß morgen unser Ritt ein Ende nehmen werde. Auch der Engländer hegte die gleiche Zuversicht.
„Hm!“ meinte er, als ich ihm die Absicht der übrigen mitteilte, „also morgen geht es zu Ende? Schade!“
„Wieso?“
„Wo nachher ein anderes Abenteuer hernehmen?“
„Wird sich schon finden. Übrigens müssen es ja nicht immer Abenteuer sein!“
„Was denn? Reiten kann jeder, essen und trinken auch. Yes! Laßt mir den Kerl, den Krumir! Werde an ihm meine Büchse versuchen.“
„Das lassen wir bleiben, Sir! Es ist wünschenswerter, wir bekommen ihn unverletzt.“
„Aber wie das? Er wird doch nicht so dumm sein und sich ruhig hinstellen, wenn Ihr ihn fangen wollt!“
„Hier läßt sich nichts vorher bestimmen, sondern man muß den Verlauf ruhig abwarten.“
„Richtig! Aber – Hm! Da fällt mir was ein.“
„Was?“
„Ihr habt ja da die alte Lederschnüre kennengelernt, die man Lasso oder das Lariat nennt. Könnte man sich nicht so ein Ding machen und den Menschen damit fangen?“
„Sir, dieser Gedanke ist nicht übel. Zwar Riemen gibt es nicht, aber feste Schnüre aus Leff (Dattelfaser) haben wir genug. Ein Lariat verstehe ich zu führen. Wollen wir ein drehen?“
„Well!“
Eine viertel Stunde später hatte ich ein festes Lariat, und um nun zu sehen, ob ich noch sicher sei, übte ich mich trotz der Dunkelheit an den Zweigen des Johannisbrotes. Es ging. Nun hatte ich allerdings eine Waffe, die es mir möglich machte, den Krumir ganz unverletzt in die Hände zu bekommen.
Auch heute wurde, wie es notwendig war, eine Wache aufgestellt, und überließen wir uns dem Schlaf in der frohen Hoffnung, morgen um diese Zeit unsere Aufgabe längst erfüllt zu haben. Da wir zeitig zur Ruhe gegangen waren, so waren wir am andern Morgen bereits vor Tagesanbruch munter, und kaum konnten wir die Fährte mehr ahnen als bereits erkennen, so wurde aufgebrochen.
Wir hatten unsern Weg noch nicht Dreiviertelstunde lang verfolgt, so erreichten wir ein kleines Tälchen, welches von Akaziensträuchern bestanden war, und hier hatte der Krumir mit seiner Gefangenen die Nacht zugebracht. Er hatte sich hier so sicher gefühlt, daß er sogar ein Feuer angebrannt hatte. Mochallah war an eine Akazie angebunden worden, wie wir ganz deutlich sehen konnten. Die letzten Eindrücke, welche die beiden Personen und die Pferde hinterlassen hatten, waren so frisch, daß der Krumir kaum eine halbe Wegstunde Vorsprung haben konnte.
Nun ging es mit erneutem Eifer vorwärts. Das Tal stieg eine Anhöhe empor. Als wir den Kamm derselben erreichten, hielten wir alle unwillkürlich unsere Pferde an. Dort, gegen Mittag, blitzte es am fernen Horizont hell und
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