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1801 - Die Herreach

Titel: 1801 - Die Herreach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Achsen sind aus dem härtesten Gebirgsholz! Obwohl ...", hier sank seine Stimme zu einem Murmeln herab, „... obwohl ich meine, man bräuchte ein härteres Material. Die Achsen stehen unter einem Bretterboden, der Boden ist seitlich durch vier Wände stabilisiert."
    „Wozu ist es gut?" fragte Dourmel unbarmherzig.
    Johm stieß einen Fluch aus. In Keerioch wurde eine verstümmelte Abart des Herrod gesprochen, speziell was unflätige Worte anging. Mit dem reinen Hoch-Herrod, wie man es in Moond zu hören bekam, hatte das wenig zu tun.
    Der Erfinder begab sich hinter seinen sogenannten Karren und drückte mit aller Macht. Und tatsächlich, das schwere, klobige Ding bewegte sich! Dourmel wich zurück bis zur Tür, dann ins Freie. Johm kam mit seinem Karren hinterher.
    Draußen belud er vor den Augen des Clerea-Priesters die eingefaßte Fläche des Karrens mit schweren Gegenständen. Er nahm einfach das, was an Abfall draußen herumlag. Mittlerweile lagerte auf dem Karren das vier- oder fünffache Gewicht eines Herreach. Dourmel wunderte sich, daß der Karren nicht zusammenbrach.
    Und nun geschah das, was ihm anfangs Respekt abnötigte - aber wirklich nur im ersten Moment.
    Johm stellte sich erneut hinter den Karren und schob. Das ganze Ding mit seinem vollen Gewicht setzte sich sofort in Bewegung. Zwei Meter, drei, vier, der Karren kam richtiggehend in Fahrt.
    Wie das sein konnte? Diese Räder, die sich unter der Last drehten, stellten wohl das Geheimnis dar.
    Dourmel war ein kluger Herreach. Er überlegte sich, daß es mit eckigen Rädern vermutlich nicht funktionieren würde.
    Johm stieß triumphierende Laute aus und schob den Karren immer schneller. Bis er auf ein tiefes Loch im Boden zusteuerte; Dourmel sah sich das Desaster mit Interesse an.
    Der Karren rumpelte, legte sich auf die Seite, fiel um und zerbrach an praktisch allen Stellen gleichzeitig. Ein Wunder, daß sich Johm nicht dabei verletzte.
    Nachsichtig half ihm Dourmel auf die Beine.
    „Ich danke für die Vorstellung", sagte er.
    „Hmmm ... Ich dachte, du könntest eine Beschreibung meines Karrens nach Moond schicken. Damit noch mehr davon gebaut werden. Denke nur! Hundert Karren pendeln zwischen Moond und Keerioch! Jeder transportiert mehr Waren, als ein Bote tragen kann. Hast du gesehen, wie schnell der Karren fuhr? Wie schnell könnte der Handel funktionieren, wieviel könnte man bewegen! Ich sehe eine Revolution voraus, Priester!"
    Dourmel sagte herablassend: „Und ich kenne den Wanderweg zwischen Moond und Keerioch. Er ist voller Schlaglöcher."
    „Wenn du damit sagen willst Warte! Warte, Dourmel!"
    Der Clerea sah nicht mehr mit an, wie sich das Nas-Organ des Erfinders ärgerlich nach oben zog, sondern drehte um und ging an den Trümmern des Karrens vorbei in die Stadt zurück. Es wurde Zeit für das Gebet. ‘Mit diesem Unsinn hatte er viel Zeit verloren.
    Dourmels Ziel war das Bethaus von Keerioch, direkt neben seiner Wohnhütte gelegen. Zwei Dutzend Herreach hatten sich bereits versammelt, als er kam. Er kannte sie alle, und sie machten einen nervösen Eindruck.
    Die meisten erlebten das Mysterium des Gebets erst seit kurzer Zeit. Sie mußten sich noch daran gewöhnen, daß es zu Phänomenen kommen konnte, daß die geistige Kraft der Herreach immer dann riesengroß wurde, wenn sich mehrere zugleich auf dasselbe innere Bild konzentrierten.
    Dazu bedurfte es eines geschulten Priesters. Jemand mußte anwesend sein, der die Gedanken in die gemeinsame angezeigte Richtung lenkte. Ohne Priester hatte es keinen Sinn, dann konnte man auch allein zu Kummerog beten. Der Effekt wäre derselbe.
    Sie begrüßten ihn freundlich.
    Dourmel sagte laut: „Wir wollen beginnen. Folgt mir ins Betfeld."
    In den beiden folgenden Stunden verbrauchte er seine ganze Kraft. Seine Jünger trieb er bis an den Rand des Zusammenbruchs, bis sie mit pulsierenden Leibern erwachten, die Münden zu kleinen staunenden OvaIen geöffnet.
    Er hatte die Energie, die in einem solchen Gebet steckte, seit frühester Jugend gespürt. Seit dieser Zeit war er vom Cleros gefördert worden.
    Dourmel hatte immer geglaubt, er besitze die besondere Gunst des obersten Künders. Bis zu seiner Verbannung in die hinterste Wüstenprovinz. Und nun ging’s wieder nach Moond zurück. Erfreute sich darauf, als er sein Bündel packte und die Hütte verließ; hoffentlich auf Nimmerwiedersehen.
     
    *
     
    Das Volk der Herreach besaß eine Nomadenvergangenheit, die gar nicht lange zurücklag. Die meisten

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