Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Zeitablauf ebenfalls wahnsinnig schnell. Wir würden es nicht einmal bemerken, weil wir seit Äonen darin eingebunden sind und uns die wahren Bezugspunkte fehlen ...
    Im Norden, etwa dreißig Kilometer entfernt, erhob sich ein flacher Gebirgszug über die Ebene. Falls es eine Möglichkeit gab, die Space-Jet wenigstens für kurze Zeit vor den zu erwartenden Verfolgern zu verbergen, dann in dieser Region.
    „Sie sind Ackerbauern", stellte Sibyll Norden fest.
    Die PERSIA glitt über karge Felder hinweg. Meterhohe Pflanzen wogten in einem sanften Ostwind.
    Der Übergang zur sandbedeckten Geröllwüste vollzog sich nahezu unmerklich. Eine Schlucht öffnete sich, breit genug, daß die Space-Jet mit unverminderter Geschwindigkeit einfliegen konnte. Wasser war hier nie geflossen, tektonische Beben hatten die Schlucht eingekerbt. Aber das lag Äonen zurück.
    Vielleicht ein Standardjahr oder zwei - was spielt das für eine Rolle?
    Das Gefühl, die Ewigkeit zu erleben, war erhebend und deprimierend zugleich. Nie hätte Gloom Bechner solche Empfindungen für möglich gehalten. Fast war es, als betrachte Gott seine Schöpfung.
    „... und siehe, er hatte Wohlgefallen daran."
    Daß er unwillkürlich laut gesprochen hatte, fiel Bechner erst auf, als Sibyll ihn seltsam musterte.
    „Wovon redest du?"
    „Nichts, es ist nichts.( Er winkte ab, eine Spur zu lässig, als daß es echt gewirkt hätte. „Ich habe nur laut gedacht."
    Warum schäme ich mich meiner Gedanken, was ist Unrechtes daran? Ich glaube an Gott, es gibt ihn, obwohl seine Existenz nie bewiesen wurde. Jedes Volk hat Götter, die es verehrtihre Namen „zögen unterschiedlich sein, aber das Körnchen Wahrheit darin ...
    Ein Felsüberhang, eine mächtige, schräg stehende Platte, die irgendwann abgerutscht war und sich verkeilt hatte. Der Wind hatte Erde und Samen angeweht und einen dichten Vorhang aus Schlingpflanzen entstehen lassen. Vorsichtig, nur mit Hilfe des Antigravtriebwerks, manövrierte Bechner die Jet unter die Platte.
    Das war mehr als Maßarbeit, wie ein dumpfes Knirschen verriet.
    „Hiermit nehmen wir Trokan für die Menschheit in Besitz", sagte Mirco Adasta feierlich und fügte hinzu: „Sind wir wirklich die ersten?"
    Sibyll Norden ging nicht darauf ein. „Es ist kalt draußen", stellte sie fest. „Die Temperatur liegt unter dem Gefrierpunkt. Wir sollten die Thermo-Kombis anlegen."
    „Ist das alles?"
    „Die Atmosphäre besteht aus Sauerstoff und Stickstoff, dazu Edelgase. Schädliche Mikroorganismen können nicht festgestellt werden."
    „Für exakte Analysen ist später Zeit", drängte Bechner. „Ich will die Stadt erreicht haben, bevor Khan uns Schwierigkeiten bereitet."
    Ihre Ausrüstung lag in der unteren Polschleuse bereit: Flugaggregate; handliche, flache Kombistrahler; Nahrungskonzentrate und Medikamente. Dazu eine Transportkiste mit allem, was für die Nachrichtenübermittlung nötig war.
    Mirco Adasta verließ das Schiff als erster.
    Er machte zwei Schritte und faßte sich jäh an den Hals. Keuchend, nach Atem ringend, wandte er sich um. Was er sagte, war ein tonloses Krächzen; er würgte, begann zu zittern. Sein Gesicht wurde bleich.
    „Er erstickt!" stieß Sibyll entsetzt hervor. „Mein Gott, so unternimm doch was!"
    Gloom sprang ebenfalls nach draußen. Er hatte den Atem angehalten, mehr konnte er nicht tun, und zerrte den Kameramann zurück. Rasselnd leerte er seine Lungen und sog sie sofort wieder voll Sauerstoff.
    Benommen ließ er sich in die Hocke sinken; sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch.
    „Es ... geht schon ... wieder", brachte er abgehackt über die Lippen, und seine Stimme klang heiser. „Die Luft ... zu wenig Sauerstoff. Wie im ... Hochgebirge."
    Die Frau starrte ihn entgeistert an, danach das Kombiinstrument, das sie als Armband am Handgelenk trug.
    „Nur zwölf Prozent Sauerstoffanteil", las sie ab. „Nicht eben förderlich für Hochleistungssport."
    „Mehr solche Fehler ... dürfen wir uns nicht erlauben", ächzte Bechner. „Dann sind wir schnell raus ...
    aus dem Geschäft."
    Kurz darauf hatten sie ihre Ausrüstung um Atem-Verdichtermasken ergänzt. Hinderlich waren diese Masken nicht, die lediglich die Nase abdeckten und nach Bedarf Sauerstoff aus zwei seitlich angeflanschten Patronen von der Größe eines kleinen Fingers zuführten. Man mußte sich allerdings daran gewöhnen, nicht durch den Mund zu atmen. Aber das machte bei der Kälte, in der ihr Atem als deutlich sichtbare Wolke kondensierte,

Weitere Kostenlose Bücher