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1804 - Kampf ums Überleben

Titel: 1804 - Kampf ums Überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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körperlichen Schäden hatte die Medizin innerhalb weniger Monate behoben. Eigentlich stand ihrem Erwachen nichts im Wege.
    Aber da war etwas. Etwas, das kein Arzt und kein Psychologe erklären konnte. Es paßte zu ihrer geheimnisvollen Herkunft ebenso wie zu dem fast zufällig entdeckten Zinkfinger und der Tatsache, daß sie früher im Zustand starker Erregung immer wieder in einer unbekannten Sprache geredet hatte. Diese Zeit lag lange zurück.
    Seit etwa sechsundsiebzig Jahren schwieg Kallia und bewegte sich auch nicht. Ihre Hirnströme wiesen ein reduziertes, aber normales Spektrum auf.
    Ein Lebendiger Leichnam, das war es, was Gobert Grifaan immer wieder durch den Sinn ging.
    Und er konnte nichts dagegen tun, obwohl ihm alle Mittel dieser Welt gegeben waren, selbst aussichtslose Fälle zu bewältigen.
    Damals, als Myles Kantor schweren Herzens Abschied von seiner Frau genommen hatte, um mit der zweiten BASIS-Expedition zur Großen Leere aufzubrechen, hatte er Kallia seiner Mutter anvertraut. Enza Mansoor war längst tot, im Jahr 1219 NGZ bei einem Laborunfall ums Leben gekommen. Nach der Rückkehr der BASIS in die Milchstraße war Myles Kantor als erstes zu ihrer Urne geeilt, um diese zu bergen und danach im kleinen Vorgarten des Bungalows am Goshun-See zu vergraben. Daß Kallia noch lebte, half ihm in all den Jahrzehnten über den Verlust der Mutter hinweg.
    Kallia selbst aber ...
    Gobert Grifaan blieb stehen und starrte auf das Display, um nicht in den Antigravtank sehen zu müssen.
    Medosonden hingen über Kallia. Sie stellten die Versorgung mit Nährstoffen und Flüssigkeit sicher und hielten den Körper in einem optimalen Zustand. Kallia fehlte nichts - außer ihrem Bewußtsein.
    Myles trat wie immer dicht an den Tank heran. Langsam glitt seine Hand durch das Antigravfeld, das seine Frau umfing. Seine Fingerspitzen berührten ihre Stirn, ihre Nase, die Wangen und schließlich den Mund.
    Gobert Grifaan schloß die Augen. Er wollte es nicht mit ansehen. Es ging einfach nicht. Seine Knie fühlten sich butterweich an und schlotterten. Als sei es seine eigene Frau und nicht die Kantors.
    „Meine liebe Kallia", flüsterte Myles. „Ich bin bei dir. Wenn du es spürst, dann ist es gut. Ich weiß, du kannst mir kein Zeichen geben."
    Langsam zog er die Hand zurück, schritt langsam um den Tank herum und blickte dann den Chefarzt an.
    „Danke, Gobert. Bis später."
    Ohne sich noch einmal umzusehen, ging er hinaus. Grifaan hatte Mühe, ihm zu folgen. In der Schleuse mieden sie den Blickkontakt, und Myles suchte sofort das Büro und den Transmitter auf. Das Feld stand noch, und der Syntron teilte ihm mit, daß die Verbindung mit Trokan und der PAPERMOON in Ordnung war.
    Myles winkte kurz und trat in das Abstrahlfeld. Sekunden später löste sich sein Körper auf. Das Feld erlosch.
    Gobert Grifaan klammerte sich an die Lehne seines Sessels.
    „Ich könnte es nicht", stöhnte er. „Nicht nach so langer Zeit."
    Schon das Zusehen fiel ihm schwer. In der Nähe Kallias hielt er es kaum aus.
    Und doch brachte er es nicht fertig, sich nach einem anderen Job umzusehen. Myles Kantor zuliebe harrte Gobert Grifaan auf seinem Posten aus.
     
    2.
     
    Der Gleiterkonvoi mit den Meßsonden hielt nach Westen und folgte der Qualmspur drunten in der Ebene. Ein mit Herreach völlig überladener Zug quälte sich in Richtung Moond. Die Passagiere hingen teilweise außen an den Wagen oder lagerten auf den Dächern. Ab und zu fiel einer entkräftet hinab und blieb neben den Gleisen liegen.
    „Khan an Konvoi", sagte der LFT-Kommissar. „Die Reichweite unserer Zugstrahlen ist von hier aus zu klein zum Eingreifen. Vier Fahrzeuge bleiben auf Kurs. Die anderen folgen mit zur Eisenbahn. Wir versuchen zu retten, was zu retten ist."
    Sie schwenkten ab und beschleunigten. In der Nähe der Gleise schleuste Cistolo Khan mehrere Roboter aus, die sich um die Herabgefallenen kümmerten. Sie konnten nur noch den Tod der gestürzten Herreach feststellen. Ihre Artgenossen in und auf dem Zug kümmerten sich nicht um sie.
    Der LFT-Kommissar seufzte und schlug sich mit der Faust gegen den Oberschenkel.
    „Die Gestürzten weisen keine lebensgefährlichen Verletzungen auf", knurrte er. „Sie könnten noch leben. Aber sie resignieren einfach und sterben."
    Was hätte er darum gegeben, in jedem Einzelfall zu helfen und solche Vorfälle zu vermeiden! Es war aussichtslos. Er hätte jedem Herreach einen Aufpasser zur Seite stellen müssen, und das war bei einem

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