1808 - Die Vorhölle
aufhält.«
»Und wer sind sie?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Da muss ich leider passen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass sie aus einer bestimmten Richtung stammen.«
»Dann bleibt es bei der Mafia?«
»Genau. Und die kann keine Zeugen gebrauchen.«
Harry Stahl nickte und verzog zugleich den Mund. »Das ist alles verdammt schlimm«, sagte er. Für einen Moment war er abgelenkt. »Wir haben in unserem Land schon oft mit der Mafia Ärger gehabt. In der letzten Zeit hat es einige Schießereien gegeben. Dies hier ist ein Land, in dem sich die Organisationen tummeln. Egal, aus welcher Familie sie stammen, sie sind alle da und bekriegen sich untereinander.«
»Ob Schwarz auch dazugehört hat?«
Harry wiegte den Kopf. »Das ist schwer zu sagen«, gab er leise zurück. »Ich würde sagen, nicht direkt, aber er kann für sie gearbeitet haben und hat möglicherweise einen Fehler begangen, dem sie ihm jetzt heimgezahlt haben.«
Ich überlegte. »Ja, das ist möglich.«
»Und ausgerechnet jetzt haben sie zugeschlagen.« Harry schüttelte den Kopf. »Das ist wirklich zum Kotzen.«
»Man kann es sich nicht aussuchen.«
»Und jetzt verschwinden wir und rufen die Kollegen an, damit sie so schnell wie möglich herkommen und die Bande festnehmen.«
»Nein, das werden wir nicht machen.«
»Ach? Und warum nicht?«
»Möchtest du das Leben der Kollegen riskieren? Du weißt doch genau, wenn die hier erscheinen, werden sich die Killer wehren und dann kann es ein Blutbad geben.«
»Meinst du?«
»Sicher. Und wenn du ein SEK kommen lassen willst, dauert das seine Zeit, bis die Jungs hier sind.«
Harry nickte. »Dann machen wir es wohl alleine.«
»Das sehe ich auch so.«
Die beiden Mörder wollte ich nicht so ohne Weiteres entkommen lassen. Ich wollte, dass sie für diese schlimme Tat bestraft wurden.
Wir mussten uns darauf einrichten, dass sie das ganze Haus durchsuchen würden. Bei dem bewohnten Teil würde das recht schnell gehen, und ich glaubte nicht, dass sie vor der Werkstatt haltmachen würden.
»Gibt es denn hier auch einen Ausgang?«, fragte Harry.
Ich nickte ihm zu. »Wir können sogar recht bequem verschwinden, wenn es sein muss.«
»Aber das willst du nicht.«
»Genau.«
»Du willst sie stellen.«
»Richtig.«
Harry zog seine Augenbrauen hoch. »Hier und nicht draußen? Wir könnten dort warten, bis sie das Haus wieder verlassen. Wäre ein Vorschlag von mir.«
»Und nicht mal ein schlechter.«
»Dann sollten wir uns entscheiden. Und zwar recht schnell.«
Das brauchten wir nicht mehr, denn bevor wir eine Entscheidung treffen konnten, hörten wir eine Stimme, und einen Moment später öffnete sich eine Tür.
Wir waren schon unterwegs. Und zwar zu einer anderen Tür, und es war unser Glück, dass die beiden es nicht so eilig hatten und noch zurückblieben. So konnten wir in einen anderen Raum hineinhuschen und befanden uns wirklich in der Werkstatt, die als Schreinerei eingerichtet worden war.
Wir blieben im Dunkeln stehen und suchten auch nicht erst nach einem Lichtschalter. Stockfinster war es nicht, denn als sich unsere Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, da sahen wir, dass die Umgebung nicht leer war. Durch zwei Fenster sickerte fahles Nachtlicht, das uns gut tat, sodass wir uns jetzt besser orientieren konnten. Ohne uns abgesprochen zu haben, suchten wir das Gleiche. Ein gutes Versteck, von dem aus wir agieren konnten, denn wir gingen davon aus, dass die Mörder kommen würden.
Ich kannte mich hier schon etwas aus, und deshalb ließ mir Harry den Vortritt. Meine Erinnerung beschäftigte sich mit einem bestimmten Ort hier in der Werkstatt. Es war die Abteilung, in der die Särge standen. Manche waren schon fertig, andere mussten noch geschliffen und lackiert werden.
Ich erklärte Harry in kurzen Worten, was ich vorhatte.
Er war sofort dafür und überließ mir den Vortritt. Ich führte ihn dorthin, wo die Särge standen.
Da wir noch allein waren, riskierte ich es, meine Leuchte kurz einzuschalten. Die hochkant stehenden Särge fielen sofort ins Auge, und wir sahen auch den Umriss einer Tür. Was dahinter lag, wussten wir nicht, aber ich wollte es wissen und zog die Tür auf.
Ein Lager für Werkzeuge tat sich auf.
»Geh du da rein, Harry!«
»Und du?«
»Ich bleibe zwischen den Särgen. Die geben mir Schutz genug. Einige stehen wirklich perfekt.«
»Das ist doch ein zu hohes Risiko.«
»Nicht, wenn du mitspielst.«
»Und was verlangst du von
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