1808 - Landung auf Lafayette
leise.
„War schon besser", antwortete sie.
Selbst Frans voluminöse Stimme schien gebrochen. Ihr Atem pfiff, und auf ihrem großflächigen, freundlichen Gesicht lag tiefer Schmerz.
„Fran, ich konnte leider nicht früher kommen", fuhr der Cajun fort. „Brauchst du irgendwas?"
„Nein, es geht schon." Sie stemmte die Arme in die Seiten und wuchtete sich hoch. Ihre grauen Augen blitzten, und für einen Moment kehrte ihre alte Kraft zurück. „Hör mal, mein Junge, setz gefälligst ein anderes Gesicht auf, wenn du Fran Duret besuchst! So ‘netraurige Visage hab’ ich mein Lebtag nicht gesehen!"
Joseph stutzte, dann lachte er. „Weißt du was, meine Liebe: Jetzt koche ich uns erst mal einen Tee!"
5.
Die Stachler Derselbe Tag, 17.45 Uhr „Etwas Neues?" fragte Joseph, als er wieder in die Zentrale zurückkehrte.
Dann verharrte er erschrocken. Die Schwestern Ira und Amelia Roussot sowie der Funktechniker waren zusammengebrochen. Anja Shriver und Michael Doucet hielten sich mühevoll an den Kontrollen fest.
Einzig Pepe hatte sich wie ein Eichhörnchen zusammengerollt und schlummerte friedlich.
Joseph holte schnell den Medorobot, packte Anja und Michael zu den anderen und setzte sich selbst an die Kontrollen.
Bisher war kein zweites unbekanntes Objekt geortet worden; zumindest in der näheren Umgebung von Camp Mirage schien nur ein Schiff gelandet zu sein.
Nichts hatte sich seither gerührt. Das Schiff verharrte unbewegt, die Strahlungsintensität war stets dieselbe, die Fremden hatten sich nicht gezeigt.
„Wollen wir jetzt immer so weitermachen?" stellte Joseph sich selbst laut die Frage. „Wir sollten etwas unternehmen, und ..." Er unterbrach sich und starrte auf eine Meßkonsole. „Was ist das denn ..."
Amelia Roussot richtete sich auf. „Ist etwas passiert?"
„Irgendwas spielt hier verrückt ..."
„Wie meinst du das?"
„Ich kann nichts mehr sehen ... Alles schwarz ... Keine Ortung mehr ..."
Ira Roussot wälzte sich stöhnend auf die Seite.
„Alles vorbei", hauchte sie. „Nun haben sie auch noch einen Weg gefunden, die Ortung zu stören ..."
„Nein ... nein", stieß Amelia hervor und quälte sich auf die Beine. „Das kann nicht sein ... Das halte ich nicht mehr aus ..."
Die junge Frau taumelte langsam aus dem Raum.
„Amelia", rief Ira, „Amelia! Was hast du vor?"
Unruhig kämpfte auch sie sich hoch und stolperte zu Joseph. Aus trüben, wäßrigen Augen starrte sie auf die Konsolen, tippte vergeblich auf den Bedienungselementen herum, um eine bessere Ortung zu ‘bekommen, und seufzte dann schwer.
„Sie haben uns gefunden", flüsterte sie.
Sie verlor den Halt und taumelte gegen Joseph, der sie festhielt und stützte.
„Bitte, such nach Amelia", stöhnte Ira. „Sie ist sehr labil ... sie hat schon mal einen furchtbaren ... Bitte, bevor sie etwas Schreckliches ... Ich kenne sie ..."
„Keine Angst, ich kümmere mich schon um sie."
Er führte Ira zu den anderen, um sie dort wieder hinzulegen, als Amelia bereits zurückkehrte.
Und dann ging alles sehr schnell.
Ira riß sich von Joseph los; sie ahnte schon, was geschehen würde, noch bevor sie Amelia sehen konnte.
Mit einer für ihre Verfassung erstaunlichen Schnelligkeit lief Ira auf Amelia zu, die sich ebenfalls schnell zu den Ortungskonsolen bewegte. In ihrer rechten Hand hielt die jüngere Schwester einen Kombistrahler, den sie wer weiß woher in der kurzen Zeit beschafft hatte.
Sie schrie unzusammenhängend mit sich überschlagender Stimme. Dann begann sie mit voller Leistung und aus kürzester Entfernung zu feuern, bevor Ira sie erreichen konnte.
Joseph, der gleichfalls schrie und zu Amelia springen wollte, hatte das Gefühl, als würde ihn jemand gewaltig vor die Brust stoßen; er wurde in die Luft gehoben und nach hinten geschleudert, seine Ohren dröhnten von einem furchtbaren Knall, und vor seinen Augen tanzten Sterne.
Diejenigen, die versucht hatten, sich aufzurichten, wurden von der Wucht des Drucks umgerissen.
Dichter Qualm quoll aus aufgeplatzten Maschinenteilen, Stichflammen schossen an mehreren Stellen empor.
Amelia Roussot hatte mit der Waffe an den veralteten Konsolen ganze Arbeit geleistet.
„Großer Gott", keuchte der Cajun, der beißende Rauch quälte seine Kehle. „Was ist mit den beiden Mädchen ..."
Er rappelte sich hoch, taumelte verwirrt durch den Raum und stolperte über einen Körper.
„Nein ... nein ...", stieß Joseph verzweifelt hervor, als er an der Kleidung Amelia Roussot
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