1808 - Landung auf Lafayette
dem dichten Blätterdach verschluckt. Sollten die Fremden bereits auf der Suche sein, würde es jetzt nicht mehr so einfach sein, sie in der grünen Hölle zu finden, durch die. Vielzahl an Lebewesen gab es genügend andere Wärmequellen, die in die Irre führten.
Der Shift wurde mit allen Waffen, die auffindbar waren, vollgepackt. Das waren herzlich wenige, aber besser als nichts. Die beiden Gleiter sollten von Joseph Broussard und Pepe geflogen werden; die beiden sollten als Kundschafter fungieren. Anja war sich darüber im klaren, daß auf keinen der Beeinflußten Verlaß war. Sie sollten auf Sichtkontakt fliegen und darauf achten, daß der Autopilot des Shifts nicht plötzlich verrückt spielte.
Pepe und Joseph Broussard hatten ihre Sachen sehr schnell gepackt: Macheten, ein Überlebenspaket mit Angelschnur, Köder, Notfallrationen und Medikamenten, dazu zwei, drei persönliche Sachen, hastig in Hosentaschen gesteckt, bevor der andere sie sehen konnte. Das meiste verstaute der Cajun in den Vordertaschen eines Rucksacks, den er schon seit Jahren stets auf längere Ausflüge mitnahm.
Einige Zeit beschäftigte er sich umständlich mit der Haupttasche, stopfte, raschelte und murmelte, bis Pepe ihm neugierig über die Schulter schaute. In diesem Moment schloß Joseph bereits die Lasche.
Er hielt dem Jungen den Rucksack hin. „Hier, box mal so kräftig du kannst dagegen."
Pepe gehorchte und machte ein verdutztes Gesicht. „Weich und trotzdem unnachgiebig!"
Joseph lachte. „Das ist Joseph Broussards Spezialverpackung - da geht absolut nichts durch! Geeignet für das Wertvollste und Unentbehrlichste eines Mannes, der so lebt wie ich."
„Und was ist das?"
„Na, rate mal."
*
Dewey Balfa hingegen war schon völlig verzweifelt. Seine eigenen Sachen hatte er schnell gepackt und zum Shift gebracht, dann hatte er sich um Fran Duret kümmern wollen.
Die rüstige alte Dame war inzwischen wieder auf den Beinen, ihr mächtiger Körper wirkte kraftvoll und würdevoll wie eh und je. Sie hatte ihre grauen Haare zusammengesteckt und strahlte eine ungeheure Ruhe aus.
Nur an den tiefen Furchen in ihrem Gesicht war zu erkennen, was sie durchmachte. Sie sprach sehr viel langsamer und weniger als sonst.
Joseph und Pepe trafen kurz vor der Dämmerung bei ihr ein. Dem Cajun versetzte es einen schmerzhaften Stich, als er sah, daß sie auf dem offenen Feuer einen Teekessel aufgesetzt hatte. Auf einem Gitter daneben lagen gegrillte, gefüllte Korbpilze.
„Greift zu!" forderte sie die beiden auf.
Pepe ließ sich nicht lange bitten. Er hatte wohl begriffen, wie ernst die Situation war. Das hinderte ihn aber nicht, zuzugreifen, wenn sich ihm etwas Köstliches bot.
„Fran, dazu haben wir keine Zeit mehr", sagte Joseph so sanft wie möglich.
Er wußte genau, daß die Lafayetterin sehr gereizt auf Aufforderungen, Vorschriften und so weiter reagierte.
„Das sagt mir dieser junge Mann hier auch andauernd", entgegnete Fran und deutete auf Dewey Balfa, der nervös umhertigerte. „Aber ihr scheint nicht zu begreifen, daß ich nicht gehen werde."
Joseph sah zu Dewey, der stumm und resigniert nickte.
„Das ist nicht dein Ernst, Fran", sagte er verstört.
„Doch, es ist mein Ernst. Ich bin hier zu Hause, und ich bin alt. Niemand vertreibt mich von hier, niemand! Und ich gehe nicht in dieses Schlammloch namens Swamp City. Ich kann dieses Schwein Zavass nicht ertragen, außer wenn 4000 Kilometer zwischen uns liegen."
„Fran, es wird bestimmt immer schlimmer werden mit der Beeinflussung. Dir ging es ohnehin schon so schlecht du mußt dich in Sicherheit bringen!"
„Ach was, ich habe lange genug gelebt. Wenn es sein soll, dann sterbe ich eben, aber hier, in meinen eigenen vier Wänden. Als Camp Mirage gebaut wurde, wußte ich, daß ich hier meinen Lebensabend verbringen würde. Und dabei bleibt es!"
„Dann bleibe ich auch hier, bei dir!" verkündete Pepe entschieden und verschränkte zur Bekräftigung die Arme vor der schmalen Brust.
„Red keinen Blödsinn, mein Sohn! Selbstverständlich gehst du mit Joseph!" schnaubte Fran Duret.
„Mir hat noch niemand vorschreiben können, wohin ich gehe", beharrte Pepe. „Dewey hat recht, du kannst keinesfalls hier ganz allein bleiben. Ich werde auf dich aufpassen, daß dir kein Stachler was antut!"
„Du gehst, sage ich!"
„Nein. Ich bleibe bei dir. Dewey und Joseph passen auf die anderen auf und ich auf dich. Ich bin hier zu Hause, ich kenne gute Verstecke vor den
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