1808 - Landung auf Lafayette
Verstand bringt. Joseph schaltet den Empfänger aus, und trotzdem hört die Belastung nicht auf. Die Ortung zeigt ein fremdes Objekt, höchstwahrscheinlich das Raumschiff einer uns unbekannten Intelligenz."
„Diese Intelligenz bevorzugt es - wie bereits von Amelia festgestellt - ,statt selbst aufzutreten und höflich guten Tag zu sagen, andere Lebewesen mittels einer unbekannten Strahlungsquelle zu scannen und dabei in den Wahnsinn zu treiben", setzte Anja den Faden sarkastisch fort.
„Nicht andere Lebewesen", korrigierte Dewey Balfa. „Andere Intelligenzen. Ich habe nach den Tieren in unseren Becken gesehen; sie verhalten sich alle völlig normal."
„Dann bin ich also nicht intelligent", brummte Joseph Broussard und zog die Nase kraus.
„Du bist immun", sagte Anja sanft. „Das ist ein großer Glücksfall für uns."
Seine vielen, über das ganze Gesicht verteilten Lachfältchen vertieften sich und löschten die Furchen des Kummers aus. „War nur ein Scherz."
Sie versuchte zu lachen, hustete jedoch nur gequält. Pepe wollte schüchtern ihre Schulter streicheln, aber Michael Doucet war schneller. Er strich Anja die Haare aus der Stirn und gab ihr einen leichten Kuß auf die Wange.
Pepe zog seine Hand sofort zurück. Joseph sah, daß er einen Moment nicht wußte, ob er lachen oder weinen sollte.
„Außerdem ruht die ganze Last nicht auf meinen Schultern allein; Pepe geht es sehr viel besser als euch.
Und dann haben wir noch die Roboter, vor allem Bunny", fügte er hinzu.
„Die Roboter müssen wir leider ausschließen", warf Amelia Roussot ein. „Die vier Schrotthaufen haben sich im Sumpf verirrt. Keine Ahnung, wo sie stecken, ob sie noch funktionieren oder jemals zurückkehren. Ich kann sie jedenfalls nicht mehr orten."
Sie schlug heftig auf die Konsole und wimmerte auf einmal auf vor Schmerz.
„Ich - ich kann’s einfach nicht fassen! Wir sitzen hier völlig hilflos und ...", stammelte sie.
Amelia schlug erneut auf die Konsole. Ihre Schwester hielt erschrocken ihre Hand fest.
„Amelia, was ist los mit dir?"
„Nichts ... gar nichts", antwortete die Jüngere knirschend.
Ihr schweißbedecktes, bleiches Gesicht, die zitternden Hände und die unstet umherirrenden Augen verrieten aber das Gegenteil.
„Du solltest dich hinlegen", befahl Ira.
Aber Amelia weigerte sich. „Nein, ich habe hier noch zuviel zu tun."
„Du siehst miserabel aus, und ich habe das Gefühl, daß du bald die Kontrolle verlierst", beharrte die ältere Schwester. „Du weißt, was dann geschieht ..."
„Was meint ihr, wie lange das Schiff da wohl schon steht?" ging Dewey Balfa unruhig dazwischen, bevor die Geschwister den Disput fortführen konnten.
„Wenn wir davon ausgehen, daß die Außerirdischen sofort mit der >Arbeit< begonnen haben - noch nicht lange", behauptete Michael. „Das ist das, was wir uns wünschen."
„Wenn wir nur wüßten, ob das auch schon auf anderen Welten vorgekommen ist", murmelte Anja.
„Es ist weiterhin kein Funkverkehr möglich", mischte sich der Techniker ein, der mit seinem verstorbenen Kollegen am Hyperfunk-Empfänger gearbeitet hatte. „Ich habe kurz mit dem Gedanken gespielt, den Empfänger nochmals zu testen, aber ich lasse es besser bleiben. Wenn schon kein normaler Funkverkehr möglich ist, nicht einmal zu Swamp City, hat sich vermutlich auch im Hyperfunk nichts geändert - und wir bekämen es wieder mit diesem grauenhaften Ton zu tun."
„Leider ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß es auch alle übrigen Bewohner von Lafayette und die LFTKommission getroffen hat", meinte Michael. „Es ist genug Zeit vergangen, um Hilfe zu uns zu schicken, aber nichts ist geschehen."
„Vorausgesetzt, Zavass hat Lust, sich darum zu kümmern."
„Er würde sich hüten, fahrlässig zu handeln, bei dem Dreck am Stecken, den er bereits hat."
Sie verzettelten sich immer mehr in zu diesem Zeitpunkt unwichtige Details, aber das fiel keinem von ihnen auf. Durch den ständigen geistigen Druck war keiner von ihnen mehr in der Lage, vernünftig zu handeln oder zu denken.
Auch Joseph Broussard und Pepe achteten nicht darauf; vor allem Joseph hatte jetzt andere Gedanken.
„Wenn möglich, würde ich mich gern für kurze Zeit entschuldigen", sagte er.
Er wartete Anjas Antwort nicht ab, sondern verließ ungewöhnlich hastig die Zentrale.
*
Die große, starke, Geborgenheit ausstrahlende Fran Duret wirkte erschreckend hilflos und eingefallen in ihrem Bett.
„Wie geht’s dir?" fragte Joseph
Weitere Kostenlose Bücher