1809 - Hetzjagd durch den Hyperraum
der GILGAMESCH übertragen. Schweigend hörten wir uns an, was der Kommandant zu sagen hatte, ein schätzungsweise hundert Jahre alter, vierschrötiger Terraner mit mürrischer Miene und wucherndem Kraushaar.
Er machte auf mich den Eindruck eines Mannes, dem sein Beruf schon das eine oder andere Magenleiden eingebracht hatte.
„Es hat definitiv keine Überlebenden gegeben", sagte Henesh Grokahn, nachdem er sich vorgestellt hatte. „Jedenfalls nicht im Wrack, das ist amtlich. Es gibt auch keine Spur von Fremdeinwirkung oder einem Objekt, das dafür verantwortlich sein würde. Keinerlei Störsignale oder fremde Strahlung, seitdem wir jetzt hier sind."
„Und wie lange ist das?" erkundigte sich Myles.
„Zwei Tage", gab Grokahn brummig zurück. „Fast schon drei."
„Wenn ich ehrlich bin", sagte Gerine, meine Stellvertreterin als Kommandant, „hatte ich etwas Angst davor, beim Austritt aus dem Hyperraum mit dem konfrontiert zu werden, was mit der PRETTY-PLAID-Besatzung geschehen sein soll. Aber es ist nichts da."
Ich sah sie an und nickte.
Gerine war 1210 NGZ geboren, zu der Zeit, als wir mit der BASIS von unserer ersten Expedition zur Großen Leere zurückkehrten und Boris Siankow im Solsystem mit den ersten Spindeln und Kartuschen experimentierte. Ich konnte mir gut Hermons Miene vorstellen, als er sie zum erstenmal sah. Mit ihrer grobknochigen, fast maskulinen Figur und dem entschlossenen Gesicht mußte sie eigentlich nach seinem Geschmack sein.
Fast jeder an Bord der RICO hatte seine Geschichte.
Gerines Story bestand darin, daß sie sich im Jahr 1279 geweigert hatte, auf eine von den Linguiden initiierte Friedensflotte - einhundert unbewaffnete Schiffe verschiedener Milchstraßenvölker - zu schießen, die damals durch die Galaxis zog und die Zustände in unserer Welteninsel und den kommenden Zusammenbruch des Galaktikums anprangerte. Sie war zu der Zeit Flottenkommandantin des Kristallimperiums gewesen und danach wegen „Feigheit vor dem Feind" zum Tode verurteilt worden.
Ich hatte sie mit einem IPRASA-Kommando vor diesem Schicksal bewahrt, gerettet und davon überzeugt, daß sie bei uns besser aufgehoben sei.
Diese Entscheidung hatte ich bis heute nicht bereut. Auf Gerine konnte ich mich ebensogut verlassen wie auf Sevia, die zweite Frau in der Zentrale, zuständig für Funk und Ortung. Mit ihr würde Hermon vielleicht eher Probleme haben.
Ich sah dem mit einer gewissen inneren Belustigung entgegen, obwohl mir im Moment überhaupt nicht zum Lachen zumute war.
„Vielleicht verbirgt sich der Fremde in der Nähe", wandte ich mich an Myles. Immer wieder: Falls es dieses Phantom je gegeben hatte! „Zum Beispiel im Ortungsschatten der Sonne. Könnte uns der Hyperraum-Resonator einen Aufschluß geben?"
Kantor legte die Stirn in Falten und warf einen Blick nach rechts, jedenfalls kam das uns in der RICO-Zentrale so vor. Dort sah er weiterhin das Gesicht von Henesh Grokahn. Doch Myles brauchte sich keine Sorgen zu machen. Was zwischen ihm und mir geredet wurde, hörte kein Unbefugter mit.
„Der Hyperraum-Resonator ...", sagte er langsam. „Ich muß zugeben, an ihn habe ich noch gar nicht gedacht, aber das kann ich schnell nachholen. Warte einen Augenblick."
Damit verblaßte sein Gesicht vor mir.
„Was für ein Ding ist das eigentlich?" fragte mich Sevia. „Ich habe den Begriff jetzt schon einige Male gehört und könnte mir vorstellen, daß es um irgendein neues Ortungsverfahren geht, wenn auch vielleicht im weitesten Sinn. Sollte ich nicht mehr darüber wissen?"
Ihr Aufbegehren war zwar verständlich, aber wie sollte ich ihr etwas erklären, was ich zum Teil selbst noch nicht ganz verstand?
Ich versuchte es einfach, während Myles das Ding arbeiten ließ.
„Der Hyperraum-Resonator ...", sagte ich und schüttelte den Kopf. „Nein, warte! Fangen wir damit an, daß die Wissenschaftler auf Camelot eine zusätzliche Eigenschaft des fünfdimensionalen Spektrums entdeckt haben. Sie leitet sich vom Hintergrundrauschen des Universums ab. Jede einzelne Sonne weist eine Fünf -D-Struktur auf, die sich vor diesem Hintergrundrauschen charakteristisch abzeichnet. Diese Resonanzen lassen sich über mehrere Millionen von Lichtjahren hinweg nachweisen."
„Das klingt mir noch sehr abstrakt", sagte die schöne Spezialistin, die in einem unserer Rekrutierungsbüros auf Terra angenommen worden war und ihre Ausbildung zur Orterin auf Camelot bekommen hatte. Ihre Figur war selbst für meine kritischen Augen,
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