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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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wundernehmen, daß man noch keinen Wagen auf der Landstraße sah, da noch eine große Anzahl von Personen an dem Feste teilnahm. Auf einer kleinen Anhöhe, etwa eine Viertelstunde von der Stadt, wurde man auf das angenehmste überrascht. Schon von weitem entdeckte sich's, daß der Weg durch eine Blumengirlande gesperrt sei; höher hinaufgekommen, gestaltete sich eine sehr anmutige Ehrenpforte. Denn in freien, leichtgeschwungenen Bogen knüpfte sich die Blumenkette zwischen den Gipfeln zweier jungen Buchen, welche am Wege standen, und das Gebüsch, von welchem diese umgeben waren, hatte man reich mit Kränzen geschmückt, die sich von Zweig zu Zweig zogen und so ein zwar wenig geregeltes, doch eben in seiner Willkür und phantastischen Freiheit höchst überraschendes Gemälde bildeten. Mit Vergnügen verweilten die Blicke der Mädchen auf diesem angenehmen Schauspiele, welches ein günstiges Vorzeichen für die Freude des Tages zu sein schien. Plötzlich, als der Wagen sich eben unter der Ehrenpforte befand, sprengte von jeder Seite aus dem Gebüsch ein Reiter hervor, dessen Hut mit grünen Zweigen und Blumen romantisch geschmückt war; diesen folgten mehrere, die sich von beiden Seiten des Weges aufstellten und den Frauen einen fröhlichen Morgengruß brachten. Die Führer ritten hierauf an den Schlag und überreichten jeder Dame einen duftenden Strauß. Es war der Rittmeister, welcher Marien auf diese Weise bewillkommnete. Er und noch ein anderer Reiter begleiteten hierauf den Wagen, indem sie am Schlage desselben ritten. Sie baten zugleich, man möge langsam, im Schritt fahren, weil auf diese Weise sich nach und nach die übrigen Wagen aus der Stadt anschließen und so einen langen und fröhlichen Zug bilden sollten. »Wir sind also die ersten?« fragte Marie, als der Wagen weiterfuhr und der Rittmeister daneben hinritt. »Allerdings«, erwiderte dieser. »Wir hatten alle Damen gebeten, pünktlich um sechs Uhr auszufahren, und es war so unter uns verabredet worden, daß wir, die wir beritten sind, alsdann hier auf der Höhe die Ankommenden begrüßen und uns zu zweien jedem Wagen anschließen sollten, wobei wir, da wir uns geordnet aufstellten, es alsdann ganz der Hand des Zufalls überlassen wollten, wessen Ritter wir auf diese Art würden. So sollte jeder Streit, jeder scheinbare Vorzug vermieden werden; der Zufall ordnet die Wagen und paart die Begleiter derselben, denn wir hatten uns gegenseitig unser Wort darauf gegeben, keiner Dame die kleine Überraschung hier oben zu verraten, allen aber dieselbe Stunde der Abfahrt zu bestimmen. So sind wir auch der lästigen Maßregel überhoben worden, auf den Rang mancher Personen Rücksicht zu nehmen, und wir hoffen, daß, wenn einmal bei unserm Fest diese steifen Gesetze des Herkommens aufgehoben sind, sie uns auch den ganzen Tag über nicht weiter in dem Genuß der Freude stören werden. Aber indem wir sprechen, gestaltet sich ja unsere Karawane schon recht ansehnlich! Betrachten Sie nur, wie sich uns schon Wagen auf Wagen nähert, um sich unserm Zuge anzuschließen.« In der Tat erblickte man auf der Höhe, die man soeben hinuntergefahren war, drei Wagen, welche, von ihren Reitern begleitet, in verschiedenen Zwischenräumen die Straße daherkamen. Bald hatten sie den ersten erreicht und fuhren nun gleich diesem im Schritt. Da man fortwährend die Straße bis zu dem Punkt im Auge behalten konnte, wo die Blumenpforte errichtet war, so gewährte es den heitersten Anblick, das Ankommen der Wagen zu beobachten, welche durch die farbigen Schals, Kleider und hellen Hüte der Damen, wie durch die Blumensträuße, mit denen die Reiter geschmückt waren, lebhaft gegen die Auen und Felder abstachen und einen schimmernden Glanz der Farben in das ruhige Bild der Landschaft brachten. Die zerstreuten Punkte, an denen das Auge haftete, rückten näher und näher zusammen, und bald gestalteten sie sich in einer reichen buntfarbigen Kette, die sich beweglich durch die Fluren dahinzog. Sie wand sich mit den schlängelnden Krümmungen der Straße, stieg mit ihr jede sanfte Höhe hinan und senkte sich im malerischen Abfall wieder ins Tal hinunter. Es war reizend, sie in den Gebüschen halb verschwinden, halb durch das Grün der Zweige schimmern zu sehen, oder sie an die steilere Wand einer felsigen Höhe gelehnt zu betrachten. Der ganze Zug unter dem heitern Himmel dahin, beglänzt von der Morgensonne, bot einen so fröhlichen Anblick dar, daß schon dadurch alle Anwesenden zur Freude

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