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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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Not ein paar Pferde lassen, und ich verliere nicht gern etwas, wo ich nichts wiedergewinnen kann.«
    »Du hast recht, Alter! Es wird uns sogar nichts übrigbleiben, als hinter dem Hügel dort herumzureiten«, antwortete Boleslaw, nachdem er einen Blick über die Gegend geworfen hatte. Er bog in eine Talsenkung ein und war so bald außer dem Bereiche des feindlichen Feuers, konnte aber auch nichts mehr von dem Schlachtfelde übersehen. In kurzem erreichte er das Biwak wieder, wo er Rasinski von seinem vergeblichen Bemühen benachrichtigte.
    »Ich wußte es schon,« antwortete dieser, »denn wir haben indes einige Leute aufgetrieben, die der Gegend kundig sind. Allein es gibt weiter aufwärts noch einen Übergang, nur können wir ihn nicht eher als gegen Abend mit Vorteil benutzen; denn er ist nur für wenige Leute einzeln zu passieren, und man kann keine Artillerie hinüberschaffen, weil die Ufer sehr steil und verwachsen sind. Der Angriff eines ganzen Korps auf die Arrieregarde der Russen ist also nicht denkbar, doch können wir vielleicht einen blinden Schrecken unter sie bringen, einen Trupp Nachzügler gefangen nehmen und etwas Beute machen. Der Auftrag ist uns gegeben. Ich freue mich, daß wir denn doch einigen Anteil an dem heutigen Tage haben werden, wo freilich die Kavallerie nur den Zuschauer machen kann.«
    Indessen dauerte die Schlacht unter den Mauern der Stadt mit Erbitteerung fort. Rasinski war mit seinen Offizieren auf einen Punkt geritten, von dem aus sich das ganze Gefecht verfolgen ließ. Auch jetzt noch war die Stellung der Batterien am Flusse diejenige, wo Tod und Verheerung am fürchterlichsten wüteten. Mit Besorgnis richteten sich die Blicke der Zuschauenden dahin, wo so viele Kameraden dem Erfolge des Tages geopfert werden mußten. Eine Anzahl von Reitern kam aus den dichten Rauchwirbeln hervorgerittey und nahm ihren Weg über das Blachfeld gegen das Zelt des Kaisers zu. Mit Erstaunen erkannte man, als sie näher kamen, den König von Neapel. Er ritt langsam, den ehrfurchtsvollen Gruß der Offiziere erwidernd, ohne sich weiter nach ihnen umzusehen, vorüber. Ein Offizier aus seinem Gefolge sprengte jedoch gegen Rasinski heran. Es war der Oberst Regnard. »Um des Himmels willen,« fragte Rasinski ihn, »was hattet ihr da drüben in dem siedenden Kessel zu tun, und vollends was wollte der König dort?«
    »Was er wollte? Schwerlich, was er jetzt tut, wieder zurückreiten. Es müssen gestern seltsame Dinge zwischen ihm und dem Kaiser vorgefallen sein, denn er ist ganz verwandelt. Er beharrte darauf, sich in jenem Höllenschlunde niederschießen zu lassen. Als wir ihn beschworen, zurückzureiten, rief er: «Ich will niemand mit mir verderben», und wollte seine Adjutanten zurückschicken. Einstimmig beteuerten sie, keinen Schritt von ihm zu weichen. In diesem Augenblicke schlug eine Granate ein und schmetterte das Pferd seines Lieblings Duteuil zu Boden, so daß er diesen getötet glaubte. Bestürzt sprang er vom Pferde und zog ihn selbst unter dem sich wälzenden Rosse hervor. Da er ihn noch am Leben und unversehrt sah, küßte er ihn und sprach: «Laßt uns denn zurückreiten.«
    Bernhard hörte dieser Erzählung mit gespannter Teilnahme zu, denn er brachte sie in Zusammenhang mit dem, was er gestern vor dem Zelte des Kaisers beobachtet, aber niemand mitgeteilt hatte. »Und vermutet man, was zwischen dem Kaiser und seinem Schwager vorgegangen sein kann?« fragte Rasinski. – »Ganz allgemein,« erwiderte Regnard und zuckte die Achseln; »er wird sowenig wie Duroc, Daru, Lobau und am Ende wir alle mit dem Feldzuge zufrieden und darüber mit ihm in Streit geraten sein. Das alte Lied mit dem alten Refrain. Nun, wenn wir heute an zwanzigtausend Mann lassen, um den Stein-Haufen dort zu erobern, so wird es wohl überlaut im ganzen Lager gesungen werden. Wenigstens wird's jeder still für sich trällern oder in den Ohren haben. Guten Morgen!« Mit diesen Worten ritt er weiter, nicht ohne ein ernstes Bedenken in Rasinski rege gemacht zu haben.

Viertes Kapitel.
    Die Angriffe auf Smolensk wurden den ganzen Tag über unablässig erneuert. Die Russen verteidigten sich kaltblütig, aber furchtbar. Tausende von Kriegern sanken auf dem Felde des Todes, und noch immer war der Preis dieser Opfer nicht gewonnen, als schon die Sonne sich zu neigen begann und hinter grauen Gewölken verschwand.
    Jetzt war die günstige Zeit für Rasinskis Pläne gekommen. Er ließ aufsitzen und zog mit dem Regimente den Dnjepr

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